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Der Hund des Todes

Der Hund des Todes

Titel: Der Hund des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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haben sie dann in ihrem Hause in Hampstead aufgesucht, wo sie mit ihrer Haushälterin allein lebte, nicht wahr?«
    »Ja. Außerdem hatte sie noch acht Katzen. Acht Stück! Das Haus war wunderschön möbliert. Aber es roch ein bisschen zu sehr nach Katzen.«
    »Wussten Sie, dass Miss French reich war?«
    »Nach ihren Reden zu urteilen, musste sie ziemlich wohlhabend sein.«
    Sir Wilfrid sah ihn forschend an. »Und wie steht’s mit Ihren pekuniären Verhältnissen?«
    »Oh«, erwiderte Vole in heiterem Ton, »bei mir ist Ebbe in der Kasse. Schon lange.«
    »Das ist ja eine dumme Geschichte.«
    »Ja, nicht wahr? Ach so, Sie meinen wohl, man wird sagen, ich sei ein Speichellecker und hinter ihrem Gelde her gewesen?«
    Der Verdacht, den Sir Wilfrid geschöpft hatte, wurde durch diese offenherzige Frage ziemlich zerstreut. »Das ist vielleicht etwas krass ausgedrückt. Doch so ähnlich werden die Leute wohl reden.«
    »Aber das ist nicht wahr«, beteuerte Vole leidenschaftlich. »Ganz bestimmt nicht. In Wirklichkeit tat sie mir leid. Sie schien so einsam zu sein. Ich bin selbst bei einer alten Tante groß geworden, bei meiner Tante Betsy, und ich mag alte Damen gern.«
    »Sie sprechen immer von alten Damen. Wissen Sie eigentlich, wie alt Miss French war?«
    »Ich wusste es nicht, habe es aber nach dem Mord durch die Zeitungen erfahren. Sie war sechsundfünfzig.«
    »Sechsundfünfzig. Sie nennen das alt. Aber ich möchte bezweifeln, dass Miss French sich für alt hielt.«
    »Na, sie war jedenfalls kein Küken mehr.«
    Sir Wilfrid runzelte die Stirn über diesen leichtfertigen Ton und setzte sich in seinen Schreibtischsessel. Nach einer Weile fuhr er fort:
    »Sie haben Miss French also häufig besucht, nicht wahr?«
    »Ja, etwa ein- bis zweimal in der Woche.«
    »Haben Sie Ihre Frau bei diesen Besuchen mitgenommen?«
    Diese Frage schien Vole peinlich zu sein. »Nein, das habe ich nicht getan.«
    »Warum nicht?«
    »Na – ehrlich gesagt, das hätte wohl nicht gut gepasst.«
    »Wem hätte das nicht gepasst? Ihrer Frau oder Miss French?«
    »Miss French…« Vole zögerte, und erst als Mr Mayhew ihn ermunterte fortzufahren, fügte er hinzu: »Sie war mir nämlich sehr zugetan.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass diese sechsundfünfzigjährige Frau in Sie, den Siebenundzwanzigjährigen, verliebt war?«, fragte Sir Wilfrid erstaunt.
    Vole wehrte ganz entsetzt ab. »Um Gottes willen, nein! Davon war nicht die Rede. Sie hat mich nur verwöhnt und verhätschelt, immer gut aufgetischt und dergleichen. Sie behandelte mich wie einen Lieblingsneffen.«
    Sir Wilfrid überlegte eine Weile. »Sehen Sie mal, Mr Vole, wenn es zu einer Verhandlung kommen sollte, wird man bestimmt fragen, warum Sie, ein gut aussehender, verheirateter junger Mann, einer älteren Dame, mit der Sie kaum etwas gemeinsam hatten, so viel Zeit widmeten.«
    Vole gab dies ziemlich niedergeschlagen zu. »Ja, wie ich vorhin schon sagte, wird es heißen, ich sei hinter ihrem Geld her gewesen.« Mit gewinnender Offenheit setzte er hinzu: »Und in gewissem Sinne stimmt es ja vielleicht auch. Aber nur in einem gewissen Sinne.«
    »Können Sie mir das etwas näher erklären?«, fragte Sir Wilfrid, dem dieses Zugeständnis offenbar gefiel.
    »Na, sie hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass sie im Geld schwamm. Romaine und ich sind ziemlich knapp bei Kasse, und ich habe im Stillen gehofft – das gebe ich unumwunden zu –, dass Miss French mir mal Geld leihen würde, falls wirklich Not am Mann sei.«
    »Haben Sie sie je um ein Darlehen gebeten oder Geld von ihr empfangen?«
    »Nein, niemals. Unsere Lage war noch nicht so verzweifelt.«
    Vole wurde auf einmal sehr nachdenklich. Der Ernst seiner Lage schien ihm zum Bewusstsein zu kommen. »Es sieht nicht gerade rosig für mich aus. Das sehe ich jetzt auch allmählich.«
    »Wusste Miss French überhaupt, dass Sie verheiratet sind?«
    Sir Wilfrid ließ nicht locker.
    »O ja.«
    »Und hat sie niemals Ihre Frau von sich aus eingeladen?«
    »Nein.« Vole wurde wieder ein wenig verlegen. »Sie – sie lebte in der Illusion, dass meine Frau und ich nicht gut miteinander auskämen.«
    »Haben Sie absichtlich diesen Eindruck bei ihr erweckt?«
    »Nein, ganz gewiss nicht. Aber ich dachte mir, sie würde das Interesse an mir verlieren, wenn ich Romaine zu sehr in den Vordergrund schöbe. Es lag mir zwar fern, sie anzubetteln. Aber ich hatte eine kleine Erfindung für Automobile gemacht, und ich dachte, ich könnte sie vielleicht dazu

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