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Der Hueter und das Kind

Der Hueter und das Kind

Titel: Der Hueter und das Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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von seinen Überlegungen den Lilienkelch betreffend ...
    Nur von seinem Gang durch den Korridor an den Anfang der Zeit, zur Wiege der Alten Rasse und hin zu seiner ureigenen Geburtsstatt berichtete er nicht. Dieses Geheimnis hatte Tanor ihm seinerzeit nicht entreißen können, weil Landru zu jenem Zeitpunkt selbst nichts von dieser seiner Vergangenheit gewußt hatte. Und so sollte es auch bleiben .
    ». etwas wurde in dem Kelch verankert und hat ihn unbrauchbar gemacht«, kam der Hüter zum Ende. »Aber was hineingegeben wurde, muß auch wieder zu entfernen sein. Doch dazu muß ich wissen, worum es sich genau handelt.«
    Tanor schwieg eine Weile. Aller Zynismus war aus seiner Stimme verschwunden, als er schließlich sagte: »Und wie, glaubst du, könnte ich dir dabei helfen, dieses Rätsel zu lösen?«
    Landru sah den anderen fest an.
    »Nicht du selbst«, erklärte er dann. »Sondern jener, der dir ver-bunden ist und dem kein Geheimnis fremd bleibt. Der einst diesen Duncan Luther von den Toten erweckte und der in deinem Auftrag den Schlangenstab untersuchte.«
    »Sahya Patnaik?« fragte Tanor, auf abgründige Weise lächelnd.
    Landru nickte stumm.
    Tanor begann zu wandern, zwei Schritte hin, zwei her. Dann blieb er wieder vor Landru stehen.
    »Wenn du damals nicht so überhastet weitergezogen wärst, als du nach dem verfluchten Kelchritual hierher kamst«, sagte der barhäuptige Vampir, »dann hättest du dir den jetzigen Weg zu mir sparen können.«
    »Warum?« fragte Landru. Eine düstere Ahnung stieg in ihm auf, schmerzhaft, als würde sie sich wie etwas Körperliches mit stählernen Krallen aus seine? Eingeweiden hervorwühlen.
    »Weil Sahya Patnaik tot ist«, antwortete Tanor leichthin. »Wir mußten ihn töten, als der Schlangenstab ihn damals mit Wahnsinn infiziert hatte.«
    »Nein!« entfuhr es Landru. Das namenlose Ding in ihm schlug seine Klauen tiefer in alles hinein, was in Reichweite war. Und seine Arme schienen in jeden Winkel seines Leibes zu reichen. Der Hüter krümmte sich.
    »Nein.«
    Die Stimme kam von den offenstehenden Toren her, und für zwei, drei Sekunden erstarb jede Bewegung in der Moschee. Dann wandten sich Landru und Tanor synchron in die Richtung des Ausgangs.
    Wo Sahva Patnaik, der »Erwecker«, stand.
    *
    Italien
    Die Tage vergingen. Doch das Gefühl, nunmehr einer »richtigen«
    Familie vorzustehen, wollte sich bei Giuseppe Mazzano nicht einstellen. Nicht in der Art zumindest, wie er es sich früher ausgemalt hatte, wie es sein würde, ein Kind zu haben.
    Dennoch verfiel er nicht mehr auf den Gedanken, »seinen« Sohn fortzugeben, ins Dorf hinunterzubringen, um das Geheimnis seiner Herkunft zu ergründen. Etwas Fremdes fand sich seit Tagen im Boden seines Denkens, durchsetzte ihn und ließ solcherlei Gedanken nicht einmal keimen.
    »Möchtest du mir helfen?«
    Giuseppe war hinter den Knaben getreten, der auf einem Stein saß und unverwandt in die Höhe starrte, dorthin, wo Monte Cargano wie ein steinernes Geschwür aus der Flanke des Berges wuchs. Wie er es in all den letzten Tagen so oft getan hatte.
    Gabriel antwortete, ohne den Blick abzuwenden: »Wobei?«
    Er sprach selten mehr als drei oder vier Worte am Stück. Doch nach seinem anfänglichen Schweigen war Giuseppe schon froh darüber, daß er überhaupt den Mund aufbekam.
    »Wir müssen die Tiere füttern«, sagte er, bewußt von »wir« sprechend. Der Junge sollte spüren, daß Livia und er ihn als der Familie zugehörig betrachteten.
    Livia, ging es Giuseppe durch den Sinn. Sie gefiel ihm gar nicht in den letzten Tagen. Sie war stets müde, und sie schien auf seltsame Weise - gealtert . Vielleicht sollte er den Arzt aus dem Dorf holen .
    Gabriel sah zu ihm auf, und die Gedanken und Sorgen vergingen.
    »Gut«, sagte der Junge dann, und Giuseppe fragte sich einen Moment lang, was er damit meinte .
    Gabriel erhob sich von dem flachen Stein, doch ehe er in Richtung der Stallungen ging, sah er noch einmal hinauf zum Kloster - auf eine seltsame Weise überlegend, und der Ausdruck, der dabei schattengleich über seine engelhaften Züge huschte, ließ ihn für einen flüchtigen Moment älter aussehen, als er es an Lebensjahren war. Sehr viel älter .
    Giuseppe folgte dem Jungen. Er wollte den Kopf schütteln über dessen merkwürdiges Verhalten, doch er vergaß, es zu tun, als Gabriels Finger seine Hand berührten.
    Seite an Seite liefen sie zu den flachen Stallungen hinüber, wo er den Jungen vor Tagen gefunden hatte. Noch immer

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