Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hüter des Schwertes

Der Hüter des Schwertes

Titel: Der Hüter des Schwertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duncan Lay
Vom Netzwerk:
würde ein Pony, Hühner und flauschige Schafe kriegen, auf die sie aufpassen konnte. Und natürlich noch mehr Puppen und viele Bücher. Pater Nott konnte sie auch besuchen kommen.
    Conal folgte Karia und Martil vergnügt. Selbst in dieser Einöde hatte er von Kriegshauptmann Martil gehört, dem Schlächter von Bellic. Und doch hatte dieser Mann das Drachenschwert gezogen. Das sagte einiges über die Macht der Erlösung aus. Abschaum wie Danir zu dienen war eine Schande gewesen, so sehr, dass er sich gezwungen hatte, nicht darüber nachzudenken, was er tat, sondern sich einfach darauf konzentrierte, einen Tag nach dem anderen zu überleben. Aber wenn man erst einmal von einem Krug seiner eigenen Pisse geweckt wurde, dachte er, konnte es nur noch aufwärtsgehen. Conal befürchtete, dass er nur wenig zu bieten hatte. Schlimmer noch, Karia hatte Erinnerungen geweckt, die er für längst vergessen gehalten hatte. Seine Zwillingstöchter wären genauso keck gewesen, wären sie noch am Leben. An sie zu denken war zu schmerzhaft. Es war weitaus besser, wieder in die Rolle zu schlüpfen, die er in den letzten Jahren angenommen hatte, als er der Banditenbande angehört hatte. Vorerst würde er so bleiben. Es war wahrscheinlich sicherer. Und er war es leid, schweigend zu reiten und sich in seinen Gedanken zu verlieren. Seine Gedanken waren schließlich alles andere als wohltuend.
    Er animierte Noxie zu einem schnelleren Schritt und holte Tomon ein. Er erzählte Martil und Karia von seinen Taten, wie er Kutschen überfallen hatte, wie er sich Lösegeld verschafft hatte, indem er Frauen entführte – die anschließend gar nicht mehr zu ihren Männern zurückkehren wollten –, und wie er Zweikämpfe ausgetragen und gewonnen hatte.
    »Wir sind gar nicht so verschieden, du und ich. Conal der Mutlose und der Schlächter von Bellic«, fasste der alte Räuber seine Erzählung schließlich zusammen.
    Er kratzte sich begeistert seine Genitalien, richtete sich wieder in dem alten Sattel auf, den er dem Esel umgeschnallt hatte, und gab einen donnernden Rülpser von sich.
    »Was für ein wundervoller Gedanke«, seufzte Martil.
    »Nein, lass mich erklären, wie ich das meine«, beharrte Conal. »Uns beiden eilt unser Ruf voraus, der uns nicht gerecht wird. Ich war einst Vater und Ehemann und genoss Respekt. Ich war sogar Wachtmeister bei der Miliz. Aber für die Norstaler hier in dieser Gegend bin ich ein Mann, den sie gerne tottrampeln würden …« Conal verstummte allmählich und fragte sich, warum er das gesagt hatte. Er hatte nicht vorgehabt auszuplaudern, wer er einst gewesen war. Glücklicherweise schien es niemand bemerkt zu haben.
    Martil kam ein Gedanke. »Du bist in Norstalos kein gesuchter Verbrecher, oder? Einer, der auf der Stelle festzunehmen ist, einschließlich seiner Begleiter?«
    »Vielleicht vor zehn Jahren, als ich noch meine Zähne und all meine Gliedmaßen hatte«, sagte Conal achselzuckend und winkte mit seinem Armstumpf. »Und vielleicht wenn mein Gesicht nicht aussähe, als hätte ein Esel darauf gesessen.«
    Karia kicherte über diese Bemerkung. Allerdings hatte er nur die Wahrheit gesagt. Die Milizsoldaten durchsuchten sie nur oberflächlich. Martil war besorgt gewesen, was sie sagen würden, wenn sie in seinem Gepäck das Drachenschwert entdeckten, also hatte er es einfach getragen, als wäre es selbstverständlich. Die prachtvolle Scheide des Drachenschwertes steckte in der ledernen seines normalen Schwertes, über den Griff hatte er sein Hemd gezogen und sein eigenes Schwert in einer seiner Taschen verstaut. Die Soldaten schenkten dem gewöhnlichen Schwert keine Beachtung. Conal wurde keines zweiten Blicks gewürdigt, vielleicht, weil sich niemand länger als unbedingt nötig in der Nähe eines Esels mit Blähungen aufhalten wollte.
    In Darrys Wirtshaus ging es dieses Mal ruhiger zu. Die verschiedenen Kaufleute und ihre Wachen waren weitergezogen, und Darry war froh über jeden Gast. Martil lehnte es strikt ab, für Conal zu bezahlen. Also entschied sich der alte Räuber für einen Platz im Gemeinschaftsschlafraum, wo etwa zwanzig Betten entlang der Wände aufgestellt waren. Martil mietete denselben Raum, in dem Karia und er vor einigen Tagen übernachtet hatten. Er nutzte die Gelegenheit und tauschte die Schwerter wieder, damit das Drachenschwert sicher versteckt im Zimmer blieb, wenn sie zum Essen hinuntergingen und von Darry den neuesten Klatsch und Tratsch zu hören bekamen. Nach anfänglicher

Weitere Kostenlose Bücher