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Der Huf des Teufels (German Edition)

Der Huf des Teufels (German Edition)

Titel: Der Huf des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bent Ohle
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mit dem jungen Mann wartete. Der Fahrstuhl kam, und sie traten ein. Der junge Mann mit dem Gesteck drückte die dritte Etage.
    »Da muss ich auch hin«, sagte Lasse und lächelte. Er spürte die Spritze in der Tasche seines Sakkos. »Bist du Pfleger?«
    »Ja, in der Ausbildung.«
    Lasse lachte. »Da kriegst du immer die Laufarbeiten zugeteilt, was?«
    »Ja, die Blumen. Oben schmeißen wir sie wieder weg. Die hier darf der Patient gar nicht bekommen.«
    »Er darf nicht?«
    »Nein, weil Erde mit drin ist. Wegen der Keime.«
    »Ach so. Na, gut, dass ich keine Blumen gekauft habe.«
    Sie lachten beide, und da stoppte auch schon der Aufzug.
    Lasse prallte zurück, als er beim Verlassen der Kabine plötzlich Tillmann gegenüberstand. Der konnte ihn in der Verkleidung zwar unmöglich erkennen, bisher waren sie sich auf den Turnieren immer nur kurz begegnet. Dennoch wurde Lasse nervös. Tillmann telefonierte gerade, und man sah, dass er geweint hatte. Aber er lächelte glücklich.
    Lasse blieb am Fahrstuhl stehen.
    »Was ist?«, fragte der Pfleger.
    »Ich bin doch falsch, glaube ich. Hier sieht alles so gleich aus.« Lasse winkte ab und ging mit Tillmann zurück in den Fahrstuhl. Die Türen schlossen sich, und er stand auf drei Quadratmetern Fläche Schulter an Schulter mit dem Sohn seines Opfers.
    »Ja, es ist unglaublich, plötzlich piepten die Geräte immer schneller, und dann wachte er einfach auf. Er ist noch ganz schwach, aber hat schon wieder Witze gemacht. Ja, ja, er spricht. Sie haben ihn auch schon ans andere Ende des Ganges verlegt. Er ist jetzt in Zimmer 24.«
    Lasse war, als stünde er auf einem Scheiterhaufen, so heiß wurde ihm mit einem Mal. Hofstätter war aus dem Koma erwacht! Und er sprach! Das bedeutete, dass Lasse nur noch Minuten, vielleicht Sekunden davon entfernt war, verraten zu werden. Er bekam Atemnot und musste einmal tief durchatmen.
    »Mama? Die Verbindung hier drin ist schlecht, ich versteh dich nicht. Ich hol ihm jetzt was Süßes und einen Kaffee. Er wollte Schokolade haben, stell dir vor! Wir sehen uns gleich, bis dann.«
    Tillmann legte auf. Er war so aufgeregt, dass er ständig von einem Bein auf das andere trat wie ein kleines Kind, das auf die Toilette muss. Zum Glück blickte er nicht zu Lasse herüber. Er bemerkte ihn kaum.
    Die Türen öffneten sich, und Tillmann rannte förmlich hinaus. Lasse blieb im Fahrstuhl. Er musste sofort wieder rauffahren und das Problem lösen. Wie, wusste er selbst nicht. Er musste sich etwas einfallen lassen, jetzt, wo keine Sekunde mehr zu verschenken war. Vielleicht konnte er den Feueralarm auslösen und die Aufregung irgendwie nutzen. Da hörte er Tillmann draußen vor dem Fahrstuhl »Kommissar Stresser!« rufen und sah, wie er einem Mann mit Schnäuzer die Hand schüttelte.
    »Ich hab’s schon gehört. Das freut mich sehr für Sie«, sagte Stresser und klopfte Tillmann auf die Schulter.
    Dann kam er direkt auf den Fahrstuhl zu. Lasse drückte schnell die dritte Etage, drückte und drückte. Die Fahrstuhltür setzte sich rumpelnd in Bewegung. Im letzten Moment fuhr eine Hand dazwischen, und die Lichtschranke war unterbrochen. Die Türen schoben sich wieder auseinander. Lasse stockte der Atem. Stresser trat zu ihm in den Fahrstuhl. Er war etwas aus der Puste.
    »Hui, Entschuldigung, aber es ist eilig.«
    Lasse nickte höflich und machte einen Schritt zur Seite.
    »Dritte Etage? Wunderbar«, meinte Stresser, als er den Knopf leuchten sah.
    »Oh, ich wollte eigentlich in den Keller«, sagte Lasse und tippte auf den Knopf mit der Aufschrift »K«.
    »Jetzt müssen Sie meinetwegen noch nach oben fahren, tut mir leid«, sagte Stresser, und seine Bartenden bogen sich nach oben.
    »Kein Problem.« Lasse stand stocksteif da. Sicherheitshalber steckte er schützend seine Hand in die Tasche, in der sich die Injektionsnadel befand.
    Der Lift erreichte den dritten Stock, und Stresser stieg aus. Lasse atmete erleichtert auf. Aber sofort überlegte er wieder, was zu tun war. Hier oben konnte er jetzt nichts mehr ausrichten. Vielleicht war der Keller gar keine schlechte Lösung. Ungeduldig sah er der digitalen Anzeige zu, die die Stockwerke herunterzählte. Zwei, eins, E . K erschien nicht mehr, weil sich im Erdgeschoss die Tür öffnete.
    Lasse machte große Augen, als er ein weiteres Mal Tillmann gegenüberstand. Diesmal stutzte auch der.
    »Waren Sie nicht eben schon mal hier drin?«
    »Ja, der Fahrstuhl spinnt irgendwie. Ich komme einfach nicht nach unten«,

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