Der Hüter des Schwertes
Mädchen trug … Menner schauderte angesichts des ältlichen Gewands. Dennoch, der Mann trug zwei Schwerter am Gürtel, also würde sich Höflichkeit bezahlt machen.
»Willkommen bei Menners! Wie kann ich Euch helfen?«, begrüßte er die beiden und kam hinter seiner Ladentheke hervor, damit sie sehen konnten, wie er angezogen war – er trug nach neuester Mode der Stadt ein gelbes Hemd mit bauschigen Ärmeln und tiefem Halskragen zu einer orangefarbenen Hose.
Karia starrte ihn mit offenem Mund an.
»Wir brauchen Kleider für das Mädchen«, verkündete Martil.
Menner nahm den Stoff von Karias Kleid zwischen Zeigefinger und Daumen und wäre fast entsetzt zurückgewichen, bevor er sich schnell wieder fing. »Mein lieber Herr, dann habt Ihr den richtigen Schneider gefunden! Wir nähen Kleider aus den neuesten Stoffen und nach der jüngsten Mode!«
»Sie ist nicht mit der Königin verabredet. Ich brauche für sie zwei Hemden, zwei Hosen und drei schlichte Kleider. Dann ein Paar warme Schuhe, ein Paar Lederschuhe und ein Paar Sandalen«, knurrte Martil. Karia versuchte sich währenddessen hinter einem seiner Beine zu verstecken und spähte nur zu dem komisch gekleideten Mann hinauf, wenn sie glaubte, dass er gerade nicht in ihre Richtung schaute.
Menner lächelte. »Natürlich können wir das für Euch machen, aber seid gewarnt, es wird eine gewisse Zeit dauern, und es wird einer Anzahlung bedürfen …«
Martil hatte nicht vor, länger in Wollin zu bleiben als unbedingt nötig. Er brachte eine dicke Goldmünze zum Vorschein und stellte sicher, dass Menner sah, wie wertvoll das Goldstück war. »Ich brauche das alles bis morgen.«
»Obwohl ich Euch wirklich gern helfen würde, ist das einfach nicht zu schaffen.«
Martil brachte eine zweite Goldmünze zum Vorschein und hätte es kaum für möglich gehalten, aber Menners Grinsen wurde noch breiter.
»Nun, für besondere Kunden wie Euch können wir immer eine Ausnahme machen. Lasst mich die Maße nehmen. Bevor ich beginne, könnte ich Euch beiden vielleicht etwas zu trinken anbieten? Ihr seid doch zweifelsohne von weit her gekommen?«
»Etwas zu trinken. Und etwas zu essen für das Mädchen«, stimmte Martil zu.
Menner eilte davon und verschwand im Hinterzimmer, um nur Sekunden später mit einem kleinen Teller voller Kekse, einem Krug Fruchtsaft und zwei Bechern zurückzukehren. Karia war sich immer noch nicht sicher, was sie von jemandem halten sollte, der so angezogen war. Sie schaffte es jedoch nicht, ihr lebhaftes Interesse an der Zwischenmahlzeit zu verbergen.
Menner reichte ihr einen Becher und lächelte, als sie ihn leerte und dann einen langen Rülpser von sich gab.
»Einkaufen macht durstig, nicht wahr?«, sagte er lächelnd.
Sie schwieg und sah ihn misstrauisch an, während sie sich einen Keks nahm.
»Bedank dich bei dem Herrn«, forderte Martil sie auf, doch sie hatte den beiden den Rücken zugekehrt.
»Das ist doch nicht nötig. Ein so kleines Mädchen ist doch einfach nur schüchtern«, sagte Menner lächelnd und brachte eine kleine Tafel, diverse Stoffstreifen verschiedener Längen und Knoten als Markierungen zum Messen hervor. »Kannst du bitte deinen Arm für mich ausstrecken?«
Karia hatte offensichtlich keinerlei Absicht, das zu tun. Martil sah eine Rangelei oder – schlimmer – viel Geschrei kommen, wusste aber nicht, was er dagegen unternehmen sollte.
Aber Menner wusste es. Er hatte schon vielen kleinen Mädchen Kleider genäht. Das war ein wichtiger und gewinnbringender Teil seines Geschäftes. Wenn sie bereits in jungen Jahren ihre Kleider bei ihm kauften, dann hatte er Kunden, die den Rest ihres Lebens bei ihm arbeiten ließen.
»Hättest du gerne eine schöne Puppe, mit der du spielen kannst?«, fragte er sie mit einem Lächeln auf den Lippen.
Karia konnte ihr Interesse nicht unterdrücken und erwiderte das Lächeln sogar ein kleines bisschen. Menner öffnete einen Schrank und nahm eine einfache Wollpuppe heraus; sie hatte ein Kleid an. Er setzte sich auf den Boden, bot Karia die Puppe an und lächelte, als sie ihm das Spielzeug fast aus der Hand riss. »Sie gehört jetzt dir. Wie wirst du sie nennen?«
Karia begutachtete die Puppe überglücklich. »Sie gehört mir?«
»Nur wenn du deinen Arm ausstreckst, damit ich weiß, wie groß ich deine Kleider machen muss«, sagte er einfühlsam.
Karia dachte nicht besonders lange darüber nach. Ihr rechter Arm schnellte sofort nach vorn. Im anderen Arm hielt sie die Puppe, der ein
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