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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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Klingen am Gewand eines der Toten ab -, es war Wittiges Knecht.
    „He, lass das!“, schrie Wittiges.
    „Was?“, fragte der Fremde ungehalten.
    Wittiges deutete auf den Leichnam. „Der Mann ist für dich gestorben. Er war mein Knecht. Zeig dich ihm gegenüber nicht so respektlos.“
    Der Fremde musste einige Jahre jünger sein als er selbst. Ein ansehnlicher Mann mittlerer Größe, außerordentlich gut gekleidet. Auch das Pferd war kein Karrengaul, sondern von edelster Zucht. Ein wahres Prachtstück von einem Hengst, der nun unruhig den Kopf aufwarf, weil er Blut roch.
    „Entschuldige“, sagte der Fremde ruhig. „Dann sollten wir ihn begraben. Und vorher aufräumen.“ Ohne Umstände packte er einen der anderen Gefallenen an den Füßen und schleifte ihn in Richtung Fluss. Wittiges sah sich um. Es waren insgesamt vier Tote. Zwei reiterlose Pferde strebten den Hang hinauf in den Wald, aber da schnitten ihnen Ulf und Samur den Weg ab. Eines der Pferde gehörte Wittiges, das andere einem toten Räuber. Die Beute aus diesem Kampf.
    Da damit zu rechnen war, dass sich die Räuber neu formierten oder Verstärkung fanden, hielt es Wittiges für geraten, die Toten liegen zu lassen, aber seinen gefallenen Knecht wollte er bis ins nächste Dorf mitnehmen, wo er ihn auf dem dortigen Friedhof zu bestatten gedachte. Der Fremde war einverstanden, der Einzige andere, der etwas zu sagen hatte, Samur, nickte nur. Wittiges war wütend auf ihn, bis er den Bogen auf dessen Rücken bemerkte, sowie den Köcher mit den Pfeilen. Beides hatte er natürlich bereits vorher gesehen, aber nie sonderlich beachtet.
    Für die Bestattung des Knechts auf dem eine Viertelmeile vom Dorf entfernten Friedhof musste Wittiges zahlen, aber das tat er gern, denn der Tod des Mannes bekümmerte ihn. Und noch wusste er nicht, für wen er ihn geopfert hatte. Bisher hatte er keine Zeit gefunden, sich mit dem Fremden bekannt zu machen. Aber dann war es so weit. Der Dorfälteste hatte ihnen sein Haus angeboten und war mit Familie und Gesinde in die Scheune gezogen. Eine Magd brachte Bier und die Frau des Bauern grobes Brot und eine Schüssel mit lauwarmer Grütze. Nicht gerade ein Festmahl.
    Wittiges nahm einen tiefen Zug aus seinem Tonbecher und wandte sich an den Fremden. „Ich bin Wittiges und wer bist du?“ Die Frage klang gerade eben noch nach einer höflichen Erkundigung.
    „Wittiges von Reims?“
    „Wenn schon, dann Wittiges von casa alba . So heißt mein Gut bei Reims.“
    „Dann bist du der Wittiges, den ich meine.“
    „Womit ich immer noch nicht weiß, wer du bist.“
    „Merowech.“
    „Aus ...?“
    „Merowech von Soissons, wenn du so willst. König Chilperichs Sohn.“
    Wittiges verschluckte sich und spie aus. „Verdammt!“, fluchte er. Der Sohn des Mannes, der König Sigibert hatte ermorden lassen! Und für den hatte er einen Knecht geopfert. Ihm sogar das Leben gerettet. Dieser Fehler ließ sich korrigieren. Ohne weiter nachzudenken, ließ Wittiges den Becher fallen, der prompt zerbrach und Bier verspritzte, riss seinen Dolch aus der Scheide und sprang auf die Füße. „Dann hast du Pech gehabt, wenn du Merowech von Soissons bist.“
    „Das glaube ich nicht. Brunichild hat immer voller Hochachtung von dir gesprochen“, erklärte Merowech nicht sonderlich beunruhigt.
    Wittiges’ Puls raste.
    „Wer?“
    Merowechs vorgebliche Sorglosigkeit wich einer gewissen Wachsamkeit, aber er griff nicht zur Waffe, sondern äugte nur zu Wittiges auf. „Königin Brunichild von Austrasien, deine Königin , ich traf sie in Rouen.“
    Wittiges gab seine Kampfhaltung nicht auf.
    „Wann?“ Er hatte Brunichild zur Flucht aus Rouen verholfen, aber in der Zeit danach hatte sie wenig von ihrer fast zweijährigen Haft erzählt und ganz sicher Merowech nicht erwähnt. Hätte sie das nicht tun müssen?
    „Letztes Jahr im Winter.“
    „Wieso warst du überhaupt dort? Und was hat sie mit dir zu schaffen gehabt?“
    Sicher, die Festung von Rouen war groß, sie mussten sich nicht unbedingt begegnet sein. Aber hatte der Kerl nicht gerade behauptet, sie hätten sogar über ihn, Wittiges, gesprochen?
     Merowech seufzte. „Wir haben geheiratet.“
    „Was?“
    „Ich denke, du hast mich verstanden.“
    Lüge, eine faustdicke Lüge, wollte Wittiges schreien, brachte aber keinen Laut heraus. Es musste eine Lüge sein.
    „Kannst du das beweisen?“
    Merowech grinste flüchtig. „Hier? Auf der Stelle?“ Er winkte ihn heran, packte ihn vorn an der Tunika, zog

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