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Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Titel: Der Hund des Propheten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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hätten in der Pressekonferenz Alarm geschlagen?«
    Berndorf sagt nichts. Von unseren Freunden, hat sie gesagt. Das soll ironisch klingen, und doch ein bisschen zu kumpelhaft. Wir sind keine Partner, denkt er. Er überfliegt den Artikel, unter das Bild Autenrieths ist das Foto eines von Gesträuch umgebenen Tümpels platziert, offenbar der Fundort der Leiche. Neben dem Hauptartikel steht ein Interview mit dem eingeblockten Bild des Kriminaldirektors Steinbronner. Das Foto ist so geschnitten, dass das Kinn des Kriminaldirektors allein schon die Spaltenbreite zu sprengen droht.
    Berndorf legt das Blatt zur Seite und blickt hoch, in die Augen von Cosima Autenrieth.
    »Wollen Sie nicht lesen, was dieser Kriminaldirektor sagt?« »Nein.«
    »Wenn ich es richtig verstanden habe, deutet er an, dass Meunier jetzt auch für die Amerikaner arbeitet«, bemerkt sie.
    »Wussten Sie das nicht?«
    »Doch«, antwortet sie. »Meunier hat es mir einmal gesagt. Aber ich habe es nicht geglaubt. Und es wundert mich, dass dieser Kriminaldirektor so etwas herauslässt.«
    Freiwillig hat er das nicht getan, denkt Berndorf.
    »Warum hat Sie das Bild Ihres Vaters geärgert?«
    »Sie haben es doch gesehen«, antwortet sie. »Er sieht aus wie verkleidet. Wie eine Frau, die overdressed ist. Manchmal hatte er einen Hang, sich zu produzieren. Ich mag…, ich mochte das nicht.«
    »Sehen Sie das so kritisch, weil Sie an ihm hingen?«
    Ein spöttischer Blick streift ihn. »Wollen Sie unsere Familiengeschichte explorieren?« Sie lächelt knapp und nimmt eine Zigarette aus ihrem Etui und zündet sie an. »Aber es stimmt, ich hing an ihm. Vielleicht lag es daran, dass ich dachte, ich verstehe ihn besser, als meine Mutter das tat, vielleicht war es auch das alte Spiel zwei gegen eine … Meine Mutter sieht sich heute noch gerne ein wenig als die Märchenprinzessin, die nicht aus dem Serail entführt wurde. Einmal ist sie in einem Salzburger Café von Karajan mit einem Handkuss begrüßt worden, wie lange haben wir das zu hören bekommen! Da haben wir dann unsere eigenen Rituale entwickelt, unsere eigenen Spiele und Codes, in denen die Welt der Oper allenfalls ironisch zitiert wurde, wenn sie denn überhaupt vorkam.« Eine zweite Fähre, von Konstanz kommend, schiebt sich backbord vorbei. Ein Möwenschwarm wechselt das Schiff. »Eine wichtige Rolle bei unseren Ritualen spielten die Verstecke«, fährt sie fort. »Irgendwann hat er damit begonnen, Geschenke nicht nur an Ostern zu verstecken, auch an Weihnachten, oder wenn ich Geburtstag hatte, ich musste sie dann in einer Art Schnitzeljagd suchen… Mit der Zeit wurde mir das lästig, es kam mir vor wie eine Art Pfadfinderei, die nicht erwachsen werden will, und ich wollte erwachsen sein. Einmal hat er mir aufgegeben, bei einem gelben Ding im See nachzuschauen, und gemeint war A yellow submarine, ich hätte in der Plattenhülle nachsehen sollen, das ist doch albern. Irgendwie hatte ich später auch keine Antenne mehr für seine Anspielungen, es ist, als ob er mir lange vor seinem Verschwinden verloren gegangen wäre.«
    »Sie hingen an ihm, sagten Sie. Und wie war das mit ihm?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »War er stolz auf Sie?« »Ich weiß nicht. Vielleicht.« Sie drückt ihre Zigarette aus. »Ich glaube, er wollte vor allem, dass ich auf ihn stolz bin.«
    »Solche Väter können anstrengend sein«, meint Berndorf. »In den Fotoalben Ihrer Mutter habe ich einige Bilder gesehen, da sind Sie 14 oder 15 und wandern über die Schwäbische Alb. Das soll ja nicht das einfachste Alter sein, aber diese Bilder stellen Sie ganz selbstverständlich in den Mittelpunkt, als sei der Fotograf auf sehr wache und fast kameradschaftliche Weise neugierig auf Sie. Ihre Mutter sagte mir, dass Ihr Vater diese Fotos gemacht hat…«
    Sie wirft ihm einen Blick zu, der plötzlich unsicher scheint. »So besonders kameradschaftlich ist mir das gar nicht in Erinnerung«, antwortet sie schließlich. »Ich fürchte, ich wäre damals sehr viel lieber auf den Malediven gewesen oder auf Ibiza. Statt dessen Rinderschmorbraten in Blaubeuren, inmitten von Busladungen voller Touristen aus Eßlingen und Ravensburg, ich bitte Sie!«
    Steuerbord rückt der bewaldete Hügel der Mainau ins Blickfeld.
    »Haben Sie sich nie überlegt«, fragt Berndorf, »ob das, was wir in Zürich suchen, auch so ein gelbes Ding im See ist? Ein Rätsel, das Ihnen Ihr Vater aufgegeben hat?«
    Cosima Autenrieth schüttelt ärgerlich den Kopf. »Mein Vater war kein

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