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Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Titel: Der Hund des Propheten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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knurrt.
    »Is’ ja gut, braver Hund«, sagt Berndorf beruhigend und geht zur Tür. »Sie sollten nicht so hektisch reden. Jetzt weiß ich nämlich nicht, warum der Hund geknurrt hat. Das kann wegen Ihnen gewesen sein, muss aber nicht.« Er öffnet die Tür. »Felix: Such!« Draußen regnet es noch immer. Widerstrebend läuft der Hund auf die Lichtung hinaus und zum Waldrand, schnüffelt kurz, hebt sein Bein, schnüffelt noch einmal und kehrt sehr schnell zur Hütte zurück. »Dann wollen wir mal glauben, dass da draußen noch keiner ist«, sagt Berndorf und wendet sich wieder den Fächern mit den Büchern zu.
    »Hören Sie«, sagt Paco fast flehentlich. »Ich hab Ihnen geholfen, und jetzt erklären Sie mir, wofür das alles gut sein soll und was das für Leute sind, auf die Sie warten.«
    »Warten ist zu viel gesagt«, erklärt Berndorf. Er zieht einen Stapel Zeitschriften heraus – »country life«, »Die deutsche Waidmannspost«, Kataloge über Jagdwaffen und Munition – und stellt alles wieder zurück. Dabei ist er in die Hocke gegangen, aber das tut seinem linken Knie nicht gut, und so greift er sich einen Stoß Bücher und geht – nachdem er ächzend aufgestanden ist – damit zum Tisch.
    »Außerdem weiß ich auch gar nicht, wen Neuböckh schicken wird. Oder ob er vielleicht selbst kommt.« Er hat sich an den Tisch gesetzt. »Ich würde es nur gerne wissen. Manche Menschen interessieren mich eben. Wohltätige Menschen zum Beispiel. Nehmen wir den Herrn Neuböckh. Einmal ist er wohltätig im Kosovo und in der Dritten Welt und was weiß ich wo, dann ist er wieder wohltätig zu Ihnen. Und zu den Rehen ist er’s auch noch, fast hätt’ ich’s vergessen. Wie bringt er das auf die Reihe? Andere Leute wären vielleicht ein bisschen sauer, wenn ihnen ein Pensionsgast in die Jagdhütte schneit … Aber er! Er sorgt für Kost und Logis, solange Sie keine Polizisten sehen wollen. Kauft im Supermarkt für Sie ein. Rührend. Warum tut er das?«
    Paco schweigt.
    Im Schein der Petroleumlampe blättert Berndorf durch, was er aus dem Schrank mitgenommen hat: zwei Bestimmungsbücher zu Fauna und Flora, ein älterer Grisham, zwei Romane von LeCarré, ebenfalls schon vor gut zehn Jahren erschienen. Er legt alles zur Seite, hält plötzlich Eric Amblers »Waffenschmuggel« in den Händen und zögert, als ob sich in seinem Kopf ein Einwand gemeldet hätte.
    »Ich glaube fast«, fährt er schließlich fort, »der Herr Neuböckh ist vor allem deshalb so besorgt um Sie, weil er nicht möchte, dass die Polizei Ihnen zu viele Fragen stellt… Paco, verstehen Sie eigentlich, was ich Ihnen sagen will?«
    »Sicher versteh ich Sie«, antwortet Paco. »Bahnhof, sagen Sie. In einem fort Bahnhof. Dabei will ich nur wissen, was das für Leute sind, von denen Sie geredet haben. Ich …, ich muss das wissen. Ich hab ein Recht darauf.«
    Zwei Romane von Sjöwall / Wahlöö, ein verstaubtes Exemplar des Grundlagenvertrages zur deutschen Einheit, eine Abrechnung mit dem Tierschützer Horst Stern und ein kleines Taschenbuch mit einem Titel, den Berndorf nicht sofort entziffern kann.
    Er blickt Paco ins Gesicht und lächelt freundlich. »Wissen Sie eigentlich, wie man jemanden am sichersten vor dummen Fragen schützt? Man bringt ihn um.«
    Paco hebt die Hand, als wolle er sich an die Stirn tippen. Berndorf lächelt nicht mehr. Langsam sinkt die Hand wieder auf den Tisch. »Woher …« Die Frage bleibt unausgesprochen.
    »Und wenn Sie jemanden auch noch mit einem Gewehr antreffen, das ihm nicht gehört«, fährt Berndorf fort, »und in einer Jagdhütte, die ihm auch nicht gehört – dann bringen Sie den ja nicht einfach um. Dann töten Sie in Notwehr. Begreifen Sie jetzt, wie das hier gedacht war?«
    Paco starrt noch immer auf seine Hand, als fände er dort eine Antwort auf Fragen, die er nicht zu verstehen scheint.
    Berndorf wendet sich wieder dem Taschenbuch zu. Der Titel besteht aus zwei Worten, das eine horizontal, das andere vertikal gesetzt, und die beiden Worte sind dann doch eines:

    Er schlägt das Buch auf, es ist eine Sammlung von Kreuzworträtseln aus dem Magazin des Hamburger Wochenblattes für den literarisch interessierten Oberstudienrat. Mehrere der Rätsel sind gelöst, offenbar mühelos und ohne Korrekturen. Die nach rechts geneigten Druckbuchstaben verraten eine geübte Handschrift. Berndorf blättert weiter, eines der Rätsel ist nur zur Hälfte ausgefüllt, diesmal scheint die Schrift eine andere zu sein, die

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