Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)
die sich nach 1989 beruflich neu orientieren mussten«, antwortet Meunier. »Das wissen Sie doch … Jedenfalls haben wir uns behilflich gezeigt und die Panzer übernommen. Abnehmer fanden wir sehr bald, eigentlich hatten wir sie schon vorher, und wir haben uns auch den Gepflogenheiten unterworfen, mit denen in der Bundesrepublik solche Geschäfte gehandhabt werden. Trotzdem mussten wir Lehrgeld bezahlen, teures Lehrgeld. Plötzlich hieß es nämlich, die Bundesrepublik liefere kein Kriegsgerät in Spannungsgebiete, keine Panzer niemals nicht in die Emirate, so wurden wir beschieden. Wer die wahren Verhältnisse kennt, und wir kennen die wahren Verhältnisse, kann darüber nur in Hohngelächter ausbrechen.«
»Ihre Provision war weg?«
»Und mit ihr der über Nacht aus den Diensten des Bundeskanzleramtes ausgeschiedene Herr Autenrieth. Er muss ganz genau gewusst haben, dass die Konsortien, die den bundesrepublikanischen Waffenhandel kontrollieren, keine Schmutzkonkurrenz aus der popligen abgewickelten DDR dulden würden. Trotzdem hat er uns die Provision abgenommen. Er hatte von vornherein die Absicht, uns hereinzulegen.«
Nun wirft Berndorf doch einen kurzen Blick auf Cosima. Sie hat die Zigarette ausgedrückt und liegt da und schaut zur Decke, die Hände unterm Kopf gefaltet. »Aber die Panzer sind dann schließlich doch verkauft worden?«, fragt er dann.
»Ja«, sagt Meunier, »nachdem wir die Ware an einen anderen Interessenten abgegeben haben, für ’n Appel und ’n Ei, aber der Käufer konnte gegenüber dem Bundessicherheitsrat anders auftreten als unsereins, der brauchte sozusagen nur die Stirn zu runzeln, und hat die Ware dann über Italien verschoben… Aber wir, wir guckten in die Röhre, weshalb wir denn auch der Meinung sind, dass man uns wenigstens die 3,8 Millionen samt der bis heute aufgelaufenen Zinsen zurückerstatten sollte. Kulanterweise werden wir uns mit sechs Millionen Schweizer Franken begnügen, aber so weit sind wir jetzt noch gar nicht. Erst mal betrübt mich die Hinzuziehung dieser Professorin Stein. Cosi-Maus hat mir gerade eben von dieser Vollmacht erzählt, und ich finde das höchst unklug, Berndorf, was Sie da treiben. Wir wissen, dass Ihnen Ihre Professorin sehr am Herzen liegt…«
Berndorf betrachtet ihn aufmerksam und sagt erst mal nichts. Meunier schüttelt den Kopf. »Ich verstehe nicht, wie Sie diese Dame einem solchen Risiko aussetzen können … Sehen Sie, mein Kollege Kadritzke ist – wenn man ihn näher kennt – eine Seele von Gemüt. Aber er kann auch anders. In Angola zum Beispiel hat er Leute der MPLA in geheimdienstlichen Verhörmethoden ausgebildet. Sie sind ja ein Mann vom Fach, Berndorf, aber solche Dinge haben auch Sie noch nicht zu Gesicht bekommen. Und ich bin ganz sicher, Sie wollen nichts davon sehen, und am allerwenigsten wollen Sie sehen, wie ihre gute Freundin aussieht, wenn sie diese Methoden…, wie soll ich sagen? Wenn sie sie überlebt hat.«
»Mit diesen Methoden, von denen Sie sprechen«, sagt Berndorf, »hat Ihr Gemütsmensch Kadritzke auch den Journalisten Hollerbach totgeschlagen, nicht wahr?«
»Vorsicht«, sagt Meunier. »Zu den Vorgängen im Haus dieses Journalisten haben wir unsere Aussage vor der Polizei gemacht. Und wir sind von einer Seite bestätigt worden, gegen die Sie nicht anstinken …«
»Das wird langweilig«, sagt unvermittelt Cosima Autenrieth und schwingt sich vom Bett. »Sie beide führen sich auf wie bei einem Hahnenkampf. Das ist albern. Könnten wir uns vielleicht endlich um das Geld kümmern? Vielleicht ergibt sich alles andere dann von selbst.«
»Da bin ich zwar nicht so sicher«, sagt Berndorf. »Aber bitte! Der Herr Meunier hat doch sicher einen Plan?«
»Wir suchen jetzt ein Juweliergeschäft«, antwortet Meunier, »den Laden, in dem Cosi-Maus ihr Zigarettenetui bekommen hat. Irgendwo in der Nähe war ein Café, dort ist sie von ihrem Väterchen abgeholt worden. Irgendwo in der Nähe des Cafés muss eine Bank sein.«
»Ich weiß nicht, ob wir in Zürich ein einziges Café finden, in dessen Nähe sich keine Bank befindet«, wirft Berndorf ein.
Cosima hebt einen Stadtplan hoch. »Ich habe eine ungefähre Vorstellung«, sagt sie dann. »Mein Vater und ich haben uns damals den Spielplan des Zürcher Theaters angesehen. Ich weiß noch, wie wir vor den Aushängen standen und uns mit den Regenschirmen in die Quere kamen… Wir sollten zum Schauspielhaus fahren. Es muss dort in der Nähe sein.«
»Und was ist
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