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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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suchte zwei ihm bekannte Händler auf, um sich bei ihnen nach Neuigkeiten umzuhören. Die Königin, hieß es, weile noch in Chalon. Darauf hatte er gehofft, dort würde er die Spur seines Sohnes aufnehmen und vor allem Brunichild zur Rede stellen. Mit grimmiger Freude malte er sich das Gespräch mit der Königin aus. Er war gerade wieder einmal dabei, seine Anklagen gegen sie zu proben, als Ulf aufschrie.
    „Wittiges!“, rief er gedämpft.
    „Was ist?“, fuhr dieser aus seinen Gedanken auf. Im ersten Dorf, das sie gemeinsam erreicht hatten, hatte er von einem Bauern Zaumzeug und einen passenden Sattel für den Falben erworben, den der Junge ritt, sowie ein wenig Kleidung zum Wechseln, da Ulf nicht mehr dabei gehabt hatte, als er auf dem Leib trug. Nur schlichte Sachen, über die er sich dennoch gefreut hatte.
    Ulf zügelte das Pferd. „Kampflärm“, sagte er gepresst.
    Wittiges lauschte vergeblich auf die vertrauten Geräusche, aber seine Stute kanterte unruhig.
    Schon einige Male hatten sie über einen möglichen Überfall gesprochen, nun schienen sie mitten hineinzugeraten. Wittiges gab den Reisegefährten durch Handzeichen zu verstehen, dass sie sich seitwärts in die Büsche schlagen sollten, denn er gedachte mit seinem Trupp dem Kampf möglichst auszuweichen. Wenig später vernahmen alle das Waffengeklirr. Kurz entschlossen lenkte Wittiges sein Pferd neben Ulfs Falben. „Wie viele? Was meinst du?“
    Ulf war aufgeregt, er musste schlucken, bevor er antwortete. „Sechs, sieben?“
    „Sieben“, sagte Samur. Er fiel hinter die anderen zurück.
    Endlich sah Wittiges die Straße. Sie befanden sich oberhalb davon, weil das Gelände auf der vom Fluss abgewandten Seite leicht anstieg. Ein Mann zu Pferd wehrte sich gegen sechs Räuber zu Fuß, und nur weil diese offenbar das Pferd haben und es nicht verletzen wollten, lebte der Reiter noch. Seine einzigen Waffen waren augenscheinlich nur Scramasax und Dolch, die nur für den Nahkampf taugten.
    Obwohl ihn der Fremde nichts anging, hieb Wittiges seiner Stute die Fersen in die Flanken und galoppierte mit einem wilden Kampfschrei ins Getümmel. Überrascht wichen die Angreifer zurück. Wittiges setzte nach, aber da tauchten aus der anderen Straßenrichtung vier Reiter auf und schwangen bereits von Weitem die Schwerter. Es sah nicht so aus, als kämen sie Wittiges zu Hilfe.
    Nun geriet er wirklich in Bedrängnis. Zum Glück mischten sich endlich seine Knechte ein. Auf der engen Straße gestaltete sich der Kampf äußerst schwierig. Zur Verwirrung trugen das Wiehern der Pferde und die Schreie der Bagauden bei. Die Angreifer bildeten eine regelrechte Räuberbande, reizbar, furchtlos und daher überaus gefährlich. Diese geächteten Männer, die in den Wäldern hausten und kaum etwas anderes als Kampf kannten, achteten das eigene Leben gering. Der Fremde, für den Wittiges sein Leben aufs Spiel setzte, machte einen der unberittenen Räuber nieder, der zwischen sie geraten war, und Wittiges spaltete einem Reiter den Schädel, aber sie waren immer noch in der Minderzahl. Was seine Knechte ausrichteten, konnte er nicht überblicken, so sehr war er damit beschäftigt, selbst anzugreifen oder sich zu verteidigen. Einmal zischte etwas an ihm vorbei und traf einen Räuber an der Schläfe, sodass er im Sattel schwankte und sein Hieb ins Leere ging. Ein Knecht fiel, Wittiges stöhnte auf, sein Blick flog über das Schlachtfeld hinaus und blieb an einer einsamen Gestalt am Hang hängen. Samur hält sich heraus, dachte Wittiges dumpf. Der Hundsfott hält sich heraus! Dann erstarb alles Denken. Zwei Männer griffen ihn gleichzeitig zu Fuß an und ein Reiter von der Seite. Einer der Unberittenen wollte seiner Stute die Kehle aufschlitzen, dessen Kumpan langte nach Wittiges’ Bein und der Reiter schwang sein Schwert. Wittiges sah den Schlag kommen und versuchte sich wegzudrehen. Er hörte das Sirren der Schwertklinge, die durch die Luft fuhr. Aber dann war da noch ein anderes Geräusch, und die Bewegung des Schwerts nahm eine neue Richtung. Aus dem Hals des Reiters ragte ein Pfeil, die Augen wurden glasig. Während Wittiges die beiden übrigen Angreifer zurückschlug, sackte der Reiter vom Pferd. Wie auf ein Signal hin gaben die restlichen Bagauden auf, flohen die Straße hinunter und verschwanden im Wald. Einer der Knechte setzte ihnen nach, aber Wittiges pfiff ihn zurück.
    Der Fremde, für den er sich in den Kampf eingemischt hatte, stieg ab, bückte sich und wischte seine

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