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Der Hund des Todes

Der Hund des Todes

Titel: Der Hund des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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überreden, die Sache zu finanzieren. Ich habe aber nicht genassauert.«
    Es trat eine Pause ein, und dann forderte Sir Wilfrid ihn auf, ihm etwas über die Haushälterin zu erzählen.
    »Janet MacKenzie?«, begann Leonard Vole. »Sie war ein regelrechter Drachen, das kann ich Ihnen versichern. Hat ihre Herrin nur so tyrannisiert. Sie hat ja gut für sie gesorgt. Aber in Janets Gegenwart durfte sich die arme Miss French nicht mucksen.« Er schwieg. Nach einer kleinen Pause setzte er nachdenklich hinzu: »Mich konnte Janet nicht ausstehen.«
    »Warum nicht?«, fragte Sir Wilfrid.
    »Eifersucht, nehme ich an. Sie fürchtete wohl, dass ich sie von ihrem Platz bei der alten Dame verdrängen könnte. Dabei habe ich Miss French nur Gesellschaft geleistet und ihr bei den Steuererklärungen und Wertpapieren etwas geholfen. Sie füllte nämlich nicht gern Formulare aus.«
    Sir Wilfrid blickte ihn prüfend an. »So, das haben Sie also auch gemacht? Mr Vole, jetzt werde ich Ihnen eine schwer wiegende Frage stellen, und ich möchte eine ehrliche Antwort darauf haben. Es ging Ihnen doch finanziell schlecht und Sie verwalteten die Vermögensangelegenheiten dieser Dame. Haben Sie da zu irgendeiner Zeit mal einige dieser Wertpapiere für sich selbst verwandt?«
    Vole fuhr auf und war im Begriff, dies leidenschaftlich abzustreiten. Aber Sir Wilfrid brachte ihn durch eine Geste zum Schweigen.
    »Nein, nein, warten Sie einen Augenblick, bevor Sie antworten, Mr Vole. Es gibt nämlich zwei Verteidigungsmöglichkeiten für Sie. Entweder können wir auf Ihrer absoluten Rechtschaffenheit und Ehrlichkeit aufbauen oder wir können – falls Sie die alte Dame doch betrogen haben – sagen, dass für Sie kein Grund vorlag, die Frau zu ermorden; denn Sie hätten ja die Gans getötet, die die goldenen Eier legte. Wie Sie sehen, hat jeder Standpunkt etwas für sich. Aber von Ihnen möchte ich die reine Wahrheit hören.«
    »Ich versichere Ihnen hoch und heilig, Sir Wilfrid, dass ich kein unredliches Spiel getrieben habe, und niemand kann mir etwas Gegenteiliges nachweisen. So wahr ich hier stehe.«
    Sir Wilfrid sah ihn durchdringend an. »Ich danke Ihnen, Mr Vole. Das bedeutet für mich eine ungeheure Erleichterung, und ich mache Ihnen das Kompliment, dass ich Sie für viel zu intelligent halte, um in einer so wichtigen Sache zu lügen. Und nun kommen wir zum…«
    »Vierzehnten Oktober«, ergänzte Mr Mayhew.
    Sir Wilfrid erhob sich. »Hatte Miss French Sie für diesen Abend eingeladen, Mr Vole?«
    »Nein, das gerade nicht. Aber Janet MacKenzie hatte Ausgang, und ich wusste, dass Miss French dann allein war und sich einsam fühlte.«
    »Es war Ihnen also bekannt, dass Janet MacKenzie nicht zuhause war. Das ist nicht besonders günstig.«
    »Wieso? Janet MacKenzie hatte freitags immer Ausgang, und da ist es doch ganz natürlich, dass ich diesen Abend wählte, um Miss French Gesellschaft zu leisten.«
    Sir Wilfrid äußerte sich nicht weiter dazu, sondern bat Vole, ihm die Vorgänge des Abends zu schildern.
    »Ich kam«, berichtete Vole, »gegen ein Viertel vor acht bei Miss French an. Sie war gerade mit dem Essen fertig und wir tranken noch eine Tasse Kaffee zusammen. Darm spielten wir Karten. Kurz vor neun Uhr verabschiedete ich mich von ihr. Da es ein schöner Abend war, ging ich zu Fuß und war kurz vor halb zehn zuhause. Ich wohne in einem kleinen Haus in der Nähe des Bahnhofs Euston. Den Rest des Abends habe ich mit meiner Frau verbracht und bin nicht mehr ausgegangen. Das kann meine Frau bezeugen.«
    Die beiden Rechtsanwälte tauschten wieder einen Blick aus, und Mr Mayhew fragte: »Verstehen Sie sich gut mit Ihrer Frau?«
    »O ja, wir sind außerordentlich glücklich verheiratet. Romaine ist wundervoll – einfach wundervoll…«
    Sir Wilfrid unterbrach diese Lobeshymne mit der nüchternen Frage: »Hat Sie eigentlich irgendjemand nachhause kommen sehen?«
    »Nein, aber wozu denn auch? Meine Frau kann doch…«
    »Leider ist die Aussage einer liebenden Ehefrau allein nicht völlig überzeugend«, fiel ihm Sir Wilfrid ins Wort.
    »Oh, glaubt man etwa, meine Frau würde meinetwegen lügen?«
    »Das soll schon vorgekommen sein, Mr Vole«, bemerkte Sir Wilfrid trocken.
    »Aber das ist doch in diesem Fall gar nicht nötig. Es verhält sich tatsächlich alles so, wie ich es geschildert habe. Sie glauben mir doch, Sir Wilfrid, nicht wahr?«
    »Ja, ich glaube Ihnen schon. Doch müssen Sie nicht mich überzeugen, sondern die Geschworenen.«
    »Aber

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