Der Hüter des Schwertes
Gedanken komplett verrückt. Seit einigen Tagen hatte er versucht, das Schwert zu finden; aber er hatte bereits seit drei Jahren versucht, den Auserwählten zu finden. Doch er hätte nie gedacht, dass einem rallorischen Krieger, insbesondere einem mit einem solchen Ruf, eine solche Ehre zuteilwerden könnte. Es kostete ihn große Mühe, seine Gedanken zu ordnen.
»Du hast es gezogen? Wie? Was hat … ich meine, ein Rallorer! Wie konntest …«, stotterte er vor sich hin, bevor er den Blick erneut auf Martil richtete. Wenn es stimmte, war Martil jetzt der wichtigste Mann des Landes.
»Ich muss dich bitten, es zu beweisen«, sagte Barrett höflich.
Martil zuckte mit den Achseln und zog das Drachenschwert. Die helle Klinge fing das Licht der Morgensonne ein, die jetzt durch das Fenster schien. Barrett starrte das Schwert ehrfürchtig an.
»Du bist der Auserwählte des Drachenschwertes. Die Magie nimmt wahrlich rätselhafte Wege. Ich hätte nie gelaubt, dass ein Mann, der als Schlächter von Bellic bekannt ist, das Schwert ziehen könnte. Es muss etwas Außergewöhnliches in dir gesehen haben.« Barrett sah sich den Rallorer etwas genauer an. Was bedeutete das für Norstalos und, noch wichtiger, für seine geliebte Königin?
Martil war zufrieden, wie das Schwert den Umgangston des Zauberers verändert hatte, und gleichzeitig beunruhigt, dass auch dieser darauf bestand, das Schwert für ein fühlendes Wesen zu halten.
»Bitte nimm Platz, wir haben viel zu besprechen. Es lastet große Verantwortung auf deinen Schultern.« Barrett wusste nicht, wo er anfangen sollte. Er und die Königin hatten so oft darüber gesprochen, so viele Pläne entworfen – aber sie alle hatten darauf aufgebaut, dass die Königin nicht Gellos Gefangene war.
»Kann ich es der Königin nicht einfach zurückgeben?«, wandte Martil ein.
Barrett verkniff sich eine scharfe Bemerkung. Es gab so vieles, was dieser Mann nicht verstand! Und er hasste es, ihm alles selbst erklären zu müssen. Es war sein Versäumnis, und das wusste er. Die Welt war voller Idioten, und er war nur äußerst ungern freundlich zu ihnen. Er hatte Jahre damit verbracht, seinen Geist zu schärfen und zu vervollkommnen. Von den meisten anderen Menschen dagegen hatte er eher den Eindruck gewonnen, dass man das Gehirn gegen eine Kelle Erbsensuppe tauschen konnte, ohne dass ein Unterschied erkennbar sein würde. »Unmöglich. Du bist der Auserwählte des Drachenschwertes. Es wird sich keinem anderen fügen, solange du lebst.«
Bei dem Gedanken rutschte Martil das Herz in die Hose. »Stimmt es wirklich, dass dieses Ding mich tötet, wenn ich nicht der Krieger der Königin werde und mich offiziell dazu bekenne?« Wenn es stimmen würde, müsste Pater Nott sich nicht weiter einmischen, denn dann steckte er bereits bis zum Hals in einer Sache, die schicksalhafter nicht sein konnte.
Ausgezeichnet, dachte Barrett. Er beginnt endlich zu verinnerlichen, was es bedeutet, der Auserwählte des Schwertes zu sein. Jetzt kann ich mich seiner annehmen. »Es stimmt. Du musst der Streiter der Königin werden und ihr helfen, sich Herzog Gellos zu erwehren.«
»Was ist, wenn ich nicht noch einmal in den Krieg ziehen möchte?«, widersprach Martil.
Barrett lächelte dünn. »Du hast das Schwert gezogen. Es gehört jetzt dir, bis du stirbst, mit allen Verpflichtungen, die damit verbunden sind.«
Martil fühlte, wie die Last dieser Verantwortung sich schwer auf seine Schultern legte, und sackte auf seinem Stuhl zusammen.
»Es ist nicht alles schlecht daran. Das Schwert kann erstaunliche Dinge für dich vollbringen. Und die Belohnung für die Dienste als Streiter der Königin … lass dir gesagt sein, dass es uns leichtfallen wird, Gello zu bezwingen, da wir nun im Besitz des Schwertes sind. Und danach kannst du dich entspannen und ein Leben voller Reichtum genießen.«
Martil bezweifelte, dass es so einfach sein würde. Das waren die Dinge nie. Aber er sah, worauf es hinauslief. Er musste der Königin wenigstens helfen. Die einzige Hoffnung war, dass das gesamte Land von diesem verdammten Ding besessen war. Vielleicht würde Gello sich einfach widerstandslos ergeben. So oder so sah es aus, als müsste er wenigstens versuchen, sich wie der Streiter der Königin zu verhalten.
Barrett störte seine Überlegungen an diesem Punkt.
»Wie bist du an das Schwert gekommen?«
Also ergänzte Martil seine vorherige Geschichte mit Conals Unterstützung, als er erklärte, was mit Danirs Bande geschehen
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