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Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Titel: Der Hund des Propheten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Buchstaben stehen aufrechter, sind sorgfältiger ausgeführt … Morgen, denkt er. Er schaut auf seine Uhr, schlägt das Buch zu und steckt es ein.
    »Ich glaube, es wird Zeit.«
    »Zeit wozu?«
    »Zeit zu gehen.« Berndorf stemmt sich hoch, zieht seinen klammen Trenchcoat an und setzt seinen Hut auf. »Sie sollten nicht warten, bis Sie abgeholt werden. Das wissen Sie doch. Wir nehmen den Pfad, der den Wald hochführt.«
    Paco tastet nach seiner Packung Zigaretten. Sie ist leer. Er zerknüllt sie.
    Wieder knurrt Felix. Berndorf blickt auf. Zwischen den Bäumen wird es heller. Dann ist Motorengeräusch zu hören. »Wir haben schon zu lange gewartet«, sagt er. Er dreht die Flamme der Petroleumlampe klein, dann geht er durch den Flur zur Küche und schließt die Tür auf. »Kommen Sie!«, ruft er noch einmal. »Sie können sich ja vom Wald aus ansehen, wer Sie da besuchen will…«
    Er geht mit Felix in den Regen hinaus. Hinter ihnen breitet sich ein Lichtschein aus, schwarz und geduckt zeichnen sich die Umrisse der Jagdhütte ab. Berndorf und der Hund sind schon unter den Bäumen verschwunden, als rasche Schritte zu hören sind. Paco schließt zu ihnen auf und zieht sich im Laufen den Reißverschluss seiner Lederjacke zu.
    Die Hütte liegt noch immer im Licht. Jemand hupt zweimal. Eine Stimme ruft.
    Berndorf und Paco bleiben stehen. »Paco«, ruft die Stimme, »Neuböckh schickt uns …« Die Stimme klingt selbstbewusst und so, als dulde sie keine Widerrede.
    »Bloß der nicht«, flüstert Paco und zerrt plötzlich an Berndorfs Arm. »Kommen Sie doch, schnell…«
    Sie gehen den Weg weiter, er ist steiler, als Berndorf es sich ausgerechnet hat, sein Bein schmerzt, Paco läuft ihm voraus, Felix ist manchmal bei ihm und manchmal wieder bei Berndorf, als müsse er die Gruppe zusammenhalten… An einer Kehre bleibt Berndorf stehen, unter sich sieht er die Lichtung mit der Hütte, noch immer hell erleuchtet von den Scheinwerfern eines Geländewagens. Vorsichtig geht Berndorf noch einen Schritt vor, bleibt aber im Schutz einer Fichte.
    Die Scheinwerfer blenden. Geduckt steht ein Mann neben dem Wagen und hat auf der Motorhaube ein Gewehr aufgelegt.
    Krachend fällt die Waldesruh in Stücke. Der Mann hinter dem Wagen feuert in rascher Folge. Keine Maschinenwaffe, denkt Berndorf, vermutlich ein Repetiergewehr. Unten auf der Lichtung läuft ein zweiter Mann, groß und stämmig, auch er mit einem Gewehr in der einen Hand, und hechtet, als wär’s eine Turnübung, über die Balustrade.
    Berndorf tritt zurück und zählt für sich auf sechs.
    Wieder klacken Schüsse.
    Nun hat es auch den ausgestopften Dachs erwischt. Berndorf dreht sich um, auf dem Pfad wartet der Hund. »Braver Felix«, sagt Berndorf und geht weiter.
    Der Regen hat aufgehört. Noch ehe Berndorf das Motorengeräusch hört, holt Scheinwerferlicht die Kuppe der von Nordwesten heranführenden Landstraße aus der Dunkelheit. Ein Wagen kommt über die Kuppe, das Fernlicht erfasst Berndorf und seinen Hund, dann blendet der Fahrer ab und setzt Blinker und biegt auf den Wanderparkplatz ein.
    »Ein freundliches Wetter haben Sie sich da zum Wandern ausgesucht«, sagt Marzens Erwin, als er ausgestiegen ist und von Felix begrüßt wird, als wäre nie ein Zähnefletschen zwischen ihnen gewesen. Weil Sonntag ist und irgendwo ein Jubiläum war, steckt Marz in der blauen Uniform eines Feuerwehrkommandanten.
    Berndorf und Marz tauschen einen Händedruck.
    »Sie sind aber schnell da«, meint Berndorf. Vor zwanzig Minuten waren er und der Hund und Paco auf dem Wanderparkplatz angekommen, von wo aus Berndorfs Mobiltelefon wieder Funkkontakt hatte. Zu seinem Glück. Den letzten Kilometer hatte er nur noch humpelnd zurücklegen können.
    »Die von der Feuerwehr Wieshülen sind schon immer schnell da«, stellt Marz klar und will wissen, wohin er Berndorf und den jungen Mann bringen kann. Berndorf will nach Lauternbürg, aber Paco meldet Widerspruch an.
    »Da unten sind diese Typen, Chef. Ich will da nicht hin.«
    Berndorf erklärt, dass er seinen Wagen dort hat. »Sie wissen, dass wir den brauchen. Außerdem haben wir jetzt Begleitschutz, der Kommandant Marz kommt überall durch.«
    Marz grinst, Paco schüttelt verständnislos den Kopf. Berndorf steigt vorne ein, denn er muss sein Bein ausstrecken können. Felix springt auf den Rücksitz. Widerstrebend folgt Paco.
    Wenig später sind sie bereits auf der Rückfahrt nach Lauternbürg, in großem Bogen vorbei an dem Jagdrevier des

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