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Der Hund des Todes

Der Hund des Todes

Titel: Der Hund des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Ihre Haltung, Mrs Vole, besonders da ich weiß, wie sehr Sie Ihren Mann lieben.«
    »So, Sie wissen, wie sehr ich meinen Mann liebe?« Sie lächelte ihn an. »Darf ich fragen, woher Sie das wissen?«
    »Ihr Mann hat es mir verraten. Er sprach von Ihrer Liebe in Worten, die mich wirklich bewegt haben.«
    Es entstand eine kleine Pause. »Männer«, sagte Mrs Vole lakonisch, »sind mitunter sehr einfältig.«
    Sir Wilfrid zog erstaunt die Augenbrauen hoch. »Wie bitte?«
    »Es ist belanglos, Sir Wilfrid. Fahren Sie bitte fort.«
    Sir Wilfrid erhob sich und kam auf das Testament zu sprechen.
    »Kurz nachdem Miss French Ihrem Mann begegnete, hat sie ein neues Testament gemacht, in dem sie, abgesehen von kleineren Vermächtnissen, Ihrem Mann ihr ganzes Vermögen hinterlassen hat.«
    »Ja.«
    »Das wissen Sie?«, fragte Sir Wilfrid höchst erstaunt.
    »Ich habe es in der Abendausgabe gelesen.«
    »Ach so. Aber vorher hatten Sie keine Ahnung davon, wie? Ihr Mann doch wohl auch nicht?«
    Wiederum schien sie mit der Antwort zu zögern.
    »Hat er Ihnen das gesagt, Sir Wilfrid?«
    »Ja. Wollen Sie etwa das Gegenteil behaupten?«
    »Nein, o nein. Ich will gar nichts behaupten.«
    Sir Wilfrid nahm wieder an seinem Schreibtisch Platz. »Mrs Vole, es scheint kein Zweifel zu bestehen, dass Miss French Ihren Mann wie einen Sohn oder einen Lieblingsneffen betrachtete.«
    »Meinen Sie das wirklich?« Die Ironie in ihrer Stimme war unverkennbar und brachte Sir Wilfrid in eine gewisse Verlegenheit. Umso heftiger verteidigte er diese Ansicht.
    »Ja. Das ist meine Meinung. Ganz entschieden. Das könnte unter den Umständen auch als ganz natürlich und normal gelten.«
    »Was für Heuchler sind Sie doch in diesem Lande!«, platzte Mrs Vole heraus.
    Mr Mayhew ließ sich vor Entsetzen in den nächsten Sessel fallen, während Sir Wilfrid sich bemühte, der Sache die Spitze abzubiegen:
    »Nun, meine liebe Mrs Vole, Sie vertreten natürlich in diesen Dingen einen kontinentalen Standpunkt. Aber glauben Sie mir, es wäre im höchsten Grade unklug, den Eindruck zu erwecken, als habe Miss French für Ihren Mann andere – hm – Gefühle gehabt als die einer – Mutter oder – sagen wir mal – einer Tante.«
    »O ja, wenn Ihnen das besser passt, sagen wir ruhig – Tante.«
    »Man muss nämlich bei all diesen Dingen immer daran denken, was für eine Wirkung sie auf die Geschworenen haben.«
    »Darüber habe ich ziemlich viel nachgedacht.«
    »Ganz recht, Mrs Vole. Wir müssen Hand in Hand arbeiten. Nun kommen wir zum Abend des vierzehnten Oktober. Das war vor einer Woche. Können Sie sich noch daran erinnern?«
    »O ja, sehr gut.«
    »Ihr Mann hat mir erzählt, er sei gegen neun Uhr von Miss French fortgegangen, habe den Weg zu Fuß zurückgelegt und sei um fünf Minuten vor halb zehn zuhause angelangt.«
    Sir Wilfrid blickte fragend zu Mrs Vole hinüber. Diese erhob sich und ging langsam zum Kamin. Die beiden Anwälte standen ebenfalls auf.
    »Fünf Minuten vor halb zehn«, sagte Mrs Vole tonlos und nachdenklich vor sich hin.
    »Um halb zehn«, fuhr Sir Wilfrid fort, »kehrte die Haushälterin zurück, um etwas zu holen, das sie vergessen hatte. Als sie an der Wohnzimmertür vorbeikam, hörte sie, wie sich Miss French mit einem Manne unterhielt. Sie behauptete, dass dieser Mann Leonard Vole gewesen sei, und Inspektor Hearne erklärte, diese Aussage habe zur Verhaftung Ihres Mannes geführt. Mr Vole hat mir jedoch versichert, dass er ein unumstößliches Alibi habe, da er um halb zehn bei Ihnen zuhause war.«
    Sir Wilfrid bückte erwartungsvoll zu Mrs Vole hinüber, die schweigend am Kaminsims lehnte. Nach einer beklemmenden Pause drängte Sir Wilfrid: »Das stimmt doch, nicht wahr? Um halb zehn war er bei Ihnen, ja?«
    »Hat er Ihnen das gesagt?«, fragte sie schließlich, während beide Anwälte sie gespannt ansahen. »Dass er um halb zehn bei mir war?«
    »Stimmt es etwa nicht?«, fragte Sir Wilfrid ein wenig gereizt.
    Wieder entstand eine längere Pause. Mrs Vole ging langsam zu ihrem Sessel zurück und ließ sich nieder.
    »Aber natürlich«, lautete ihre ruhige Antwort, die bei Sir Wilfrid einen Seufzer der Erleichterung auslöste. Er setzte sich ebenfalls wieder.
    »Die Polizei hat Sie wahrscheinlich schon über diesen Punkt vernommen. Was haben Sie da gesagt?«
    »Ja, sie war gestern Abend bei mir, und ich habe gesagt: ›Leonard ist an dem Abend um 9.25 Uhr nachhause gekommen und nicht wieder ausgegangen.‹« Den letzten Satz leierte sie

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