Der Hüter des Schwertes
bekannt machen. Ihr kennt meinen Namen, und ich bin der Magier der Königin. Du bist Martil, und das Mädchen heißt Karia, aber wer seid ihr eigentlich?«
Martil zuckte mit den Achseln. »Die meisten Leute kennen mich als Kriegshauptmann Martil vom Rallorischen Heer …«
Barrett schluckte, ohne den Bissen gekaut zu haben. Der Name sagte ihm etwas. »Einer der Schlächter von Bellic?«
»Das ist nicht mein offizieller Titel. Aber ich war dort«, gab er mürrisch zu.
»Ich bitte um Verzeihung. Ich bin seit drei Jahren Mitglied des Königlichen Rates, und uns wird regelmäßig Bericht erstattet. Bitte fahr fort.« Barrett lehnte sich zurück und sah den Mann mit gewecktem Interesse an. Was tat ein Mann seines Schlags so weit im Norden? Und warum hatte er ein kleines Mädchen bei sich? Wenigstens war er allem Anschein nach kein Freund von Gellos Männern … Er hörte genau zu, als Martil fast alles erklärte, was geschehen war, bis sie ihn in Darrys Gasthaus getroffen hatten.
»Es war ein glücklicher Zufall für uns beide«, stimmte Barrett zu. Er beschloss, diesen Leuten zu helfen, vor Gello zu fliehen. Das war das Mindeste, was er tun konnte, obwohl es seine Mission etwas verzögern würde. »Du hast Hilfe geleistet, und dafür sollst du belohnt werden. Ich kann euch zurück über die Grenze nach Tetril bringen. Dort solltet ihr weniger Probleme mit Gellos Männern haben.«
»Ist das der Grund, warum du hier bist?«, fragte Martil.
Barrett schob sich einen Löffel Haferbrei in den Mund und überlegte, wie viel er preisgeben sollte. Es wäre möglicherweise gefährlich für die drei. Und ihm fiele es auch nicht leicht; er hatte in den letzten Jahren niemandem im Palast vertraut und würde dieses Prinzip nicht einfach für Fremde umstoßen. »Nimm es mir nicht übel, aber du bist Rallorer, dein Freund ist ein Räuber aus Tetril, und das Mädchen ist die Tochter eines Norstaler Banditen. Ich werde mich euch nicht anvertrauen. Ich werde euch in Sicherheit bringen und somit meine Schuld beglichen haben. Obwohl ich es begrüßen würde, wenn du mir eine Frage beantworten würdest. Warum war der Offizier deinetwegen so aufgebracht?«
»Wir hatten in der Nähe von Wollin eine Auseinandersetzung. Er dachte, ich hätte das Drachenschwert«, sagte Martil trocken. Er freute sich schon darauf, die Arroganz des großtuerischen Zauberers dahinschwinden zu sehen, sobald er ihm verriet, was er in seiner Satteltasche hatte.
»Sie durchsuchen jeden«, stimmte Barrett zu, »aber warum hast du es ihnen nicht einfach gestattet und deine Reise anschließend fortgesetzt?«
»Beim ersten Mal habe ich es nicht zugelassen, weil ich mich niemandem unterwerfe«, antwortete Martil, »und beim zweiten Mal habe ich es nicht zugelassen, weil ich das Schwert tatsächlich oben in meinem Zimmer hatte.«
Barrett hielt für einen Moment inne und und brach dann in Gelächter aus. »Hervorragender Scherz! Wie ich feststelle, ist nichts dran an den Gerüchten, die Rallorer hätten keinen Sinn für Humor!«
Martil sah ihn lediglich an, ohne ein Wort zu sagen. Barrett schaute sich um und bemerkte, dass außer ihm niemand lachte. Sein Lächeln erstarb langsam, und sein Herz begann zu rasen. »Ist das dein Ernst?«
Statt diese Frage zu beantworten, trat Martil an seine Satteltasche und holte das Bündel heraus, wickelte es feierlich aus und brachte die glitzernde Scheide des Schwertes zum Vorschein.
Barrett sprang auf. Er hätte diese Scheide sofort und überall erkannt. Er hatte befürchtet, seine Mission nicht erfüllen zu können, doch da war das Drachenschwert und wurde ihm ausgehändigt! Er konnte die Königin bereits voller Dankbarkeit lächeln sehen – das hatte schon oft im Mittelpunkt seiner geheimen Tagträume gestanden.
»Bei Aroarils Bart! Du hast das Schwert!«, keuchte er verblüfft.
»Wir waren auf dem Weg zur Königin, um es ihr zurückzugeben«, erklärte Karia.
Barrett setzte sich hin, und ihm gingen tausend Gedanken durch den Kopf. Er musste so schnell wie möglich zurück in die Hauptstadt. »Das ändert alles«, sagte er halb zu sich selbst. »Das ist vielleicht die Rettung des Landes.« Er blickte auf. »Du musst es mir geben!«
Martil machte keinerlei Anstalten, dem Folge zu leisten – schon aus Prinzip nicht.
Bevor Barrett seiner Forderung mehr Nachdruck verleihen konnte, meldete sich Conal zu Wort.
»Es macht keinen Sinn, es dir zu geben. Er ist der Auserwählte. Er hat es gezogen.«
Nun spielten Barretts
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