Der Huf des Teufels (German Edition)
fragte er.
»Was? Ich? Nein, das ist nur … er gehört meinem Sohn.«
»Ja, richtig, Ihr Sohn. War er der Reiter des Tieres?«
»Tillmann war der Reiter, ja.«
»Nun, dann kämen natürlich auch Feinde Ihres Sohnes in Betracht. Obwohl, erfahrungsgemäß würde ich sagen, dass das eher zweitrangig ist.«
»Also, ja, die Leute, die von Aladdins Aufenthalt in der Klinik wussten. Da könnte ich Ihnen eine Liste erstellen, aber das ist natürlich nur geschätzt. Sie wissen, wie schnell Gerüchte die Runde machen.«
»Ja, in der Tat. Aber es wäre ein Anfang. Ich brauche jeden Anhaltspunkt. Zeugen gibt es nämlich bis jetzt leider keine. Ich tappe noch ziemlich im Dunkeln. Aber zumindest wissen wir, dass der oder die Täter über den Heuboden gekommen sind.«
»Ach ja?«
»Es wurden Spuren gefunden, die das belegen.«
Hofstätters Blick fiel auf die Uhr an der Wand. Es war bereits nach zwanzig Uhr. Lange konnte er sich nicht mehr unterhalten, sonst würde er zu spät zur Übergabe kommen. Wieder kam ihm der Gedanke, sich dem Kommissar anzuvertrauen. Mit der heutigen Technik, mit Hubschraubern und Wärmebildkameras, würden sie den Erpresser mit Sicherheit kriegen. Doch dann würden seine Frau, sein Sohn und damit auch alle anderen Menschen, die er kannte, von seiner Beziehung zu Sara erfahren. Wenn man es geschäftlich sah, war es eine reine Kosten-Nutzen-Rechnung. Es kostete ihn dreihunderttausend Euro, alles geheim bleiben zu lassen. Es kostete ihn seine Ehe, seinen Ruf und natürlich auch viel Geld für die Scheidung, die Polizei einzuschalten.
»Gut, dann erstelle ich so schnell wie möglich eine Liste für Sie«, meinte Hofstätter und stand auf.
»Ja, es ist spät, Sie wollen sicher nach Hause. Ach übrigens, die Obduktion hat ergeben, dass sich tatsächlich Eibenzweige im Magen des Pferdes befanden. Wo wachsen diese Eiben eigentlich, wissen Sie das?«
»Überall.« Hofstätter ging zur Tür.
»Tja, ein Jammer, dass man ein so prachtvolles Tier mit ein paar Zweigen töten kann. Aber auch das schränkt den Täterkreis ein.«
»Das ist doch gut.« Hofstätter reichte Stresser die Hand zum Abschied.
»Auf Wiedersehen, passen Sie auf sich auf«, sagte Stresser.
»Das werde ich, danke.«
* * *
»Dann hat Lasse wieder Kopfschmerzen?«, fragte Geraldine.
»Nein, wir haben ein neues Computerspiel, das wird er sich heute reinziehen, bis er umfällt«, antwortete Leif.
»Und du möchtest lieber hier sein?«, fragte sie und kam näher.
»Ja, allerdings.«
»Müssen wir heute erst wieder einen ganzen Film gucken, oder wollen wir gleich …«
»Wow, du gehst ja ran!« Leif lachte auf. »Lass mich erst mal reinkommen. Ich hab uns auch einen guten Wein mitgebracht.«
Sie nahm ihm den Wein aus der Hand und ging in die Küche. Leif sah ihr hinterher. Sie sah wunderbar aus. Ihr Haar war offen und fiel ihr über die Schultern. Sie steckte in einem ihrer weiten T-Shirts, und Leif meinte erkennen zu können, dass sie heute keinen BH darunter trug. Statt einer Jeans hatte sie eine grau melierte Jogginghose angezogen, unter der ihr Hintern beim Gehen auf und ab wippte. Leif setzte sich auf die Couch, und Geraldine entkorkte die Flasche. Sie kam mit zwei gefüllten Gläsern zurück, und sie stießen an.
»Auf uns«, flüsterte sie.
»Auf uns«, bestätigte Leif.
Sie nahm einen großen Schluck. Anschließend rückte sie näher an ihn heran. Ihre Lippen öffneten sich leicht, und dann küsste sie ihn. Leif wurde ganz schwindelig. Die Gefühle schlugen über ihm zusammen wie riesige Wellen. Er spürte ihre Lippen und eine starke Zuneigung, er spürte Begierde und das kleine Fläschchen in seiner Hosentasche. Lasse hatte die K .-o.-Tropfen im Internet bestellt. Fünf Tropfen sollten genügen, um Geraldine die ganze Nacht schlafen zu lassen. Während sie sich immer leidenschaftlicher küssten, zog Leif vorsichtig das Fläschchen aus der Tasche, drehte hinter ihrem Rücken umständlich die Kappe ab und ließ die Tropfen in ihr Glas fallen. Sie spürte, dass etwas nicht stimmte, und richtete sich auf.
»Was ist mit dir? Was machst du da?«
Leif schob das Fläschchen zwischen die Sofakissen.
»Ich wollte nur …« Er kramte ein Kondom aus seiner Hosentasche und hielt es hoch.
Geraldine lächelte.
»Und du sagst, ich würde rangehen?«
Leif legte das Präservativ auf den Tisch und hob sein Glas.
»Ich denke, wir nehmen uns da beide nicht viel. Prost.«
Sie stießen an, und Geraldine nahm erneut einen großen
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