Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)
ihrer Visitenkarte das Wort: Blautopf
»Zürcher Kantonalbank eher nicht. Also Helvetischer Trust, UBS oder diese koschere Privatbank«, fasst Meunier zusammen und nimmt vorsichtig einen Schluck von seinem Café crème und verzieht das Gesicht.
»Komisch. Früher hieß es immer, die Schweizer hätten besonders guten Kaffee. So wie es bei der Schokolade ist. Aber ich weiß nicht…«
»Sie rösten ihn anders«, sagt Berndorf.
»Es ist diese Privatbank«, sagt Cosima Autenrieth.
»Nu?«, macht Meunier und schüttet Zucker in seinen Kaffee nach. »Woher plötzlich diese Sicherheit?«
»Weil ich meinen Vater kenne«, kommt die Antwort. »Er war ein Snob. Wenn er eingekauft hat, eine Krawatte für sich oder die härteren Sachen für die Hausbar, hat er das immer in besonderen Geschäften getan, in Läden, die einen eigenen Stil hatten und die natürlich auch teurer waren. Und selbstverständlich haben wir den Wein von einem Winzer im württembergischen Unterland bezogen, den nur die ganz ganz Eingeweihten kannten.« Cosima zündet sich eine neue Zigarette an. »Es kann nur diese Privatbank sein.«
Meunier starrt in seinen Kaffee. »Na schön«, sagt er schließlich. »Dann sind Sie am Ausspielen, Meister. Oder vielmehr diese Professorin. Sie haben ungebeten die Dame mit an Bord gebracht als blinden Passagier – nun rudern Sie beide mal schön.« Auffordernd weist er mit der Hand auf Berndorf. »Los, rufen Sie sie an. Sagen Sie ihr, dass Sie zu dieser Privatbank gehen und es dort versuchen soll.«
Berndorf sieht sich um. Sie haben einen Ecktisch gefunden, Berndorf und Meunier sitzen sich gegenüber, so dass Felix einigen Abstand von Meunier hat. Das ist notwendig, weil Felix zu knurren beginnt, sobald ihm auch nur ein Hosenbein des Meunier’schen Anzugs zu nahe kommt.
Berndorf nimmt sein Mobiltelefon und gibt Barbaras Kurzwahl ein. Es meldet sich der Anrufbeantworter. »Sie ist nicht erreichbar«, sagt er zu Meunier. »Das ist auch kein Wunder.« »Und warum ist das kein Wunder?«
»Weil wir es so ausgemacht haben«, erklärt Berndorf. »Sie ist für mich nicht erreichbar. Sie wird sich melden, wenn sie etwas herausgefunden hat.«
»Das will ich nicht«, fährt Cosima Autenrieth auf. »Das ist gegen die Vereinbarung. Sie hatten mir beim Notar gesagt, dass diese Frau nichts unternehmen wird, was sie nicht mit mir abgesprochen hat.«
»Wir hatten auch nicht vereinbart, dass Sie Meunier zu diesem Ausflug einladen«, antwortet Berndorf.
»Diese Frau kann doch nicht…«
»Halt den Rand«, unterbricht Meunier und holt nun seinerseits ein Handy heraus. Fast sofort meldet sich sein Gesprächspartner. Es ist ein Gespräch, bei dem Meunier nichts zu sagen braucht. Während er zuhört, notiert er sich auf einem Bierdeckel einen Namen.
»In Ordnung«, sagt er schließlich. »Kein Grund zur Panik, Cosi-Maus«, sagt er dann. »Alles unter Kontrolle. Diese Professorin wird uns nicht davonlaufen. Übrigens hat sie sich tatsächlich diese Judenklitsche ausgesucht. Sind doch alles Hebräer, diese Privatbanken, ist doch wahr.«
Kadritzke, denkt Berndorf. Barbara und Paco haben zu spät den Wagen gewechselt. Mein Fehler. Ich hätte niemals zulassen dürfen, dass Barbara es mit diesem Totschläger zu tun bekommt.
»Wir gehen jetzt zu dieser Bank«, fährt Meunier fort, »und erklären, dass wir zu dieser Frau Professor Stein gehören und einvernehmlich mit ihr beraten werden wollen. Schließlich ist ja Cosi-Maus die rechtmäßige Erbin. Aber wenn die Professorin bei den Krummnasen schon wieder rausgeflogen ist, weil unser Meister hier nur geblufft hat, müssen wir die Karten neu mischen. Kann sein, dass es dann ein wenig ungemütlich wird.«
Berndorf schüttelt den Kopf. »Sie werden nicht zu dieser Bank gehen. Wenn es auch nur eine einzige Störung gibt, wenn Sie oder Cosima oder Kadritzke sich dort blicken lassen, dann wird die Professorin Stein umgehend die Stadtpolizei davon verständigen, dass es sich bei dem gesamten Geld um Beweismaterial in einem Mordfall handelt…« Er winkt der Bedienung und bittet um die Speisekarte.
Meunier starrt ihn wortlos an. Eine Blondine mit schwarzen Haarwurzeln überreicht Berndorf die Speisekarte.
»Sie sind verrückt«, sagt Meunier, als die Bedienung wieder gegangen ist, »niemals werden Sie das wagen, Sie haben ja keine Ahnung, welches Risiko Sie da eingehen …«
»Das Risiko gehen Sie ein«, antwortet Berndorf, während er die Speisekarte durchsieht. »Aber gehen Sie
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