Der Huf des Teufels (German Edition)
dumpfes Schellen im Haus und sah, wie sich die Frau zur Tür umdrehte.
»Ja bitte?«, rief sie herüber.
»Hallo, mein Name ist Kutscher, ich bin die Nachbarin von Simon Langensalza«, rief Shelly. Sie hoffte, dass das als Information reichen würde. Mehr wollte sie hier nicht laut rufend verraten. Zum Glück kam die Dame gleich zum Tor geeilt, als sie Simons Namen vernahm.
»Guten Tag, Frau …«
»Kutscher«, sagte Shelly und nahm ihre Brille ab. Lasses Mutter blieb wie angewurzelt stehen. Mit offenem Mund staunte sie Shelly an.
»Mein Gott, Sie … Sie sehen aus wie … jemand aus dem Fernsehen. Kennen Sie zufällig die Serie Marshall Stone?«
»Ja, Frau Wilhelm, ich bin Shelly Kutscher.«
Ihr Mund klappte noch weiter auf, und sie ließ beinah die Rosenschere fallen.
»Josef und Maria! Sie … was … ich …« Sie lachte verlegen und etwas verrückt, und dann öffnete sie hastig die Tür. »Kommen Sie doch bitte herein, Frau Kutscher.«
Sie starrte Shelly weiterhin an wie eine Erscheinung, und Shelly trat in den Garten.
»Das ist so unglaublich! Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
»Ich verstehe das, Frau Wilhelm, aber eigentlich ist es nichts Besonderes. Meine Familie stammt ursprünglich aus dieser Gegend, und ich wohne zurzeit in Fischbach.«
»Wie bitte? Sie wohnen hier? Aber das ist ja … Kommen Sie herein. Ich … ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Möchten Sie einen Kaffee oder einen Tee?«
»Ein Kaffee wäre schön, danke.«
Frau Wilhelm führte Shelly durch den Garten zur Terrasse und bat sie, Platz zu nehmen.
»Ich hab das von Ihnen in den Nachrichten gehört und war ganz besorgt«, rief sie aus der Küche. Sie kam mit zwei Tassen, Zucker und Milchkännchen auf einem kleinen Tablett zurück. »Ich muss Ihnen sagen, dass ich ein großer Fan Ihrer Serie bin. Ich habe jede Folge gesehen. Und mein Mann hat mir alle Staffeln auf DVD geschenkt.«
»Das freut mich«, sagte Shelly. Lasses Mutter lief wieder hinein und brachte den frischen Kaffee in einer silbernen Thermoskanne mit. Sie goss Shelly und sich ein, setzte sich und legte die Hände zusammengefaltet auf der Tischkante ab.
»So, was führt Sie denn nun zu mir? Ich bin ganz aufgeregt, dass Sie hier vor mir sitzen und Kaffee mit mir trinken.«
»Nun ja, eigentlich geht es um Ihren Sohn«, meinte Shelly und nahm einen Schluck. Das Lächeln von Lasses Mutter verhärtete sich ein wenig, und sie blinzelte irritiert.
»Um Lasse? Ich verstehe nicht …«
»Also, meine Familie besitzt einen alten Hof in Fischbach, den ich von meinem Vater geerbt habe. Dieser Hof liegt direkt neben dem Fischbacher Gestüt.«
»Der alte Kutscher-Hof? Das ist Ihrer?«, fragte sie mit leuchtenden Augen.
»Genau. Herr Langensalza und ich sind also Nachbarn, und da bei mir noch alles etwas chaotisch aussieht, habe ich mein Pferd bei ihm untergebracht.«
»Sie haben ein Pferd? Doch nicht etwa Lonestar, oder?«
»Nein, den reite ich nur in der Serie.«
»Ach, wie schön. Das ist … unglaublich.«
»Tja, und da ich ja nun jeden Tag auf dem Gestüt bin, habe ich natürlich auch Ihren Sohn kennengelernt. Lasse ist wirklich ein netter junger Mann und kennt sich gut mit Pferden aus.«
»Ja, unser Lasse ist mit Pferden groß geworden, und wir haben schon früh sein Talent gefördert. Sein ganzes Zimmer hängt voll mit Auszeichnungen und Pokalen. Wir halten große Stücke auf ihn.«
»Das glaube ich. Frau Wilhelm, es ist so, dass ich eine kleine Auszeit hier in Deutschland nehme.«
»Sie spielen nicht mehr weiter die Marshall Stone?«, fragte Lasses Mutter besorgt.
»Doch, doch, aber ich brauche einen Gegenpol zu dem Filmgeschäft. Sehen Sie, ich besitze nun diesen Hof und möchte daraus gern ein hübsches kleines Gestüt machen.«
»Oh, wie schön. Das ist eine wunderbare Nachricht. Ich bin ganz aufgeregt.«
»Zurzeit wird noch alles umgebaut und erneuert, aber im Sommer brauche ich dann Mitarbeiter, um den Betrieb aufnehmen zu können. Und da ich ja nun gesehen habe, wie Ihr Sohn arbeitet und reitet, und da ich weiß, dass er in ein paar Tagen seine Prüfung macht, die er mit Sicherheit auch bestehen wird, überlege ich, ihm einen Job bei mir anzubieten«, sagte Shelly und ließ diese Information erst mal einen Augenblick wirken.
»Das wäre ja … mein Sohn, bei Ihnen … das wäre ja … ein Traum.« Sie lachte.
Shelly lächelte knapp. »Und wenn Sie sich nun fragen, warum ich hier einfach bei Ihnen auftauche, so hat das nur einen Grund.«
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