Der Huf des Teufels (German Edition)
großer Überflieger hat gesprochen. Na ja, an Selbstbewusstsein fehlt es dir wenigstens nicht.«
Kurz vor Fischbach passierten sie entlang der Landstraße die Weizenfelder, die noch zu dem Gestüt gehörten. Simon warf einen kritischen Blick auf die Pflanzen.
»Ich gönn’s dem alten Berger. Typen wie ihn gibt’s bald nicht mehr.«
»Stimmt«, sagte Lasse und grinste Leif an.
»Der ist auch nicht anders als Hofstätter«, warf Sara ein und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Ach nein?«
»Ihr seid doch alle gleich. Gleich reich. Hofstätter, Berger, du … Keiner von euch nagt am Hungertuch.«
»Jetzt kommt die Soziale bei dir durch, was?«
»Ach, ich kann nur dein ewiges Gejaule nicht mehr hören, nur weil der mehr Geld hat und der … Das ist Jammern auf höchstem Niveau.«
»Wo hast du denn den Spruch aufgegabelt? Habt ihr beiden ihr das beigebracht?« Simon sah in den Rückspiegel.
»Nein, tut mir leid, wir sind völlig unschuldig. In jeder Beziehung«, sagte Lasse.
Sie fuhren über die Brücke und bogen in die Hofeinfahrt ein.
»Wer is’n das?«, fragte Lasse, als er einen fremden Mann sah, der einen ihrer Anhänger von der Kupplung nahm.
»Renter. Mein Grundstücksverwalter. Hat sich heute einen Anhänger ausgeliehen. Für unsere neue Nachbarin.«
»Wir kriegen eine Nachbarin?« Sara rutschte neugierig in ihrem Sitz hoch.
»Ja, sie zieht in den Kutscher-Hof.«
»Ach, allein?«
»Was weiß ich.«
»Und sie hat ein Pferd?«
»Wird wohl so sein, wenn sie einen Pferdeanhänger braucht.«
Sie hielten neben Renter und stiegen aus.
»Ah, hallo, Herr Langensalza! Schön, dass wir uns noch treffen.«
»Hallo, Herr Renter. Hat alles geklappt mit Ihrer Klientin?«
»Ja, dank Ihnen! Frau Kutscher ist Ihnen sehr dankbar. Wir hätten das Pferd sonst nicht da wegbekommen.«
»Sie hätte ja reiten können«, meinte Lasse flapsig.
Renter sah ihn an. »Ja, ich dachte sogar schon, sie würde das wirklich machen.«
»Zieht sie ganz allein auf den Hof?«, fragte Sara.
»Oh, ich weiß nicht, ob ich dir das verraten darf. Ich kann nicht einfach über so private Dinge sprechen.«
»Klingt geheimnisvoll«, sagte Simon.
»Nein, das ist nur recht und billig.«
»Dann musst du wohl mal rübergehen und sie selbst fragen«, schlug Simon seiner Tochter vor.
»Ist nicht nötig. Da kommt sie«, sagte Renter, und alle blickten zur Hofeinfahrt. Leif und Lasse, die gerade Fürst Metternich aus dem Anhänger führten, hielten inne. Shelly kam langsam auf den Hof geritten. Sie trug ihre Basecap, ihre Sonnenbrille, ein Jeanshemd, Jeans und Cowboystiefel. Direkt vor ihnen hielt sie an.
»Hallo. Ich bin die neue Nachbarin«, grüßte Shelly.
»Herzlich willkommen! Hübsches Pferd.«
»Danke sehr.«
»Tolle Stiefel«, sagte Lasse. Shelly sah ihn von oben herab an. Er grinste zu ihr hinauf.
»Danke sehr.« Sie stieg ab und ging auf Simon zu. »Sind Sie Herr Langensalza?«
»Ja, das bin ich. Und das ist meine Tochter Sara.«
Sara gab ihr schüchtern die Hand und versuchte, hinter die Brillengläser zu schauen. Irgendwas an dieser Frau kam ihr komisch vor.
»Sie haben heute mein Pferd gerettet. Sie müssen mir noch den Preis für den Anhänger nennen.«
»Das hat Zeit. Sie laufen mir ja nicht mehr weg, da wir nun Nachbarn sind.«
»Da haben Sie recht. Ich habe aber noch eine Bitte. Der Stall auf meinem Hof ist noch nicht ganz fertig. Ich brauche einen Unterstellplatz für Pancake. Hat Ihr Hotel noch freie Zimmer?«
»Pancake?« Sara musste lachen.
»Ja, wegen der Flecken«, sagte Shelly und schmunzelte dabei. »Sehen doch aus wie Pfannkuchen.«
»Ich denke, wir finden einen Platz für ihn. Kein Problem.«
»Das wäre großartig.«
»Leif, Lasse, könntet ihr euch darum kümmern? Vielleicht die Box drüben, gegenüber von Cleo.«
»Wird gemacht. Soll ich ihn gleich mitnehmen?«, fragte Lasse und griff nach Pancakes Zügeln.
»Nein. Das mach ich«, sagte Shelly energisch und griff von der anderen Seite zu.
»Wie Sie wollen.«
Sara blickte immer intensiver in Shellys Gesicht. Bis sie es irgendwann hatte.
»Oh mein Gott!«, sagte sie atemlos. Shelly wusste, dass sie erkannt worden war. Aber es machte ihr nichts aus.
»Was hast du denn?«, fragte Simon.
»Oh mein Gott! Sie sind … sind Sie … sind Sie etwa …«
»Sara, kannst du mir mal sagen, was dieses Gestottere soll? Was soll denn Frau Kutscher denken?«
Shelly lächelte unter ihrer Sonnenbrille. Renter sah gespannt zu, was nun passieren
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