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Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Titel: Der Hund des Propheten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Carmen hat er mir auch angeschleppt, ich hab gleich gesehen, dass es eine lacke Schicks ist, das schad’t ja nicht in einem solchen Etablissement, aber wie sie den Paco sieht, hat sie ihn sich gekrallt, die sind ja alle hinter ihm her …«
    »Der Paco ist Gast bei Ihnen?«
    »Er ist einer von unseren Leuten«, sagt die Wirtin. »Ein Sinde. Hätten Sie eigentlich sehen müssen.«
    Sicher, denkt Tamar.
    Aber ist das noch p.c., dass man so etwas sieht? »Und was hat dann den Ärger gegeben?«
    »Der Paco fährt für seinen Onkel, den Reino«, antwortet die Wirtin. »Reino Rosen, schreiben Sie’s nur auf! Hat eine eigene Spedition. Fährt nach Griechenland und Holland und was weiß ich! Meist für den Neuböckh in Lauternbürg. Und irgendein Fünfler vom Neuböckh, der hat der Carmen ans Fitz wollen, aber sie hat ihn ausgelacht. Und da hat der Fünfler dem Paco die Fotos gezeigt, und der ist schalou geworden und hat dabei überhaupt keinen Grund gehabt…«
    »Das ist Ihnen klar, dass ich mit Paco darüber reden muss?«, fragt Tamar. »Je früher, desto besser für ihn?«
    Die Wirtin betrachtet sie ungläubig. »Das heißt, ich soll ihn zinkieren? Dass Sie ihn zopfen? Wofür halten Sie mich?«
    Tamar schüttelt den Kopf. »Sie sollen es ihm nur ausrichten. Falls Sie ganz zufällig mit ihm reden.« Sie hebt die linke Hand ein wenig an und lässt sie wieder fallen. »Kann ja sein, dass er hier noch einmal auftaucht und nach Carmen fragt. Sagen Sie ihm, dass er wirklichen Ärger bekommen wird, wenn er sich nicht meldet. Ärger, wie er noch nie welchen gehabt hat.«
    Die Wirtin hebt den Kopf, die Zigarette im Mundwinkel, und betrachtet Tamar aus zusammengekniffenen Augen. »Ich weiß nicht, was Sie für eine sind. Aber wegen dieser Schicks sind Sie nicht hier. Sie nicht. Sie sind wegen Eugen hier, und damit hat der Paco nichts zu tun. Da ist er so unschuldig wie ein neugeborenes Stratz. Mit dem Eugen haben noch ganz andere Leute ihren Mores gehabt, oft genug hat er sich damit aufgeplustert, und Geschichten hat er mir erzählt! Zum Beispiel von einem Grünwedel und seiner Gaie …« Sie legt beide Handflächen aneinander und klappt sie auf, um zu zeigen, wie es mit Hollerbachs Mundfertigkeit bestellt war.
    »Und wie war das mit Ihnen«, fragt Tamar, »habe ich das richtig verstanden – der Herr Hollerbach wollte hierher, zu Ihnen ziehen?«
    »Hah!«, sagt die Wirtin. »Der Schmalkachel. So einen kann ich nicht brauchen, der die jungen Dinger nackert fotografiert, was glauben Sie!« Dann muss sie plötzlich schniefen, greift nach dem zweiten, bisher unberührt gebliebenen Cognac-Schwenker und kippt einen kräftigen Schluck.
     
     
    Langsam fährt der Streifenwagen die Landstraße hoch, die von Blaustein auf die Albhochfläche führt, und wird, als er oben angekommen ist, noch langsamer. Dann steuert der Fahrer den Wagen auf einen Waldparkplatz. Der Blick fällt auf Wiesen und Felder und, in der Ferne, auf ein Dorf.
    »Weißt du eigentlich«, fragt der Polizeihauptmeister Krauss, am Steuer, seinen Nebenmann, »was passiert, wenn wir den da finden?«
    »Was soll da passieren?«, fragt sein Kollege Alfred Krauser zurück und schiebt das Kinn vor. »Wir nehmen ihn fest und bringen ihn in den Neuen Bau. ›Da!‹ werden wir sagen, und fahren wieder zurück.«
    »Schieb nicht so das Kinn vor«, sagt Krauss. »Und überleg dir, was danach sein wird. Danach wird nämlich sein, dass wir die alte Rosen auf dem Hals haben. Glaubst du, dass das lustig wird? Jeden Tag eine greinende alte Zigeunerin vor der Wache, nach zwei Stunden hältst du das im Kopf nicht mehr aus … Weißt du noch, wie das war, als wir den kleinen Dusan kassiert haben, wegen der Messerstecherei damals? Drei Tage und drei Nächte ist sie uns nach, bis zu mir nach Hause und hat meiner Frau dort die Küche voll geheult …«
    Krauser erinnert sich. Es ist keine lustige Erinnerung. »Kommt nicht in Frage«, sagt er entschlossen und beantwortet damit, was Krauser so noch gar nicht vorgeschlagen hatte. »Fahr weiter. Wir bringen das jetzt hinter uns.«
    »Wir bringen das jetzt hinter uns!«, äfft ihn der PHM Krauss nach und legt den Gang ein. »Du wirst schon sehen, was du davon hast …«
    Der Streifenwagen biegt auf die Landstraße ein und fährt auf das Dorf zu bis in ein Neubaugebiet, wo er vor einem großen weißen Haus mit einem Walmdach hält. Auf dem Vorplatz steht vor der geschlossenen Doppelgarage ein alter gepflegter Benz. Über der Haustür leuchtet

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