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Der Huf des Teufels (German Edition)

Der Huf des Teufels (German Edition)

Titel: Der Huf des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bent Ohle
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Auszubildende und Ausbilder aßen gemeinsam.
    So gingen Katja und Shelly nach ihrer Rückkehr um Viertel nach eins direkt in die Kantine. Alle, auch Simon und Sara, saßen in Reitkleidung am Tisch und aßen. Es wurde still, als die beiden Frauen den Raum betraten.
    »Und?«, fragte Simon.
    »Wir haben sie dalassen müssen«, sagte Katja.
    »Was ist mit ihr?«, fragte Sara. Sie sah besorgt aus, als glaubte sie, dass das Pferd eingeschläfert werden müsste.
    »Sie hat eine Nadel im Hüftgelenk«, sagte Shelly.
    »Eine Nadel?«, hakte Simon ungläubig nach.
    »Ja. Ich habe keine Ahnung, wie das passiert sein kann. Es muss eine abgebrochene Injektionsnadel sein, die nach und nach bis ins Gelenk gewandert ist. Ich habe sie aber nie mit Spritzen behandelt«, meinte Katja.
    Es herrschte eine betretene Stille im Raum. Shelly blickte zu Leif und Lasse, die nachdenklich dreinschauten. Katja nahm sich ein Stück Brot, das auf dem Tisch lag, und setzte sich.
    Simon plagte sichtbar ein schlechtes Gewissen. Er hätte nicht gedacht, das Cleopatra eine derartige Verletzung haben könnte. »Das versteh ich nicht. Und was jetzt?«
    »Dr. Spieß holt das Ding heute noch raus, in einer kleinen OP . Dank Shelly hat Cleo die ganze Röntgen-Prozedur klaglos über sich ergehen lassen. Sogar ohne Sedierung. Als hätte sie gewusst, dass man ihr jetzt helfen will. Morgen können wir sie schon abholen.«
    »Irgendjemand hat etwas gegen die arme Cleopatra gehabt«, sagte Shelly und blickte in die Runde. Sie war wütend, das konnte man sehen. »Diese Nadel ist nicht von allein in das Hüftgelenk gelangt.«
    Niemand sagte etwas. Weil alle wussten, dass Simon das Pferd nach dem Unfall zu hassen begonnen hatte, glaubten alle, sie würde ihn mit ihrer Anspielung meinen. Das Schweigen wurde immer unerträglicher. Auch Simon selbst, der gestern Abend noch bei Shelly zu Hause gewesen war und glaubte, dass sich so etwas wie eine Freundschaft zwischen ihnen anbahnte, war wie vor den Kopf gestoßen.
    Shelly verließ den Raum und ging zu Pancake. Kaum dass sie seine Boxentür geöffnet hatte, stand Simon auch schon hinter ihr.
    »Shelly, hast du eben etwa mich gemeint?«
    »Ich weiß nicht, wen ich gemeint habe, aber irgendein teuflischer Bastard hat dem Pferd eine Nadel in den Körper gestochen. Seit zwei Jahren quält sich Cleo damit rum. Und es ist zumindest auch deine Schuld, dass es bis jetzt nicht festgestellt wurde.«
    Simon senkte den Kopf.
    »Du hast recht. Aber damit konnte doch keiner rechnen. Ich schwöre dir …« Er konnte nicht weitersprechen. Shelly merkte, wie schwer es ihm fiel. »Immer wenn ich Cleopatra angesehen habe, hatte ich wieder das Bild vor mir, wie sie Tina totgetrampelt hat. Meine Frau, die eben noch ganz lebendig war, gesund und fröhlich. Und plötzlich war da nichts mehr in ihr. Kein Leben. Gar nichts. Sie war einfach tot. Von einer Sekunde auf die andere. Wegen dieses Pferdes. Ich habe so manche Nacht hier gestanden und wollte es töten. Ich habe einen Jagdschein und ein Gewehr. Aber ich hab’s nicht getan. Und so etwas wie mit der Nadel hätte ich auch nicht getan. Also beschuldige mich nie wieder.« Er war so aufgeregt, dass er sie nicht ansehen konnte, und ging ohne ein weiteres Wort. Shelly wollte ihn aufhalten, doch es war zu spät.
    »Simon!«, rief sie ihm noch hinterher, doch er blieb nicht stehen.

Sechster Streich
    Aber schon mit viel Vergnügen
    Sehen sie die Brezeln liegen.

Eins
    Shelly und Pancake ritten stramm durch den Fischbacher Forst. Die Sonne stand schon tief und silbern hinter diesigen Wolkenschleiern. Ein kalter Ostwind fuhr durch die Bäume und riss an den Ästen. Shelly galoppierte im Westernstil über den weichen matschigen Pferdeweg. Nach Cleos Diagnose und dem Streit mit Simon brauchte sie das jetzt, es tat gut und machte den Kopf frei. Sie und Pancake verausgabten sich richtig, bis Shelly schließlich an den Zügeln zog und das Pferd stehen blieb. Beide atmeten schwer, und dicke weiße Atemwolken umhüllten ihre Köpfe. Pancakes Fell glänzte vor Schweiß.
    »Na, war das gut?«, fragte sie ihn und tätschelte seinen Hals.
    »Nicht schlecht!«, hörte sie hinter sich eine Stimme rufen, und Pancake machte vor Schreck einen Satz nach vorn. Sie hatte die beiden Reiter gegen den Wind nicht kommen hören. Es waren Leif und Lasse.
    »Hey, Jungs, immer schön langsam!«
    »Entschuldigung. Wir wollten Sie nicht erschrecken«, sagte Leif.
    »Können Sie auch mit dem Lasso umgehen? Rinder einfangen und

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