Der Huf des Teufels (German Edition)
Killer-Pferd. Cleopatra. Man hätte es einschläfern sollen, dieses Tier. Zwei Wochen später hat es doch die Frau von Herrn Langensalza …«
»Ja, ich weiß«, sagte Shelly abwesend.
»Tag und Nacht hab ich im Krankenhaus an seinem Bett gesessen. Das war eine furchtbare Zeit.«
»Das glaube ich.«
Die Stimmung war fühlbar umgeschlagen, und Shelly wollte das Gespräch beenden. Frau Wilhelm hatte jetzt ein ganz anderes Gesicht bekommen. Ihre Züge wirkten plötzlich hart, und eine Bitterkeit stand in ihren Augen.
»Ich denke, ich fahre jetzt mal besser zurück. Mit Lasse werde ich wohl nichts falsch machen können. Wenn er denn zu mir kommen möchte.«
»Oh, ich … sicher wird er das.«
Sie verließen den Raum, und Shelly warf über die Schulter noch einen letzten Blick zurück, bevor Frau Wilhelm die Tür schloss. Das Gesicht von Arnold Schwarzenegger, halb Mensch, halb Maschine, starrte Shelly von einem Filmplakat aus an. »Hasta la vista, baby«, stand in großen roten Lettern darunter.
Sechs
Die Auszubildenden trafen sich wie jeden Morgen in Jülichs Büro. Anders als sonst war Simon heute ebenfalls anwesend. Anders als sonst waren Leif und Lasse unglaublich nervös. Lasse wusste nicht, ob sein Plan geglückt war. Aber er vermutete stark, dass Simon hier war, weil er sie über Hofstätters Tod aufklären wollte. Leif, der gestern Nacht von Lasse über den Giftanschlag informiert worden war, konnte die Spannung kaum noch aushalten. Die Ungewissheit machte ihn krank. Ihm war übel und schwindelig. Jülich besprach die Einzelheiten des Tagesablaufs und teilte die Teams ein.
»Und jetzt möchte Herr Langensalza noch etwas sagen«, schloss Jülich und übergab an Simon.
»Guten Morgen. Heute wird es ungewohnten Besuch geben. Die Kriminalpolizei wird bei uns auftauchen und euch allen einige Fragen stellen.«
Leif und Lasse hielten den Atem an. Was konnte das bedeuten? War das eine gute oder eine schlechte Nachricht?
»Es geht um den Fall Hofstätter und die Vergiftung von Aladdin. Wie ihr sicher schon gehört habt, ist Herr Hofstätter wieder aus dem Koma erwacht. Leider …« Simon machte eine Pause und blickte nachdenklich zu Boden.
In Lasses Gesicht deutete sich ein Lächeln an. Leif wagte kaum zu atmen. Hatten sie jetzt auch noch einen Mord auf dem Gewissen?
»Leider kann er sich an nichts mehr erinnern. Er hat sein Gedächtnis verloren und weiß nicht, wer ihn angeschossen hat. Aus Gründen, die euch nichts angehen, stehe ich unter Verdacht, darum wird die Polizei euch heute befragen. Beantwortet bitte alles, so gut ihr könnt, und macht auch eure Arbeit, so gut ihr könnt. Das war’s. Einen schönen Tag für euch.«
Leif und Lasse warfen sich einen kurzen Blick zu. Das Giftattentat war fehlgeschlagen. Leif fiel ein Stein vom Herzen. Lasse dagegen war enttäuscht, doch das währte nicht allzu lange. Dieser Gedächtnisverlust wäre ihre Rettung. Wenn er denn anhielt. Fürs Erste jedenfalls waren sie sicher.
* * *
Stresser, Sander und Piesmeier trafen gegen zehn Uhr auf dem Hof ein und klingelten zunächst im Haus. Sie sprachen kurz mit Simon und schwärmten dann mit Notizblöcken bewaffnet aus und stellten ihre Fragen. Piesmeier begab sich in den Weststall, Sander ging in die Besamungsstation, und Stresser versuchte, im alten Stall Informationen einzuholen. Dort arbeiteten Peter und Geraldine. Durch die Dachbodenluke im hinteren Stall ließ Peter die Strohballen fallen, die Geraldine unten aufschnitt und dann in die Boxen verteilte. Stresser ging an den Boxen vorbei und las die Namen der Pferde. Hin und wieder blieb er stehen und warf einen Blick auf die Tiere. Als er bei Pancake ankam, sah er kein Namensschild und fand das Tier auffällig anders aussehend als die restlichen.
»Was ist das denn für ein Pferd?«, fragte Stresser und deutete auf den Schecken.
Geraldine hatte ihn im Vorbeigehen bereits kurz gegrüßt und war mit ihrer Arbeit fortgefahren. »Ein Pinto«, antwortete sie jetzt. »Ein indianisches Pferd.«
»Indianisch? Nanu, ist das normal?«
»Bei uns ist es nur untergestellt, es gehört Frau Kutscher von nebenan.«
»Frau Kutscher?«, fragte Stresser entsetzt, und sein Bart setzte sich in Bewegung. »Hätt ich mir ja denken können. Und Sie sind?«, fragte er und drückte die Mine seines Kugelschreibers heraus.
»Geraldine Theissen. Ich bin Auszubildende hier.«
»Theißen mit Th und ß?«
»Mit Th und Doppel-s«, sagte sie und steckte die Forke ins Stroh.
»Frau
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