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Der Hüter des Schwertes

Der Hüter des Schwertes

Titel: Der Hüter des Schwertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duncan Lay
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morgen befreien soll, hörst du?«, sagte sie eindringlich. »Kannst du dir das merken?«
    Karia lächelte. Sie konnte sich alles merken. »Klar kann ich das!«, sagte sie beinahe herablassend.
    Das Lächeln der Königin wurde breiter und schöner.
    »Braves Mädchen. Und nun sollte ich deine Blumen nehmen.«
    Karia gab sie ihr, und die Königin reichte sie umgehend vorsichtig einer ihrer Hofdamen.
    »Wir sehen uns morgen, Karia!«, sagte die Königin und nickte ihr zu.
    Karia kletterte die Stufen wieder hinunter und eilte zurück zu Martil.
    Er nahm sie auf den Arm, traute sich aber nicht zu fragen, was die Königin gesagt hatte. Nicht, wenn über zwanzig Soldaten in Hörweite waren.
    »Weiterfahren!«, befahl die Königin laut, nachdem der Diener die Stufen wieder eingeklappt hatte. »Aber ich habe es mir anders überlegt. Wir werden heute das Grab meines Vaters besuchen. Stattdessen werde ich morgen in die Kirche gehen.«
    Mit diesen Worten wurde die Tür der Kutsche geschlossen, und der Zug setzte sich wieder in Bewegung. Martil sah, dass die Königin ihn eindringlich musterte, als die Kutsche an ihnen vorbeirollte. Er und Karia winkten, bis die Kutsche außer Sicht war, dann setzte er Karia auf Tomon. Die Menschen auf dem Platz zerstreuten sich wieder, und die, die blieben, wurden wieder von den Wachmännern beobachtet. Es war an der Zeit zurückzukehren.
    »Was hast du ihr gesagt?«, fragte Martil, als sie den Weg zurückritten, auf dem sie gekommen waren. Er versuchte, so schnell wie möglich zu reiten, ohne dass es den Anschein erweckte, als würde er sich beeilen.
    »Ich habe ihr das gesagt, was du mir gesagt hast – dass Barrett uns geschickt hat und dass du der beste Krieger der Welt bist und sie darum retten würdest. Sie sagte, sie gibt uns eine Nachricht, und wir sollen sie morgen befreien.«
    »Das hast du gesagt?«, fragte Martil, der sich unsinnigerweise geschmeichelt fühlte, so beschrieben zu werden. »Das hast du wirklich gut gemacht. Ich bin so stolz auf dich«, sagte er.
    »Hast du ihre Nachricht gehört? Hast du sie verstanden?«
    Martil zögerte. »Ich habe sie gehört. Ich hoffe nur, dass Barrett weiß, was die Worte der Königin bedeuten.«
    Er wusste es. Sobald Martil ihm erzählt hatte, was geschehen war, fing Barrett an zu lachen.
    »Sie ist wirklich klug, unsere Königin Merren. Nachdem du gesagt hattest, ihr wäret mit mir gekommen, musste sie sich überlegen, wie sie mir ihren morgigen Aufenthaltsort mitteilen konnte. Und das alles in nur wenigen Augenblicken! Sie wird diesem Land zweifelsohne eine gute Herrscherin sein, wenn wir es nur schaffen, Gello und seine Meute loszuwerden. Beschreibst du mir, wie sie ausgesehen hat?«
    »Wo ist die Kirche?«, fragte Martil etwas gereizt.
    Barretts Stimmlage, wann immer er von der Königin sprach, nervte ihn – und seine letzte Frage besonders. Es war, als sei die Beziehung zwischen ihnen mehr als die zwischen Gebieterin und Berater.
    Barrett zuckte die Achseln. »Es ist die Kirche der Sonne. Sie liegt gleich in der nächsten Straße. Sie ist nicht weit vom Palast entfernt, und die Mitglieder der Königsfamilie sind schon immer dorthin gegangen.«
    »Dann müssen wir uns heute Nachmittag dort umsehen«, sagte Martil.
    »Nicht so schnell!« Conal hatte während Martils Berichterstattung geschwiegen, aber nun verschaffte er sich Gehör. »Du hast gesagt, sie wird von zwei Schwadronen Panzerreitern bewacht, richtig? Bin ich der Einzige, der es für verrückt hält, die Königin aus den Händen von zwei Dutzend der besten Soldaten Gellos zu befreien?«
    »Warum ist das verrückt?«, fragte Karia neugierig.
    Conal zuckte mit den Achseln. »Von mir aus. Dann bin ich wohl der Einzige.«
    »Nicht so verrückt wie der Versuch, sie vor den Augen Hunderter Soldaten aus dem Palast zu holen«, stellte Martil fest. »Aber die Sache will gut geplant sein.«
    »Es muss sein!«, beharrte Barrett. »Wir müssen die Königin retten! Das Schicksal des Landes liegt in unseren Händen.«
    Martil würdigte diese Bemerkung keiner Antwort; unheilvolle Verkündungen ertrug er nur zähneknirschend.
    Barrett unterdessen war wütend, weil er glaubte, Martil mangele es an Respekt für ihr Vorhaben. Verstand er nicht, wie wichtig ihre Mission war?
    »Vielleicht sollten wir uns auf den Weg machen«, sagte Conal und durchbrach die Stille.
    Die Kirche der Sonne war ein sehr altes Gebäude mit verwitterten Mauern. Es war einer der ersten steinernen Bauten in der Stadt gewesen.

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