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Der Huf des Teufels (German Edition)

Der Huf des Teufels (German Edition)

Titel: Der Huf des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bent Ohle
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Simons Grundstück markierte. Sie bog einige Zweige nach unten und erkannte, dass die Person auf der Brücke Lasse war. Er stand am Geländer und hatte seinen Rucksack darauf abgestellt. Sein Fahrrad lehnte neben ihm. Er holte einen dunklen Gegenstand, den Shelly nicht erkennen konnte, aus dem Rucksack und warf ihn ins Wasser. Sekunden später hatte er den Rucksack wieder aufgesetzt, schwang sich auf sein Fahrrad und radelte davon.
    Shelly kam aus ihrem Versteck und lief zur Uferböschung, um zu sehen, was Lasse in den Fluss geworfen hatte. Es hatte nicht sehr schwer ausgesehen, und sie hatte auch kein lautes Platschen gehört, sodass sie davon ausging, der Gegenstand würde schwimmen. Die Böschung war steil und matschig. Shelly konnte wenig erkennen in der Dunkelheit, und prompt rutschte sie aus und schlitterte auf ihren Stiefelsohlen und ihrem Hintern bis hinunter ins Schilf. Sie spürte das eiskalte Wasser an ihren Füßen und ihrem Hinterteil. Schnell erhob sie sich, ruderte mit den Armen und gewann ihr Gleichgewicht zurück. Allerdings stand sie nun im Fluss und sah, dass tatsächlich ein schwarzes Etwas auf der Oberfläche langsam davontrieb. Sie stieg aus dem Flussbett heraus und lief am Ufer entlang hinter dem Ding her. Sie dachte an Schneider Böck aus dem Buch, das sie noch in der Hand hielt, und an das Bügeleisen, und sie freute sich schon jetzt darauf, zu Hause heißen Tee zu trinken und sich in eine Decke einzukuscheln. Zunächst aber lief sie mit klatschnassen Stiefeln und Hosenbeinen neben der Aller her und verfolgte irgendetwas. Lasse hatte es beseitigen wollen, es musste also etwas Wichtiges sein. Ein Beweisstück.
    Die Uferböschung wurde nun etwas flacher, da es in den Wald ging, doch dadurch wurde es auch immer dunkler. Shelly stolperte und fiel auf die Knie, rutschte zur Seite und landete mit dem ganzen Körper im Fluss. Die Kälte war unglaublich. Sie gab einen tiefen Aufschrei von sich und spürte, wie ihr Herz beschleunigte und ihr der Atem wegblieb. Sie hechelte immer schneller nach Luft und versuchte gleichzeitig, mit den Füßen und einer Hand Halt zu finden. Das Buch hielt sie am ausgestreckten anderen Arm hoch, während sie gegen die Kraft der Strömung kämpfte. Dann sah sie im rechten Augenwinkel den Gegenstand. Er trieb auf sie zu, etwa eine Armlänge entfernt. Sie meinte, Haare daran erkennen zu können, und sofort traten die grässlichsten Bilder vor ihr inneres Auge. Wenn sie jetzt zupackte, hätte sie einen abgetrennten Kopf in der Hand. Sie kämpfte gegen ihre Angst und gegen die Kälte an, die ihr fast den Verstand raubte, und langte mit einer Hand nach dem schwimmenden Ding. Sie bekam es zu fassen, zog es zu sich und erkannte mit einem Schaudern, dass es sich um eine Perücke handelte.

Fünf
    Shelly fuhr auf der B 188 in Richtung Hannover. Es war ein wolkenloser Tag, und die Sonne hatte mehr Kraft heute als an den vergangenen Tagen und Wochen. Die Eltern von sowohl Leif als auch Lasse wohnten in einer kleinen Ortschaft namens Hänigsen. Shelly passierte eine kleine Tankstelle und Werkstatt am Ortsrand und kam nach einer Kurve auf die Hauptstraße des Ortes. Sie suchte den Mühlenweg und fand ihn bereits nach der ersten Abzweigung. An der Ecke war ein Eisladen, und sie dachte, sie könnte sich später, wenn sie die Gespräche hinter sich gebracht hatte, mit einem schönen Eis belohnen und ein wenig in der Sonne sitzen.
    An einer stillgelegten Mühle bog sie rechts ab und fand Lasses Elternhaus nach fünfzig Metern auf der linken Seite. Es war ein großes, mit Holz verkleidetes Einfamilienhaus, mit großflächigen Fenstern und einer sehr schönen Terrasse im oberen Stockwerk. Sie parkte auf der gegenüberliegenden Seite und ging über die Straße. Da entdeckte sie auch schon jemanden im Garten, der nach vorn hin von einer hohen, akkurat geschnittenen Hecke eingerahmt war. Eine Rasenfläche von ungefähr zweihundert Quadratmetern erhob sich leicht zum Haus hin. Vor einer weiteren Terrasse standen inmitten von weiß leuchtenden Kieselsteinen Bonsaibäume und Pampasgras. Ein kleiner Teich schimmerte türkisfarben in der einfallenden Sonne. Eine Frau in Jeans und roséfarbener Bluse beschnitt an den Bäumen die Zweige. Sie hatte die Haare aufwendig hochgesteckt und trug Gartenhandschuhe. Ein schwarzes gusseisernes Eingangstor versperrte Shelly den Weg. Von außen war keine Klinke angebracht, aber an der linken Säule gab es eine Klingel, die Shelly betätigte. Sie hörte ein

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