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Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Titel: Der Hund des Propheten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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weißt du?«
    »Kennst du keine fröhlicheren Märchen?«
    »Sie durfte erst zurück, wenn sie das Lachen gelernt hatte. Aber ihr Hofnarr zog nur Grimassen, sonst brachte er nichts zuwege. Erst als sich die Lau mit einer Wirtin aus dem Städtchen Blaubeuren anfreundete und sogar abends in die Spinnstube kam, wurde es lustiger. Du kennst den Zungenbrecher: ’s leit a Klötzle Blei glei bei Blaubeura, glei bei Blaubeura… und so weiter?«
    »Das ist von Mörike?«, fragt Barbara. »Nett.«
    »Vermutlich hat er’s nur übernommen. Jedenfalls hat sich die Lau in der Spinnstube daran versucht und ist darüber so gestolpert, dass sie selbst ins Lachen kam. Ein ander Mal hat es ihr geträumt, der Abt des Klosters habe der Wirtin nachgestellt und müsse nun eilends Reißaus nehmen …«
    »Und wie geht das Märchen aus?«
    »Die Schöne Lau hatte das Lachen gelernt und durfte zurück. Aber in dem Gasthof, mit dessen Wirtin sie sich angefreundet hat, soll noch lange ein Bild von ihr zu sehen gewesen sein, die Hände kreuzweise über der Brust… Ihre Heimat war das Schwarze Meer, und wer dorthin kommt und ein Rätsel aus ihrer Blaubeurer Zeit weiß, dem wird sie helfen.«
    »Was für ein Rätsel?«
    »Ein gereimtes.« Berndorf gähnt. »Es ist der Besucher, der das Rätsel stellen muss. Es geht um ein Spinnrad. Und weil nur die Lau das Lösungswort kennt, weiß der Besucher, dass sie es auch wirklich ist und er ihr vertrauen kann.«

Freitag, 16. November 2001
    »Ich wüsste zu gerne«, sagt Cosima Autenrieth und beugt sich über den Rücksitz ihres Peugeot-Coupés, »wie man diese Hundehaare wieder aus dem Sitzpolster bekommt.«
    Neben ihr steht Felix, den Kopf hochgestreckt, und wittert in den Wind, der aus Südwest kommt und nach Regen und Möwen riecht. Der Verkehrsfunk hatte einen Stau auf der Autobahn nach Singen gemeldet, so hatten sie sich entschieden, die Fähre von Meersburg nach Konstanz-Staad zu nehmen. »Ich kann es Ihnen nicht sagen«, antwortet Berndorf und sieht dem Schaffner entgegen, der die vor ihm wartenden Autofahrer abkassiert. »Ich hatte bisher ein einziges Auto mit Hundehaaren. Aber die sind auf eine Weise entsorgt worden, die ich Ihnen nicht empfehlen möchte.«
    Er bezahlt die Überfahrt und sie gehen zum Passagierdeck hoch, Kaffee trinken. Die Nacht mit Barbara ist kurz gewesen, und Cosima Autenrieth hat ihn schon um sieben Uhr herausgeklingelt. Vom Deck aus sieht der See bleigrau aus, krisselige Wellen nagen an der Mole, weit drüben liegt das Schweizer Ufer unter der Wolkenwand, die ein Tiefdruckgebiet vor die Berge geschoben hat. Felix schleicht merkwürdig geduckt über das Deck, es dauert eine Weile, bis Berndorf begreift, dass dem Hund die leichte Dünung und das Vibrieren der Schiffsmotoren unheimlich ist.
    An der Reling wirft er noch einen Blick auf das Parkdeck. Es ist voll, unter den Autos, die nach dem Peugeot noch einen Platz gefunden haben, scheint ihm keines auffällig. Auf der Wartespur am Hafen steht als fünftes oder sechstes der Autos, die erst auf die nächste Fähre kommen, ein Opel mit einem Feuer speienden Drachen auf der Motorhaube.
    Wir hätten einen Wagen mieten sollen, irgendeinen, der unauffälliger ist, denkt er und folgt Cosima, die ihm in die Cafeteria vorangegangen ist.
    Der Kaffee ist lausig, aber wenigstens heiß. Berndorf schlägt das »Tagblatt« auf, das mag unhöflich sein, aber von einem alten Mann, den man noch nicht einmal seine Zeitung hat lesen lassen, ist nicht allzu viel Höflichkeit zu verlangen.
    Frentzel hat mächtig zugeschlagen. Ein großes Foto von Constantin Autenrieth, er blickt selbstbewusst in die Kamera, eine Hand ausgestreckt, als halte er gerade eine Rede oder deklamiere einen Text, die Bildunterzeile teilt mit, das Bild sei 1988 aus Anlass seiner Ernennung zum Ehrenpräsidenten der Kreisjägerschaft Alb-Donau entstanden, dazu passt, dass er auf der Fotografie in eine Art Tracht gewandet ist…
    »Peinlich, dieser Lodenjanker«, sagt Cosima Autenrieth. »Wie der Wildschütz Jennerwein auf der Raiffeisen-Jahreshauptversammlung. Dabei hat er sich das Teil in München maßschneidern lassen.«
    Und nun ist der Wildschütz tot, denkt Berndorf, und wer ihn derschoss’n hat, wissen wir noch immer nicht. Oder doch? »Sie haben den Artikel schon gelesen?«
    »Heute früh, im Hotel«, antwortet sie. »Sie werden übrigens wenig Freude daran haben. Von unseren Freunden so gut wie kein Wort. Und von Ihnen auch nicht. Sie hatten doch gesagt, Sie

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