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Der Hund des Todes

Der Hund des Todes

Titel: Der Hund des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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das Vorzimmer zu Sir Wilfrids Büro.
    »Guten Tag, Mr Mayhew«, begrüßte der Bürovorsteher Carter den Anwalt, während die Stenotypistin Greta den beiden die Hüte abnahm und an die Haken hängte. »Sir Wilfrid muss jeden Augenblick kommen. Ich werde aber sofort zum Garderobenraum hinübergehen und sagen, dass Sie hier sind mit…«
    »Mit Mr Leonard Vole. Vielen Dank, Carter.«
    »Vielleicht nehmen Sie inzwischen in Sir Wilfrids Büro Platz?«
    Damit führte er die Besucher in das innere Zimmer.
    Mr Mayhew setzte sich, während Leonard Vole unruhig auf und ab ging. Die Tür öffnete sich wieder. Greta erschien und bot ihnen eine Tasse Tee an, wobei sie Leonard Vole fasziniert betrachtete. Vole lächelte ihr freundlich zu und meinte, er sei einer Erfrischung nicht abgeneigt. Aber Mr Mayhew fiel im schnell ins Wort und lehnte etwas schroff für beide ab, woraufhin Greta das Zimmer verließ, aber nicht, ohne Voles Lächeln zu erwidern.
    »Wenn Sir Wilfrid kommt«, wandte sich Mr Mayhew an Vole, »möchte ich, dass Sie ihm die ganze Geschichte genauso erzählen, wie Sie sie mir erzählt haben.«
    Der junge Mann versprach dies bereitwillig.
    »Im Augenblick«, fuhr Mr Mayhew fort, »sind Sie also arbeitslos, nicht wahr?«
    Vole wurde ziemlich verlegen. »Allerdings. Aber ich habe ein paar Pfund auf der Bank. Das ist ja nicht viel, doch vielleicht…«
    Mr Mayhew wehrte ab. »Oh, ich habe dabei nicht an - hm – mein Honorar gedacht. Es ist mir daran gelegen, ein klares Bild von Ihren ganzen Verhältnissen zu bekommen. Wie lange sind Sie schon ohne Beschäftigung?«
    »Seit einigen Monaten.«
    »Und was haben Sie vordem gemacht?«
    »Ich habe als Mechaniker in einer Autoreparaturwerkstatt gearbeitet.« Geduldig ließ Vole diese Fragen über sich ergehen.
    »Wie lange waren Sie dort beschäftigt?«, begann Mr Mayhew von Neuem. »Etwa drei Monate.«
    »Wurden Sie entlassen?«, fragte Mr Mayhew in etwas scharfem Ton.
    »Nein, ich habe die Stelle selbst aufgegeben. Hatte mich mit dem Werkmeister in der Wolle. Ein richtiger Schw… ich wollte sagen, ein ziemlich gemeiner Kerl, der immer auf einem herumhackte.«
    »So, so. Und davor?«
    »Da arbeitete ich in einer Tankstelle. Aber die Situation wurde etwas heikel, und so ging ich eben.«
    »Heikel?«, fragte Mr Mayhew erstaunt. »Inwiefern?«
    Vole errötete leicht. »Na, die Tochter meines Arbeitgebers war halt ein wenig – in mich verschossen. Sie war fast noch ein Kind, und es ist nichts Unerlaubtes zwischen uns vorgefallen. Aber der Alte bekam die Geschichte satt und hielt es für richtiger, dass ich ginge. Wir trennten uns ganz freundschaftlich, und er gab mir noch ein anständiges Zeugnis.«
    Bevor Mr Mayhew zu einer neuen Frage ausholen konnte,’ fuhr Vole grinsend fort: »Und davor habe ich Schaumbesen auf Provisionsbasis verkauft. Sie waren aber nichts wert. Hätte selbst einen besseren Schaumbesen erfinden können.«
    Als er spürte, dass Mr Mayhew auf seinen leichtfertigen Ton nicht einging, setzte er hinzu: »Sie denken sicher, ich bin ein unsteter Gesell, der zu nichts Ausdauer hat. In gewissem Sinne stimmt das auch. Aber ich war nicht immer so. Das Leben in der Armee und im Ausland hat mich aus dem Geleise gebracht. Ich war in Deutschland; da gefiel es mir. Dort habe ich auch meine Frau kennen gelernt. Sie war Schauspielerin. Seit meiner Rückkehr nach England habe ich nicht so recht festen Fuß fassen können. Ich weiß nicht, was ich eigentlich will. Am liebsten arbeite ich an Automobilen und mache kleine Erfindungen dafür. Das ist interessant…«
    Weiter kam er mit seinen Offenbarungen nicht, denn in diesem Augenblick trat Sir Wilfrid Robarts ein, der seine Perücke in der Hand und seine Robe überm Arm trug. Carter, der ihm auf dem Fuße folgte, nahm beides an sich und half ihm, sich seiner übrigen amtlichen Kleidungsstücke – Anwaltsrock und Beffchen – zu entledigen. Sir Wilfrid eilte auf Mr Mayhew zu und begrüßte ihn herzlich. Dieser stellte ihm Leonard Vole vor, und Sir Wilfrid bat den jungen Mann Platz zu nehmen.
    »Die Verhandlung hat etwas länger gedauert, als ich dachte. Lassen Sie uns rasch zur Sache kommen. Also worum handelt es sich denn, Mr Vole?«
    »Meine Frau bildet sich steif und fest ein, dass man mich verhaften wird«, stammelte Vole etwas verlegen. »Und da sie viel klüger ist als ich, mag sie vielleicht Recht haben.«
    »Weswegen sollte man Sie denn verhaften wollen?«
    Vole zögerte einen Augenblick. »Wegen – wegen

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