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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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Zwei Mägde hantierten an einem langen Tisch mit farbigen Wollsträngen.
     „Das wirst du besser wissen als ich“, bemerkte er lahm.
    „O ja.“ Sie sah ihn forschend an und erhob sich ebenfalls. Plötzlich hatte er Angst, dass er mit einem Blick, einer Geste seine innere Finsternis verraten könnte, wenn er sich nicht sofort zurückzog.
    „Entschuldige, ich muss gehen. Ich habe Pontus versprochen, mit ihm ins Mühldorf zu reiten“, murmelte er mit belegter Stimme und hastete hinaus.
    Es war eine Lüge, die er aber halbwegs wahr machen wollte. Denn es wurde höchste Zeit, dem Mühldorf einen Besuch abzustatten. Auf dem Weg zum Stall kam ihm Pontus entgegen, fragte, was er vorhabe, und war sofort zum Mitkommen bereit.
    „Es wird dich freuen, wenn du siehst, was sich dort in deiner Abwesenheit getan hat“, sagte er mit unverkennbarem Stolz, nachdem er Wittiges einen abschätzenden Blick zugeworfen hatte.
    Wittiges lag die Bemerkung auf der Zunge, dass seine Anwesenheit auf dem Gut anscheinend gar nicht mehr erforderlich sei, da sich alles wunderbar ohne ihn regele, schwieg aber lieber. Pontus hätte ihm sofort die Leviten gelesen, insgeheim lauerte er wahrscheinlich nur auf eine solche Gelegenheit. Die ungewohnte Verdrießlichkeit, die Wittiges’ Gemüt beschwerte, war ihm selbst ein Gräuel.
    Es gab tatsächlich wunderbare Neuigkeiten.
    Drei Höfe, die jahrelang dem Verfall preisgegeben waren, hatte man instand gesetzt, nachdem neue Familien zugezogen waren. Es hatte sich wohl herumgesprochen, dass casa alba ein Hort der Ordnung, Sicherheit und Gerechtigkeit inmitten einer von Krieg und Chaos bedrohten Welt war. Als die neuen Familienoberhäupter herbeigeeilt kamen, um vor Wittiges aufs Knie zu sinken und ihm den Treueid zu schwören, nahm er sich kaum Zeit für die Zeremonie. Er fragte nicht einmal, woher die Menschen kamen. Überall im Land verließen Bauern ihre kleinen Höfe, wenn sie die Steuern nicht mehr zahlen konnten, und suchten sich einen neuen Grundherrn. Selbst die Unfreien oder Halbfreien, die dem Gesetz nach ihr Land nicht verlassen durften. Zogen sie weit genug fort, liefen sie kaum Gefahr, gefasst zu werden. Zudem machten es die nicht endenden Kriegswirren den Menschen leicht, ihre Spuren zu verwischen. Die neuen Leute machten einen anständigen Eindruck; richtig erwärmen konnte sich Wittiges dennoch nicht für sie.
    „Hoffentlich laufen sie nicht davon, sobald die erste Steuerzahlung ansteht. Du glaubst nicht, wie viele verlassene Dörfer ich im Donaugebiet gesehen habe“, sagte er nur, als er sich mit Pontus auf den Rückweg machte.
    Pontus schwieg, zog aber eine grimmige Miene. In den letzten Tagen war auch zwischen Wittiges und ihm eine ungute Spannung gewachsen, und sie redeten immer seltener miteinander. Eigentlich hätte Wittiges die Umsicht, mit der Pontus das Gut in seiner Abwesenheit verwaltet hatte, ausdrücklich loben müssen. Aber insgeheim neidete er ihm den Frieden, den er hier genossen hatte, während er selbst in einen Abgrund gestürzt war.
    Zwei Tage später ritt er ins Schmiededorf hinunter, damit Otho sein Zaumzeug ausbesserte. Natürlich hätte er einen Knecht schicken können, aber er hatte den Einfall, sich von Otho Steigbügel anfertigen zu lassen.
    Als er durch das Tor in der Hecke ritt, die das Anwesen umgab, wankte eine kleine Gestalt quer über den Hof, einen riesigen Sack auf dem Rücken. Es musste Ulf sein.
    Auf einmal lief ihm ein Huhn in den Weg. Der Junge stolperte, stürzte und verlor mit einem Aufschrei den Sack, der aufplatzte und seinen Inhalt über den Hof verstreute. Holzkohle für die Schmiede.
    Wittiges wollte sich gerade aus dem Sattel schwingen, um nach dem Jungen zu sehen, als sich die Tür zur Werkstatt öffnete und Otho heraustrat.
    „Wo bleibt die ...“ Er sprach nicht weiter, sondern stürmte auf Ulf zu, riss ihn auf die Füße und versetzte ihm einen solchen Schlag ins Gesicht, dass der Junge ein Stück über den Hof taumelte, hinfiel und zusammengekrümmt liegenblieb. Dann erst nahm Otho Notiz von Wittiges und verneigte sich, wenn auch nicht sehr tief.
    „Wie ich sehe, hast du Ärger“, sagte Wittiges kühl. „Ich kann ein andermal wiederkommen.“ Er blieb im Sattel sitzen und musterte Otho angelegentlich. Langsam kroch dem Schmied die Röte in die Wangen, ein Zeichen dafür, dass er sich seines Wutausbruchs schämte. Er war kein schlechter Kerl, und diese unverhältnismäßige Grobheit sah ihm gar nicht ähnlich.
    „Es ist nicht

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