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Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Titel: Der Hund des Propheten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Zündschlüssel steckte im Schloss. Es war noch nicht klar, wie der Neue Bau reagieren würde; in einer ersten Reaktion hatte Kriminalrat Englin von einem drakonischen Exempel gesprochen, das die Staatsanwaltschaft statuieren müsse. Inzwischen verlautete der Flurfunk, dass Englin das Vorkommnis im Hinblick auf die möglicherweise zu befürchtenden Zeitungsberichte doch etwas niedriger gehängt sehen möchte …
    »Am besten, von dieser Geschichte wird nicht mehr geredet«, hatte Orrie von der Frühschicht den aktuellen Meinungsstand für Tamar zusammengefasst. »Es hat sich um ein Missverständnis gehandelt, das es nie gegeben hat.«
    Kuttler schaltet zurück und drückt das Gaspedal durch. Der Opel schiebt sich an dem grünen Kombi vorbei, Tamar blickt hinüber und in ein Hundegesicht mit herunterhängenden Lefzen. »Ach Gott!«, sagt sie und winkt mehr pflichtgemäß als begeistert dem Fahrer des Kombis zu.
    »Scheiße«, sagt Kuttler, schert wieder ein und wedelt grüßend mit der Hand nach hinten, »das ist ja der Alte Mann und sein gräuslicher Hund, wieso hat er wieder ein Auto?«
    »Hat er sich gestern gekauft«, erklärt Tamar.
    »Das hättest du mir auch sagen können«, beklagt sich Kuttler. »Hinter ihm muss ich doch nicht so herfahren. Womöglich fühlt er sich gedrängelt …«
    »Er wird es aushalten«, antwortet Tamar. »Wohin fährt der überhaupt?«
    »Nach Lauternbürg. Er will dort ein paar Tage Urlaub machen. Mit dem Hund spazieren gehen. Damit sie sich aneinander gewöhnen …«
    »Quatsch«, unterbricht Kuttler. »Der mischt sich in unseren Fall ein, merkst du das nicht? Schon die ganze Zeit tut er das…«
    »Und?«, fragt Tamar. »Kannst du ihn daran hindern? Außerdem bestreitet er es. Er sagt, ihn interessiert nicht, wer diesen Hollerbach umgebracht hat. Ihn interessiert, sagt er, warum Hollerbach ihn auf dieser Beerdigung angesprochen hat.« Beim Frühstück hatten sie darüber gesprochen, und unter normalen Umständen hätten Berndorf und Tamar einen handfesten Krach bekommen. Aber unter normalen Umständen hätte Tamar auch nicht bei Berndorf gefrühstückt.
    »Der kann einfach nicht aufhören«, beharrt Kuttler. »Die ganze Zeit hat er uns vorgesülzt, wie das sein wird, wenn er im Ruhestand ist und an der portugiesischen Küste dem Atlantik zusieht. Und jetzt… Ein Glück, dass er nichts von dieser Pfarrerin weiß, oder Religionslehrerin oder was sie ist.«
    »Was ist mit ihr?«
    »Die lügt wie gedruckt«, sagt Kuttler. »Wenn man sie so sieht, würde man es nicht glauben. Aber ich sage dir – der Schlüssel für die Lösung liegt bei dieser Frau.«
    »Kuttler«, antwortet Tamar, »was gelöst wird, sind Kreuzworträtsel. Wir nehmen höchstens jemanden fest. Wenn er uns nicht gerade davonläuft.«
    »Ja, Commander«, antwortet Kuttler ergeben und nimmt das Gas zurück. Sie sind auf der Anhöhe über Lauternbürg angekommen.
     
     
    Berndorf sieht dem Dienst-Opel nach, mit milder Nachsicht tut er das, denn Tamar hatte ihm erzählt, was Krauss und Krauser widerfahren war. Die Polizei war vorgeführt worden, und das ist genau das, was ein hierarchisch aufgebauter Apparat am wenigsten erträgt. Nun sirrten die Kollegen durchs Land wie die aufgestörten Wespen und suchten einen Jiri Adler, genannt Paco … Da hat es ihnen gerade noch gefehlt, dass nun auch noch er sich in Lauternbürg herumdrücken will. »Sie werden es aushalten«, sagt er zu Felix.
    Der liegt auf dem Rücksitz des grünen Kombis und döst in der Erwartung, dass er jetzt endlich nach Hause und zu seinem Herrn gebracht wird. Wegen des Hundes wäre ein Kombi nicht nötig gewesen. Felix ist es gewohnt, auf dem Rücksitz gefahren zu werden, und nicht bereit, seine Gewohnheiten zu ändern. Doch den Laderaum, denkt Berndorf, wird er auch so noch nutzen können, und während er es denkt, drängt sich eine Gedichtzeile in seine Erinnerung:
     
    Und er packte ein, was er so brauchte:
Wenig. Doch es wurde dies und das.
So die Pfeife, die er immer abends rauchte,
Und das Büchlein, das er immer las.
Weißbrot nach dem Augenmaß …
     
    Mehr bekommt er nicht zusammen. Vor ihm steuert ein Landwirt seinen Traktor auf die Straße. Berndorf schaltet zurück, um zügig zu überholen, und flucht auf die sture Gewissheit schwäbischer Bauern, dass einem Güllewagen schon jeder ausweichen werde.
    Der Kombi hat schon einige Jahre auf dem Fahrgestell, ist aber gut gepflegt. Ein biederes Fahrzeug, eben recht für einen

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