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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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Garten  - es war die gewohnte Abkürzung -, und dort hastete ihnen Aletha entgegen.
    Sie rannte auf sie zu und schrie, sobald sie Wittiges sah, und noch während sie näher eilte, ahnte er bereits, dass Felix’ Verschwinden immer noch nicht genug des Unglücks und der Strafe war. Das Schicksal hielt noch mehr für ihn bereit.
    Der Garten glühte in den Sommerfarben. Jahrelange sorgfältige Pflege hatte der Anlage die alte Pracht zurückgegeben. Buchshecken säumten Beete mit Kräutern und Blumen, Rosen dufteten überall; an langen Spalieren, die die Wege begleiteten, reiften goldene Birnen und Äpfel. In der Mitte erhob sich ein kunstvoller Brunnen, aus dessen vier Röhren sich Wasser in ein weites, flaches Marmorbecken ergoss.
    Auf einmal drehte sich die Zeit langsamer, und so konnte Wittiges genau beobachten, wie Aletha stolperte und ähnlich wie Ulf nur wenige Stunden zuvor reglos liegen blieb.
    Wittiges erreichte seine Frau als Erster und beugte sich zu ihr hinab.
    Sie stöhnte, die Hände auf den Leib gepresst. „Das Kind“, flüsterte sie.
    Während er neben ihr in die Hocke ging, fühlte er eine Hand auf der Schulter und schüttelte sie ab. Stimmen klangen durcheinander, aber er hörte nicht, was sie sagten. Vorsichtig schob er die Arme unter Alethas Körper und wollte sie hochheben, da spürte er wieder die Hand.
    „Lass mich“, sagte ihm Pontus laut ins Ohr. „Lass mich erst sehen ...“
    Wittiges stand unter seiner Last schwankend auf. An der Stelle, wo seine Frau gelegen hatte, zeigte sich ein wenig Rot im hellen Kies, und dann entdeckte er auch die Harke, die jemand achtlos liegen gelassen hatte, und den Korb mit abgeschnittenen Kräutern, daneben ein Messer. Damit würde er sich später befassen, aber wer immer diese Gegenstände vergessen hatte, war nur ein Werkzeug des Schicksals gewesen. Der Hauptschuldige war zweifellos er selbst.
    Nicht einmal Pontus durfte ihm helfen, Aletha ins Schlafzimmer zu tragen, aber sobald er sie aufs Bett gelegt hatte, drängte ihn Pontus rigoros beiseite. Jemand fasste Wittiges am Arm und zog ihn aus dem Zimmer. Es war Viola, wie er verblüfft bemerkte. Mitleidig schaute sie ihn mit ihren Veilchenaugen an. „Geh in den kleinen Hof, ich komme, sobald ich etwas Näheres weiß“, flüsterte sie.
    Ein Knecht brachte ihm Wein in den Hof, wahrscheinlich hatte Viola dafür gesorgt. Es wurde dunkel, bevor sie in Pontus’ Begleitung wieder erschien.
    Stumm sah Wittiges ihnen entgegen. Er hatte inzwischen einige Becher Wein geleert, es war das einzige Mittel, um den ungeheuren Schmerz und die furchtbare Angst ein wenig zu betäuben.
    Die beiden setzten sich. Selbst Viola fand nicht sofort die richtigen Worte.
    „Wie geht es ihr?“, fragte Wittiges schließlich.
    „Sie hat das Kind verloren“, antwortete Viola.
    Von einem Kind hatte Wittiges nichts gewusst. Erschüttert schloss er die Augen und stöhnte gequält aus tiefster Seele auf. Warum hatte Aletha ihm nichts von ihrer Schwangerschaft erzählt? Sie wusste doch, wie sehr er sich ein weiteres Kind wünschte. Einen Sohn, wenn möglich ...
    „Pontus?“ Sein Freund verfügte über einige medizinische Kenntnisse, gerade ausreichend für gewöhnliche Übel. Dieser Unglücksfall musste seine Fähigkeiten übersteigen, aber er war der Einzige, der überhaupt etwas Sachkundiges tun konnte.
    „Sie hat viel Blut verloren. Wir haben ihr etwas gegeben, damit die Blutung aufhört. Jetzt schläft sie.“
    Wittiges wollte sich erheben, wurde aber von Pontus mit einer Hand zurückgehalten. „Du kannst nichts für sie tun, also bleib sitzen. Wir müssen über Felix reden. Ich hab mit diesem Awaren gesprochen.“
    Eigentlich hätte er das selbst tun sollen, fiel Wittiges ein. Auf einmal sehnte er sich mit einer Heftigkeit nach Felix, wie er sie in den Tagen seit seiner Heimkehr nicht mehr gespürt hatte, und sein Magen krampfte sich vor Angst um ihn zusammen. „Was sagt er?“
    „Nicht viel mehr, als wir bereits wissen, außerdem ist er schlecht zu verstehen. Sein Fränkisch klingt barbarisch. Anscheinend ist Felix aus der Residenz in Chalon entführt worden, vor den Augen von Männern, die zu Brunichilds Gefolge gehören. Sie haben es nicht verhindern können - oder wollen.“
    Wittiges wachte an Alethas Bett. Draußen herrschte tiefe Dunkelheit, nur eine schwach brennende Öllampe erhellte das Gemach. Eine Magd döste, mit dem Rücken an die Wand gelehnt, auf einem niedrigen Schemel. Hinter ihr leuchtete die Wand in einem

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