Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)
ein Marienbild, die Maria und das Jesuskindlein haben glutvolle dunkle Augen und Bethlehem ist vom Maler an einen Strand mit goldenem Sand und blauem Meer versetzt worden.
Vom Haus nähert sich ein älterer, untersetzter Mann. Er trägt Cordhosen und eine Wolljacke, die langen grauen Haare sind nach hinten gekämmt.
»Tja«, sagt Krauss und wendet sich an seinen Kollegen, »da hilft alles nix, da musst du jetzt raus.«
Alfred Krauser setzt die Dienstmütze auf und stößt die Wagentür auf und steigt aus. Ganz ruhig, ermahnt er sich, es muss gelassen aussehen, sagt er sich, gelassen und cool.
»Guten Tag auch, Herr Rosen«, sagt er und tippt grüßend mit zwei Fingern an die Dienstmütze.
»Das werd ein guter Tag sein, wenn die Stichelpenk vor der Gusch pflanzen«, antwortet der Mann mit heiserer Stimme. Der Mann ist Reino Rosen. In seinem Ausweis ist Reisekaufmann als Beruf angegeben, aber als Hausierer arbeitet Reino Rosen schon lange nicht mehr.
»Wir hätten gerne mit Ihrem Neffen gesprochen«, fährt Krauser fort. »Mit Jiri Adler. Reine Formalität. Ein oder zwei Fragen, Sie verstehen.«
Reino Rosen nickt. »Wenn die Naterer nicht weiterwissen, zopfen Sie einen Sinde. Kennen wir. War schon immer so. Aber wir können nicht dienen, grandiger Sens. Paco ist schinageln. Fragen Sie den Neuböckh.«
»Ach ja«, meint Krauser. »Da werden wir dann gleich anrufen, obwohl …, das muss der Herr Neuböckh ja auch nicht unbedingt wissen. Und vielleicht wissen zufällig Sie, wo Ihr Neffe grad im Augenblick ist?«
Rosen hebt beide Hände, die Handfläche nach außen. »Hier und dort.«
»Ja so«, meint Krauser. »Dann wollen wir mal wieder…« Er wendet sich zum Wagen zurück, zögert dann aber. »Vielleicht wäre es besser, Sie würden uns einen Blick ins Haus werfen lassen, damit es ganz klar ist, dass er nicht hier ist…«
Rosen schnaubt durch die Nase. »Einen Fleppen habt ihr nicht?«
Krauser überlegt. »Nein, wir haben keinen Hausdurchsuchungsbefehl. Aber es wäre einfach besser, verstehen Sie …« Rosen zuckt mit den Achseln und geht ins Haus voran. Krauser folgt ihm. Nach einigem Zögern steigt auch Krauss aus dem Wagen und schließt sich ihnen an. Rosen weist einladend ins Wohnzimmer, es ist ein großer, von einem weiß lackierten Flügel beherrschter Raum, gerahmte Fotografien von Musikern hängen an den Wänden. Eine schmale scharfgesichtige Frau in einer Kittelschürze betritt den Raum und fasst Krauser ins Auge, aber Rosen hebt gebieterisch die Hand, und die Frau macht wieder kehrt.
Schweigend führt Rosen die beiden Polizisten durch das Haus, bis hinauf ins Obergeschoss. In den Zimmern findet sich nichts Verdächtiges, es sind aufgeräumte ordentliche Zimmer mit Stores an den Fenstern und wieder anderen Marienbildern an den Wänden. Das Haus hat ein ausgebautes Dachgeschoss, in einem der Zimmer dort oben fällt Krauser ein Poster auf, das Django Reinhardt zeigt…
»Den Schmälzkasten auch noch?«, fragt Reino Rosen.
»Häh?«, macht Krauss.
Rosen stößt verächtlich die Tür zu einem WC auf.
»Ihre Garage hätte ich mir noch gerne angesehen«, sagt Krauser.
Rosen zögert.
»Es wäre wirklich besser«, setzt Krauser nach.
Rosen blickt ihn an. Es ist ein Blick, den Krauser nicht deuten kann. Rosen zuckt mit den Achseln und geht ihnen voran die Treppen hinab. Er öffnet eine Metalltür und lässt ihnen den Vortritt.
Krauser geht eine Stufe hinab und sucht nach dem Lichtschalter. Neonleuchten flammen auf. In der Garage steht ein großer Wohnwagen und daneben ein tiefer gelegter Opel, Weißwandreifen, schwarz getönte Heckscheiben und ein flammender Drache auf der Motorhaube.
»Na, was haben wir denn da?«, sagt Krauss und geht an Krauser vorbei auf den Opel zu.
Hinter ihnen fällt eine Tür zu, ein Schlüssel wird umgedreht. Draußen springt ein Motor an.
»Was ist das?«, fragt Krauser.
»Das ist unser Streifenwagen, du Idiot«, antwortet Krauss.
Gottfried Buck ist ein rundlicher Mann mit schütterem, aber akkurat geschnittenem Haar. Er trägt eine karierte Hose und eine graue Strickweste. Kuttler hat er in einen Ledersessel komplimentiert, er selbst hat auf der Couch Platz genommen. Die Wand über ihm ist von einer großformatigen gerahmten Farbfotografie ausgefüllt. Sie zeigt die Rückenansicht eines Mannes, der eine Militärkapelle dirigiert.
Buck bemerkt den Blick des Besuchers. »Das ist das Heeresmusikkorps 10«, erklärt er. »Sie haben hier auf einem
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