Der Hund des Propheten: Roman (German Edition)
hat er aber keinen größeren Aufstand gemacht. Neuböckh wird vernommen, und die Kollegen, die er mitgebracht hat, filzen gerade Neuböckhs Laden.«
Steinbronner also. Dazu gibt es erst recht nichts zu sagen. »Sind Sie noch da?«
»Ja«, sagt Berndorf abwesend. »Allerdings habe ich jetzt ein Problem. Es ist ausgeschlossen, dass Steinbronner kein Durcheinander anrichtet. Völlig ausgeschlossen. Deswegen gebe ich ungern weiter, was ich Ihnen eigentlich sagen wollte …« Nun ist es Tamar, die schweigt.
»Egal«, fährt er schließlich fort. »Hören Sie zu und entscheiden dann, was Sie damit tun wollen. Sie suchen doch diesen Jiri Adler, oder Paco, wie man ihn nennt… Gestern Nacht hat man versucht, Paco zu liquidieren. Er hatte in Neuböckhs Jagdhütte Unterschlupf gefunden. Die Hütte liegt nördlich von Lauternbürg, auf halbem Weg zur Straße, die nach Wintersingen führt. Es hat eine Schießerei gegeben … Vor der Hütte müssten noch die Fahrspuren eines Geländewagens zu sehen sein. Vielleicht ist jemand im Dorf der Geländewagen aufgefallen und er hat das Kennzeichen notiert. Falls Sie den Halter herausfinden, können Sie ihn ja fragen, was er in der Nacht gemacht hat, als Hollerbach ums Leben kam.«
Schweigen. War vielleicht ein bisschen viel auf einmal, denkt Berndorf.
»Und wo, bitte, ist Paco?« Das bitte ist eisgekühlt.
»Weiß nicht. Weg. Bei irgendeinem Kumpel zugestiegen.« Wieder Schweigen.
»Etwas hab ich Ihnen vielleicht noch. Falls es nicht zur Seite geschafft worden ist, finden Sie in der Hütte ein Jagdgewehr, eine Krieghoff-Drilling, auf dem Verschluss sind die Buchstaben C und A eingraviert.«
»Und was soll ich damit?«
»Stellen Sie es einfach sicher«, meint Berndorf. »Und fragen Sie Neuböckh, was er darüber weiß…« Er spricht nicht weiter, denn irgendetwas in seinem Mobiltelefon piepst. Er nimmt es vom Ohr und betrachtet es. Das Display zeigt eine Nachricht an: »Akku leer Bitte aufladen«
Nichts zu machen. Angeblich kann man ein Handy auch am Zigarettenanzünder aufladen. Aber irgendwie sehen sein Kombi und dessen Zigarettenanzünder nicht danach aus. Nicht kompatibel. Stammt alles aus der Zeit vor der Erfindung der Taschenquatsche.
Er startet den Wagen und findet schon beim zweiten Versuch die Zufahrt zur Autobahn. An der letzten Tankstelle hält er und tankt auf.
»Sonst etwas gefällig?«, fragt der Verkäufer in der Tankstelle. »Öl? Frostschutz für den Scheibenwischer?«
»Danke«, sagt Berndorf, »der Wagen ist erst vor drei Tagen winterfest gemacht worden.«
Tamar betrachtet den Hörer. So kommst du mir nicht davon. Bis zur ersten Besprechung der Soko Lauternbürg hat sie noch einige Minuten, also ruft sie die Zentrale an und gibt Berndorfs Handynummer durch und fragt, von welcher Funkstation aus das Gespräch an sie weitergeleitet worden ist.
Eigentlich könnte sie sogar Berndorfs exakten Standort ermitteln lassen, mit dem Global Positioning System geht das auf ein paar Meter genau. Aber was soll sie mit Berndorfs Standort? Sie hat ihn nicht zu verhaften.
»Das Gespräch ist von einer Funkstation in Stromberg weitergeleitet worden, das ist im Landkreis Kreuznach«, meldet die Zentrale. Tamar holt einen Autoatlas aus ihrem Schreibtisch, Stromberg liegt an der linksrheinischen Autobahn, oder jedenfalls ziemlich nahe daran, was hat Berndorf dort zu suchen? Sie greift noch einmal zum Telefon und sucht sich in ihrem Notizbuch die Nummer der Ringspiels heraus …
»Ja, ich hätt’ Sie fast auch schon angerufen deshalb«, sagt Waltraud Ringspiel, »denken Sie nur, der Herr Berndorf ist gestern am späten Abend weggefahren, als ob es ihm ganz furchtbar pressiert, und er hat mir das Geld in die Hand gedrückt, man will sich ja nicht beklagen, aber sagen Sie selbst, ob das eine Art ist…«
»War er allein?«
»Nein, es hat ihn einer mit einem fremden Auto gebracht. Und ein junger Mann war auch bei ihm, so ein Schwarzhaariger, also ich weiß nicht, der hat sich dann auch ans Steuer gesetzt, irgendwie hat der nicht zu dem Herrn Berndorf gepasst, aber man blickt ja nicht in die Leute hinein, und wissen Sie, was mein Mann sagt? Der sagt, der Herr Berndorf sei ein Polizist und überhaupt nicht pensioniert und tut nur so …«
Im Türrahmen erscheint Kuttler und deutet mit dem Finger nach oben, was heißen soll, dass Tamar zur Besprechung der Soko Lauternbühl muss, die Besprechung findet oben im Schulungsraum statt.
»Und wann ist er weggefahren?«,
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