Der Huf des Teufels (German Edition)
Sessel, sodass er seine Jacke wieder angezogen hatte. Ein neuer Rucksack, den er heute in einem Discounter gekauft hatte, stand prall gefüllt zu seinen Füßen. Dreihunderttausend Euro. Er hoffte inständig, dass, wenn er das Geld gezahlt hatte, endlich alles vorbei war. Aber er hatte sich auch anderweitig abgesichert. Aus seiner Zeit als aktiver Sportschütze besaß er noch einige Pistolen und zwei Gewehre. Er hatte seine alte 9mm Sig Sauer in die rechte Tasche seiner Jacke gesteckt. Falls die Sache aus dem Ruder lief, hatte er noch diesen Trumpf im Ärmel, um sich zu verteidigen.
Die Affäre mit Sara hatte sich zu einem Alptraum entwickelt, doch das Schlimmste daran war, dass er sie vermisste. Bei ihr zu sein, war so etwas wie ein Stück Freiheit gewesen, und ihre so unkomplizierte junge und naive Art hatte ihm unglaublich gutgetan. Die Beziehung zu seiner Frau empfand er nur noch als Belastung. Alles war kompliziert und vertrackt geworden in ihren achtzehn Ehejahren, nichts war einfach nur noch schön. An allem gab es einen Haken. Alles musste verhandelt werden, und am Ende musste er immer Verluste hinnehmen. Mit Sara war das anders. Leicht und völlig problemfrei. Sie himmelte ihn an und wollte ihn ohne jedwede Einschränkung oder Bedingung.
Es klingelte, und am Telefon leuchtete kurz darauf die Leitung des Vorzimmers auf. Frau Leinweber. Sie wollte sich sicher nur verabschieden.
»Herr Hofstätter? Hier ist ein Herr von der Polizei, der Sie sprechen möchte.«
»Was?«
»Ja, ein Kommissar Stresser.«
Ein leichter Panikanfall überkam ihn. Es war, als hätte ihm jemand kräftig auf den Brustkorb geschlagen. Er hatte Mühe zu atmen.
»Schicken Sie ihn rein«, sagte Hofstätter und stand auf.
Die Tür öffnete sich, und seine Sekretärin erschien mit Stresser an ihrer Seite.
»Guten Abend, Herr Hofstätter!«, grüßte der Kommissar.
»Ich würde dann jetzt …«, entschuldigte sich Frau Leinweber.
»Ja, gehen Sie ruhig. Bis morgen.«
»Bis morgen.«
Hofstätter und Stresser gaben sich die Hand.
»Hallo, Herr Stresser. Mit Ihnen hab ich gar nicht gerechnet.«
»Ja, ich war erst bei Ihnen zu Hause, und Ihr Sohn sagte mir, wo ich Sie finden kann.«
»Setzen Sie sich doch.«
Stresser nahm auf dem linken von zwei Stühlen vor Hofstätters Schreibtisch Platz. Er öffnete seinen Mantel.
»Warm haben Sie’s hier.«
»Finden Sie? Es ist kalt geworden.«
»Ja, dieser Ostwind ist eine Plage. Heute Nacht sollen es minus sieben Grad werden.«
»Was kann ich für Sie tun?«, fragte Hofstätter, und ihm fiel plötzlich der Rucksack wieder ein, der unter dem Tisch stand.
»Herr Hofstätter, ich muss noch mal nachhaken, ob Ihnen inzwischen jemand eingefallen ist, der Sie finanziell oder geschäftlich schädigen möchte. Ich verstehe, wenn Sie sagen, dass sehr viele Leute aus der Reitbranche einen Vorteil durch Alabas Tod hätten …«
»Aladdins Tod.«
»Richtig, entschuldigen Sie. Durch Aladdins Tod. Dennoch denke ich, dass das eine sehr unübliche Methode wäre, sich eines gewöhnlichen Konkurrenten zu entledigen. Können Sie sich nicht an einen persönlichen Streit erinnern oder eine alte Feindschaft? Jemand, den Sie übervorteilt haben, zum Beispiel, oder ein ehemaliger Mitarbeiter, der gefeuert wurde?«
»Nein, tut mir leid. Ich habe ein gutes Verhältnis zu meinen Partnern und Konkurrenten. Ich wüsste nicht …«
Hofstätter versuchte, unauffällig unter den Tisch zu sehen. Stressers Füße waren nur noch Zentimeter von dem Rucksack entfernt. Er trat vorsichtig mit seiner Schuhspitze auf eine Lasche.
»Was mir auch schon weiterhelfen würde, wäre eine Liste derer, die wussten, dass Ihr Pferd im Landgestüt untergebracht war. Natürlich wurden die Mitarbeiter bereits befragt, das versteht sich von selbst. Aber wer wusste noch, dass Ala… Aladdin zur Behandlung in der Klinik war?«
Hofstätter stutzte. Natürlich hatte der Kommissar recht. Die medizinische Behandlung von Aladdin war zwar kein Geheimnis gewesen, aber er hatte auch nicht gleich eine Rundmail geschrieben, dass das Pferd nicht in seiner eigenen Box stand. Das grenzte den Täterkreis natürlich ein.
Während Hofstätter überlegte, lehnte sich Stresser etwas zurück und stieß unter dem Tisch versehentlich mit dem Fuß gegen den Rucksack.
»Oh, Entschuldigung.«
Stresser zog seinen Fuß zurück, um den sich jedoch die Lasche gewickelt hatte, und der Rucksack rutschte über den Boden zu ihm rüber.
»Gehen Sie noch zum Sport?«,
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