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Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)

Titel: Der Hund des Propheten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Ihrem Treiben in Kenntnis zu setzen? Der bin zufällig ich, falls Sie es vergessen haben sollten.«
    Sie verstehe nicht, will Tamar antworten, aber irgendwie kommt sie gar nicht mehr zum Reden.
    »Hier«, sagt Englin und schwenkt anklagend ein Fax, »eine Mitteilung des Bundeskriminalamtes. Im Hafen von Rotterdam hat der niederländische Zoll in Containern des Hilfswerks ›Pflugscharen International‹ eine ganze Ladung Schnellfeuergewehre samt Munition sichergestellt, modifizierte Kalaschnikows, was immer das bedeutet und was immer es mich angeht, aber es geht mich etwas an, sogar sehr viel, denn die Überprüfung der Container ist auf Fahndungsersuchen der Staatsanwaltschaft Ulm erfolgt, den Herrn Jiri Adler betreffend, jetzt erklären Sie mir das mal!«
    »Sie haben ja selbst darauf gedrängt, die Fahndung nach Adler zu intensivieren«, antwortet Tamar kühl. »Kollege Kuttler und ich haben am Samstag den Eindruck gewonnen, dass Adler mit einem der anderen Transporte der Firma Neuböckh versuchen könnte, ins Ausland zu gelangen.«
    »Es gab sogar sehr konkrete Hinweise«, meldet sich Kuttler zu Wort, der neben Tamar vor Englins Schreibtisch sitzt.
    Tamar wirft ihm einen warnenden Blick zu. Kuttler, nimm den Mund nicht zu voll.
    »Umso mehr Grund hatten Sie, mich zu verständigen«, sagt Englin. »Was glauben Sie denn, was jetzt in Stuttgart los ist? Im Verwaltungsrat dieser Dingsda, dieser Organisation, sitzen prominente Persönlichkeiten aus dem Land, Staatssekretär Schlauff hat mich heute schon in aller Frühe angerufen, und ich weiß von nichts, glauben Sie, das ist angenehm …« Tamar und Kuttler nicken Anteil nehmend.
    »Außerdem sind wir den Fall los.« Der linke Mittelfinger hat das Trommeln eingestellt. »Schlauff hat die Bildung einer Sonderkommission angeordnet. Steinbronner wird die Leitung übernehmen. Er müsste jeden Augenblick eintreffen.« Kriminaldirektor Steinbronner gilt, so hat einmal eine Stuttgarter Zeitung geschrieben, als der Troubleshooter des Innenministeriums. Wird er zugezogen, so bedeutet es, dass die Polizei den ganz großen Hammer herausholt.
    »Es ist völlig undenkbar«, fährt Englin fort, »dass Sie den Kollegen Steinbronner über irgendeine Ihrer Maßnahmen nicht unterrichten. Oder dass Sie mit eingeschaltetem Handy zu ihm kommen. Völlig undenkbar.«
     
     
    Der Wind, der durch die Gassen der kleinen Stadt mit den schiefergedeckten Fachwerkhäusern fegt, ist so kalt und kommt doch nicht vom Westerwald, sondern vom Hunsrück. Das weiß Berndorf aber auch nur, weil er sich gerade eben im Autoatlas schlau gemacht hat. Missmutig läuft er in seiner neuen grauen Kammgarnhose zum Kombi zurück, die verdreckten Jeans in der schwarz glänzenden Tragetasche mit der Aufschrift »Schünehoevel’s mens wear«.
    Es ist nicht lustig, im einzigen Herrenbekleidungsgeschäft einer kleinen Stadt mit Fachwerkhäusern eine Hose zu kaufen. Schon gar nicht, wenn der Verkäufer zu verstehen gibt, dass man für Jeans ohnehin ein bisschen zu alt sei. Grau ist eine sehr angemessene Farbe, mein Herr.
    Felix wedelt mit dem nicht vorhandenen Schwanz, als Berndorf die Tür aufschließt. Aufschließen muss er sie, denn der Kombi ist zu alt, als dass er schon eine elektronische Türöffne haben könnte.
     
    Er blickt auf die Uhr, bis Bonn hat er noch Zeit genug, es wird sogar zu einem längeren Spaziergang für Felix reichen. Das fügt sich günstig, denn vor Bonn-Röttgen breitet sich ein größeres Waldgebiet aus, wie er auf der Karte gesehen hat.
    Er holt sein Mobiltelefon heraus, der Akku ist noch nicht ganz leer, und ruft erneut bei Tamar an.
    »Nett, dass Sie es noch einmal versuchen«, sagt sie, aber ihre Stimme ist noch immer angespannt. »Heute Morgen war es ein wenig schwierig. Wir waren gerade zu Englin zitiert worden.«
    Berndorf wartet.
    »Erinnern Sie sich – wir hatten uns zuletzt auch über diesen Landmaschinenhändler unterhalten?«, fragt Tamar. »Der mit einer Hilfsorganisation zusammenarbeitet?«
    Allerdings, hatten wir.
    »Sie schienen etwas skeptisch, nun ja, nicht nur Sie …« Sie berichtet, was am Morgen über das Bundeskriminalamt mitgeteilt worden war. »Offenbar waren es Kisten mit mehreren hundert Kalashnikows, die Ladung sollte nach Angola gehen. Einer der Kollegen aus Stuttgart ist sich sicher, dass die Ware für den Bürgerkrieg im Kongo bestimmt war.«
    Berndorf schweigt. Welche Stuttgarter?
    »Das Innenministerium hat Steinbronner mit dem Fall beauftragt. Bisher

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