Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
Vom Netzwerk:
Schulter.
    „Ich hätte es verhindern müssen.“ Sie war kaum zu verstehen.
    „Ich glaube nicht, dass du es hättest verhindern können. Wie sicher ist es überhaupt, dass wirklich Felix und nicht Bertho entführt wurde?“ Das war ein ganz neuer Gedanke, den er erst noch ausloten musste.
    Schwer atmend stemmte Aletha sich hoch und sah ihm forschend ins Gesicht. „Meinst du das im Ernst?“ Hoffnung klang in ihrer Stimme auf.
    „Ich weiß es nicht. Morgen spreche ich mit Samur. Ich frag ihn, woher er sein Wissen hat, und entscheide dann, ob ihm zu trauen ist. Und nun schlaf, Liebes. Schlaf dich gesund“, flüsterte er voller Zärtlichkeit und zog sie wieder an sich.
    Er verbrachte eine unbequeme Nacht, in der sie die ganze Zeit über an ihn geschmiegt blieb. Es war eine süße und bittere Qual, aber auch ein Schritt in die alte Vertrautheit. Im  Morgengrauen schlich er sich in den Hof hinaus und streckte die schmerzenden Glieder. Weder Aletha noch die Magd waren aufgewacht. Einem plötzlichen Einfall nachgebend, machte er sich zur hausnahen Weide auf. Dort grasten die blauen Pferde , unwirkliche Erscheinungen im Frühlicht der Morgendämmerung, das ihre schönen Körper in einen feenhaften lichtblauen Silberton tauchte.
    Am Zaun stand eine kleine Gestalt und schreckte auf, als er ihr die Hand auf die Schulter legte.
    „Was machst du hier, Ulf?“
    Der Junge krümmte sich. Wittiges spürte die aufsteigende Panik des Kindes, das wie ein gehetztes Tier hinter sich spähte, als wollte es im nächsten Augenblick flüchten.
    „Weiß dein ...“ Wittiges hätte beinahe Vater gesagt, besann aber noch rechtzeitig, „... Bruder, dass du vor Tagesanbruch das Haus verlässt? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er das gutheißt.“
    „Ich mach nie was richtig“, sagte der Junge dumpf und streckte sich ein wenig. „Ich wollte die Pferde sehen. Die ... blauen Pferde . Alle reden davon. Und von dem Mann mit den Schlitzaugen.“ Als hätte er schon zu viel gesagt, sank er ängstlich in sich zusammen.
    „Gefallen dir die Pferde?“
    Ruckhaft hob Ulf den Kopf und schaute zu Wittiges auf, als wollte er sich vergewissern, dass diesem wirklich etwas an einer Antwort lag. „Sie sind wunderschön“, flüsterte er schließlich mit Inbrunst, „wie die Pferde Freyrs.“
    Freyr gehörte zu den alten Göttern, und es erstaunte Wittiges nicht im Geringsten, dass er nicht vergessen war. Im Wald standen noch die uralten mächtigen Bäume, unter denen er heimlich verehrt wurde, obwohl sich alle Menschen in weitem Umkreis längst zu Christus bekannten. Freyr und die alten Riten waren gut für das Gedeihen auf den Feldern und in den Familien, für Abwehrzauber und Beschwörungen. Dagegen war Christus zuständig für etwas so Neues und Unglaubliches wie das Seelenheil.
    Ulfs Wange war blauschwarz angelaufen, das sonst ebenmäßige Gesicht völlig entstellt. Bei seinem Anblick fühlte sich Wittiges merkwürdig schuldig, wehrte sich aber gegen diese Empfindung.
    „Ich denke, du gehst jetzt besser nach Hause. Hast du nicht schon genug Prügel eingesteckt?“
    Betreten wandte Ulf den Kopf, bis nur noch die unverletzte Seite zu sehen war. „Wann kommt Felix nach Hause?“, stieß er beinahe trotzig hervor.
    „Bald, ich hole ihn zurück, verlass dich darauf“, sagte Wittiges.
    Ulf atmete spürbar auf. Seine Schultern hoben sich, der ganze Körper straffte sich merklich, dann rannte der Junge mit einem Aufjuchzen davon. Kopfschüttelnd sah ihm Wittiges nach. Wie schlicht diese Kinderwelt doch war. Seine dagegen ... Unversehens überkam ihn eine unendliche Traurigkeit. Die Hände um einen Zaunpfosten gekrampft, schüttelte ihn ein Schluchzen, das tief aus der Kehle aufstieg. So geweint hatte er schon lange nicht mehr, aller Schmerz brach sich Bahn, er kam sich so erbärmlich vor, so hilflos in seinem Zorn auf sich selbst und das ungerechte Schicksal. Es schüttelte ihn regelrecht. Als das Schluchzen verebbte, er sich wieder einigermaßen gefasst hatte und um sich schaute, ob ihn jemand bei seinem beschämenden Ausbruch beobachtet hatte, stand eins der blauen Pferde nicht weit entfernt am Zaun. Jemand streichelte ihm das Maul. Es war Samur. Was hatte der Kerl zu dieser Stunde hier zu schaffen?
    Gelassen schlenderte der Aware heran, das Pferd folgte ihm.
    „Warum du die Pferde in Metz zurückgelassen?“, erkundigte er sich.
    „Ich habe nicht an sie gedacht. Aber mir fällt gerade etwas ein, das ich gern wüsste. Bei deinem Vater hab ich 

Weitere Kostenlose Bücher