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Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Titel: Der Hund des Propheten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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kennen uns ja schon«, sagt Karlheinz Neuböckh und tauscht mit Tamar einen kurzen Händedruck. Diesmal steckt er nicht in Feuerwehrmontur, sondern in Kniebundhosen und in einem grauen Pullover. Tamar stellt ihm Kuttler vor, und dann nehmen alle drei am Besprechungstisch Platz. Das Büro ist ein großer, heller Raum, aus den Fenstern sieht man auf einen sorgfältig restaurierten Deere-Lanz-Bulldog, Baujahr 1938. An der Wand neben dem Besprechungstisch ist altes Bauerngerät drapiert, zwei Sensen, hölzerne Gabeln und zwei Dreschflegel. Daneben hängt ein Kalender, der für den Monat November einen wolkenlos südlichen Himmel zeigt und darunter eine Gruppe afrikanischer Erntearbeiter, die vor einem Traktor stehen.
    »Wenn ich das so sehe«, sagt Kuttler und deutet auf eine große gerahmte Weltkarte hinter Neuböckhs Schreibtisch, »verkaufen Sie Ihr Gerät nicht nur im Lautertal.«
    »Da kann ich nur lachen«, antwortet Neuböckh unfroh. »Was glauben Sie, welcher Bauer hier auch nur einen einzigen neuen Traktor braucht? Es dauert nicht mehr lang, dann haben es die Brüsseler Bürokraten geschafft, und wir können hier den letzten Landwirt als Billettverkäufer im Bauernhofmuseum anstellen. Ohne den Markt im Ausland hätt’ ich schon lange dicht machen müssen.«
    »Und wo im Ausland ist das?«
    Neuböckh schüttelt unwillig den Kopf. »In Südeuropa, aber auch im Osten. Dort gibt es zwar noch Nachfrage, aber nach den Preisen, die die Leute dort bezahlen können, fragen Sie mich lieber nicht. Sie wollen mich doch nicht zum Heulen bringen …«
    Als ihn Tamar in der Brandnacht gesehen hatte, war Neuböckhs Gesicht rußverschmiert gewesen. Im Tageslicht ist es noch immer hager, aber von gesunder Farbe, und der Backen- und Kinnbart ist sorgfältig gestutzt. Heul du nur, denkt Tamar, dir glaub ich keine Träne.
    »Was sich ganz gut entwickelt«, fährt Neuböckh fort, »das ist die Zusammenarbeit mit ›Pflugscharen International‹ einer Hilfsorganisation.« Er deutet auf den Kalender mit Erntearbeitern. »Kirchlich, oder irgendwie ökumenisch, wissen Sie. Hat sich auf technische Hilfe für die Landwirtschaft in der Dritten Welt spezialisiert, Wasseraufbereitungsanlagen, billige Solartechnik und gebrauchte Landmaschinen.«
    »Und was macht der Herr Adler bei alldem? Er arbeitet doch für Sie?«, fragt Tamar.
    Neuböckh zieht die Augenbrauen hoch. »Nein, wie kommen Sie darauf? Er fährt für seinen Onkel, den Rosen. Reino betreibt eine Spedition und bekommt immer wieder mal einen Auftrag von mir. Seine Leute sind sonst zuverlässig. Sind zur Stelle, wenn man sie braucht. Tut mir Leid, wenn Paco Ärger mit der Polizei bekommen hat …« Fragend blickt er zu Tamar. Sie geht nicht darauf ein. »Sein Onkel hat gestern zu unseren Beamten gesagt, Paco sei jetzt gerade für Sie unterwegs.« Bei den Worten unsere Beamten hebt sich, kaum merklich, ihre Stimme. Dabei vermeidet sie es, Kuttler anzusehen.
    »Das hätte so sollen sein«, antwortet Neuböckh. »Der Truck steht noch hier im Hof, bereits beladen, mit einem Auftrag nach Mitrovica, im Kosovo. Die Fähre in Ancona ist für Dienstag früh gebucht. Wenn er jetzt erst am Sonntagabend fahren kann, weiß ich auch nicht, wie er das schaffen will …« »Warum mit der Fähre?«, will Kuttler wissen.
    »Sie bringen auf dem Landweg über Serbien keine Lieferung in den Kosovo«, erklärt Neuböckh. »Niemals. Wir müssen die Fähre nach Patras nehmen und dann über Larissa hoch. Das kostet auch so genug Schmiergeld.«
    »Ist das ein Job für einen Mann allein?«, fragt Tamar.
    »Paco kennt sich da unten ganz gut aus, und in Larissa wäre ein Mitarbeiter von ›Pflugscharen‹ zugestiegen.«
    »Können Sie sich denn einen Grund vorstellen«, setzt Tamar nach, »warum sich der Herr Adler so rar macht?«
    Neuböckh macht ein verdrießliches Gesicht. »Es hat da einen privaten Ärger gegeben«, sagt er schließlich. Er nimmt das Telefon und tippt eine zweistellige Nummer ein. »Erwin, komm doch mal zu mir … Sofort.«
    Ein rotwangiger, dicklicher junger Mann mit einem verschwollenen linken Auge betritt widerstrebend das Büro.
    »Das ist der Erwin Gollinger«, stellt ihn Neuböckh vor, »er arbeitet bei mir in der Buchhaltung, und er wird Ihnen jetzt erklären, wie er zu seinem Veilchen gekommen ist. Geradeheraus und ohne Ausflüchte.«
    Gollinger bleibt stehen.
    »Setzen Sie sich doch«, sagt Tamar.
    Noch immer zögernd und wiederstrebend nimmt der junge Mann Platz. »Das war

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