Der Hüter des Schwertes
eine Idee, wer diese Hütte gebaut hat?«, fragte er.
Martil ging auf sein Angebot zum Themenwechsel ein. »Nein. Sie war aber sicherlich nicht billig. Und warum baut man eine Hütte mitten im Wald? Es gibt keine Landwirtschaft ringsum, und sie ist zu weit vom Dorf entfernt, um vor Räubern Schutz zu bieten. Und sieh dich mal um. Selbst die Feuerstelle ist kaum verrußt. Die Hütte wurde nicht oft benutzt.«
Conal nickte. »Genau. Nun, ich nehme an, der Zauberer wird unsere Fragen beantworten können, wenn er aufwacht. Wir müssen nur warten.«
Und das taten sie auch, während Barrett weiter schnarchte.
Karia wurde es schnell langweilig, obwohl Martil ihr anbot, mit ihr zu würfeln. Daher schlug Conal vor, er könnte mit ihr und ihren Puppen spielen. Martil war dankbar und etwas überrascht, dass Karia einwilligte. Er dachte über die Ironie nach, dass es ihn Tage gekostet hatte, bis sie bereit war, mit ihm zu kooperieren, und sie den stinkenden, einarmigen, hässlichen ehemaligen Banditen beinahe sofort akzeptierte. Die Wege des weiblichen Geschmacks sind unergründlich, dachte er, wobei es ihm nicht sonderlich gefiel zu sehen, dass der alte Räuber bemerkenswert gut darin war, mit Karia und ihren Puppen zu spielen und sie zum Lachen zu bringen.
Deshalb bot er ihr einen Ausflug nach draußen an, um die Pferde zu füttern und zu bürsten. Es brachte etwas Abwechslung, doch Martil war bald mit seiner Weisheit am Ende. Als sie wieder in die Hütte kam, fragte Karia zum tausendsten Mal, wann sie ihr Röstbrot bekommen würde.
»Wenn der Zauberer aufwacht«, sagte Martil mit einem Zähneknirschen. Er vermutete, diese Worte würden vielleicht noch jahrelang zur Bezeichnung einer sehr, sehr langen Zeit verwendet werden. In der Hütte gab es nicht einmal eine Sanduhr; sie konnten nicht genau sagen, wie spät es war.
»Wann wird er aufwachen?«
»Jetzt«, sagte Barrett leise und setzte sich auf.
»Juchu! Röstbrot!«, jubelte Karia und legte einen kleinen Tanz hin.
»Wir haben ihr gesagt, dass sie warten müsste, bis du aufwachst, bevor wir ein Feuer machen. Wir wollten nicht, dass der Rauch unser Versteck verrät«, erklärte Martil.
Barrett nickte. »Sehr gut. Aber ich habe ebenfalls Hunger.« Er deutete auf die Feuerstelle, wo die Überreste des Feuers, das Martil letzte Nacht kurz entfacht hatte, noch immer lagen. Sie loderten sofort auf und wurden rasch zu glutroter Kohle; das war ideal zum Kochen, und gleichzeitig wurde fast kein Rauch freigesetzt.
Der Zauberer sah sehr viel besser aus als am Vorabend. Seine Augen waren klar, und seine Haut wirkte nicht mehr ganz so blass. »Lasst uns essen!«, schlug er vor und stand auf.
Während er sich reichlich Haferbrei aus der großen Schüssel nahm, sich an getrockneten Früchten gütlich tat und Karia Käse und Röstbrot gab, versuchte sie, ihn auszufragen, wann immer er den Mund nicht voll hatte.
»Warum isst du so viel?«, fragte sie.
»Magie. Sie verbraucht meine Kraft; Kraft, die ich nur durch Essen und Schlaf wiedererlangen kann. Magie kann nie zerstört werden oder verschwinden. Wenn wir also welche nutzen, müssen wir sie ersetzen. Ich habe gestern sehr viel Magie eingesetzt, weil ich auf der Suche nach … etwas war, deshalb war ich so erschöpft, als wir uns gestern Abend getroffen haben.«
»Und wie …«
»Vielleicht sollten wir noch etwas warten, bevor wir ihm diese Fragen stellen. Schließlich gibt es viele andere Fragen, die beantwortet werden müssen«, sagte Martil hastig, bevor Karia die Leitung des Gesprächs endgültig übernahm.
Sie starrte ihn an und verschränkte die Arme vor der Brust, und um sie zu beruhigen, schob Martil ihr rasch ein Stück Röstbrot hin.
Barrett beobachtete sie für ein paar Sekunden, ohne etwas zu sagen. Sie waren ein ungewöhnliches Trio, und er war sich nicht sicher, was er mit ihnen anfangen sollte. Sein Versuch, das Drachenschwert wiederzuerlangen, war bisher nicht erfolgreich gewesen. Als er sich von dem Zweikampf mit Tellite erholt hatte, hatte er befürchtet, dass Gellos Leute ihm bereits zuvorgekommen waren. Er hatte den gestrigen Tag damit verbracht, mittels Magie von Eiche zu Eiche durch das Land zu reisen und verzweifelt nach dem Drachenschwert zu suchen. Davon war er sehr erschöpft, und das hatte ihn in gefährlichem Ausmaß verwundbar gemacht. Die drei hatten ihm das Leben gerettet, aber er bezweifelte, dass sie ihm in Zukunft helfen konnten.
»Allerdings. Vielleicht sollten wir uns erst einmal
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