Der Huf des Teufels (German Edition)
sprach nicht weiter, man sah, dass er fürchterliche Angst hatte.
»Frau Theissen, könnten Sie uns bitte kurz allein lassen?«, fragte Stresser, der etwas witterte.
»Sicher«, sagte sie und ging mit besorgter Miene aus dem Stall.
»Peter, wovor haben Sie solche Angst?«
»Das darf ich nicht sagen«, flüsterte Peter und schloss die Augen.
»Haben Sie Angst vor Herrn Langensalza?«
»Ja«, hauchte er.
»Warum, Peter, was könnte er Ihnen tun?«
»Mich rauswerfen, weil ich böse war.«
»Sie waren böse? Das kann ich mir nicht vorstellen.«
»Wenn er es wüsste, würde ich nie wieder eine Arbeit finden. Keiner würde jemanden wie mich nehmen.«
»Wenn er was wüsste?«
Peter sah dem Kommissar in die Augen, als verriete er gerade den Teufel höchstpersönlich.
»Peter, ich bin von der Polizei. Sie müssen mir die Wahrheit sagen.«
»Sie haben sich geküsst und so gemacht.« Er fuhr mit den Händen über seinen Körper, was ein Streicheln darstellen sollte.
»Wer?«
Peter schüttelte den Kopf und atmete schwer.
»Peter, bitte. Sie helfen mir sehr, wenn Sie es sagen, und dann wird alles gut. Ganz bestimmt.«
Peter sah ihn zweifelnd an.
»Wie bei Marshall Stone?«
»Ja, wie bei Marshall Stone.«
Peter kniff die Augen ganz fest zu und bleckte die Zähne.
»Ich hab sie gesehen.«
»Wen?«
»Sara.«
»Und?«
»Na …« Er machte wieder diese Streichelbewegungen.
»Mit wem?«
»Hofstätter«, flüsterte Peter fast tonlos und hielt sich dann den Zeigefinger vor den Mund. Stresser richtete sich langsam auf. Er begriff, wen er hier vielleicht vor sich hatte.
»Ich verstehe. Das haben Sie super gemacht, Peter. Große Klasse.«
»Aber ich hab doch … wenn Simon das rausfindet, wirft er mich raus.«
»Nein, das wird er nicht. Dafür sorge ich schon. Peter, würden Sie bitte mit mir kommen?«
Sieben
Shelly bog an dem Restaurant »Zur alten Deckstation« rechts ab und folgte dem kleinen, leicht ansteigenden Weg etwa zwanzig Meter, bis links ein verwittertes Haus aus rotem Klinker auftauchte, das von zwei knorrigen, moosbedeckten Apfelbäumen verdeckt wurde. Der alte Holzzaun und das Gartentor waren morsch und rissig, und hier und da fehlte ein Stück Holz oder war abgebrochen.
Shelly hatte ihre Sonnenbrille im Auto gelassen. Sie ging durch das offene Tor und stieg eine Treppe aus Kiesbeton hinauf, die einen sehr instabilen Eindruck machte. Sie klingelte und musste eine Weile warten, bis jemand zur Tür kam. Die Mutter von Leif hatte ein hübsches, schmales Gesicht mit tief liegenden Augen und kräftigen Wangen- und Kieferknochen. Ihre Haut schimmerte wächsern, und um die Augen herum waren dunkle Ränder, die sie krank aussehen ließen. Ihr schulterlanges Haar stand glanzlos um ihren Kopf herum. Sie trug einen dunklen Rollkragenpullover, eine schwarze Stoffhose und ausgelatschte Pantoffeln. Der Dodge stand übermächtig vor dem klapprigen Zaun, und sie warf einen prüfenden Blick darauf.
»Sind Sie von der Klempnerei?«, fragte sie ungläubig.
»Nein, ich … mein Name ist Shelly Kutscher, ich wollte gern mit Ihnen sprechen, Frau Busch.«
Schwarze Augen, in denen man die Pupille nicht von der Iris unterscheiden konnte, musterten sie in Sekundenbruchteilen und flogen wieder hinüber zum Dodge. Offenbar konnte Frau Busch keine Verbindung zwischen Shelly und dem Wagen herstellen.
»Hören Sie, ich warte auf die Handwerker und habe wenig Zeit. Von wo kommen Sie denn?«
»Ich bin privat hier. Es geht um Leif.«
Jetzt schlug sie ihre Augen weit auf und sah Shelly ganz offen an. Es war ihr irgendwie unheimlich, dass diese fremde Frau den Namen ihres Sohnes kannte.
»Was ist mit ihm? Wer sind Sie?«, fragte sie blinzelnd.
»Keine Angst, es geht ihm gut. Ich habe Leif auf dem Gestüt kennengelernt, ich bin die Nachbarin von Simon Langensalza und habe ein Pferd bei ihm stehen.«
Die hochgezogenen Schultern von Frau Busch entspannten sich etwas. »Ach so. Ja, und was ist nun mit ihm?«
»Eigentlich bin ich gekommen, um ihm einen Job anzubieten«, sagte Shelly und lächelte.
»Einen Job?«
»Ja, ich habe den Hof nebenan geerbt und möchte ein Gestüt daraus machen.«
»Ach, den Kutscher-Hof? Wie schön, der könnte einen neuen Anstrich vertragen.«
Dass sie das sagte, irritierte Shelly etwas, in Anbetracht der Tatsache, dass ihr eigenes Grundstück ziemlich zu wünschen übrig ließ.
»Ja, es wird gerade alles saniert und renoviert. Hätten Sie wohl einen Augenblick Zeit für mich?« Shelly
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