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Der Hund des Todes

Der Hund des Todes

Titel: Der Hund des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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mein Gott, warum hätte ich denn wohl Miss French töten sollen?«
    Während diese Frage noch durch den Raum schwebte, klopfte es an die Tür und Greta erschien mit der Abendzeitung. Sie legte das Blatt vor Sir Wilfrid auf den Tisch und wies dabei auf einen angestrichenen Paragrafen hin. Dann zog sie sich wieder zurück. Die beiden Rechtsanwälte beugten sich über die Zeitung und lasen die Stelle. Nach einer Weile richtete sich Sir Wilfrid auf.
    »Hier wäre schon ein ganz ausreichendes Motiv. Miss French hat Ihnen nämlich ihr ganzes Vermögen vermacht.«
    Vole schien wie vom Donner gerührt. »Mir? Ihr ganzes Vermögen? Das ist wohl ein Scherz.«
    »Es ist kein Scherz, Mr Vole. Es steht hier schwarz auf weiß. Sie können sich selbst davon überzeugen.«
    Mit diesen Worten reichte er Vole das Abendblatt hin. »Haben Sie nichts davon gewusst?«
    »Gar nichts. Ich bin ihr natürlich sehr dankbar. Aber unter diesen Umständen wollte ich, sie hätte es nicht getan. Jetzt sieht die Sache ziemlich finster für mich aus, nicht wahr? Mein Gott, werden sie mich nun wohl verhaften?«
    »Damit müssen Sie wahrscheinlich rechnen«, entgegnete Sir Wilfrid.
    Vole stand ganz verwirrt auf. »Sie – Sie werden doch alles für mich tun, was Sie können, nicht wahr, Sir?«
    Sir Wilfrid ging auf ihn zu und sprach beruhigend auf ihn ein.
    »Machen Sie sich darüber keine Gedanken. Ich werde alles tun, was in meinen Kräften steht. Lassen Sie das nur meine Sorge sein.«
    »Mein Gott, ich kann es noch gar nicht fassen. Ich kann es einfach nicht glauben, dass ich, Leonard Vole, auf der Anklagebank sitzen und des Mordes bezichtigt werden soll.«
    Er schüttelte sich, als erwache er aus einem bösen Traum. Dann wandte er sich an Mr Mayhew: »Ich verstehe nicht, warum die Polizei nicht glaubt, es sei ein Einbrecher gewesen. Das Fenster war doch eingeschlagen und alles durcheinander gewühlt – so stand es jedenfalls in den Zeitungen.«
    Die Rechtsanwälte schwiegen. Nach dem letzten Bericht zu urteilen, schien die Polizei ganz und gar nicht der Ansicht zu sein, dass es sich um einen Einbruch handle.
     
    In diesem Augenblick kam es zu einer neuen Unterbrechung. Der Bürovorsteher erschien und meldete Sir Wilfrid, dass zwei Herren draußen warteten, die Mr Vole zu sprechen wünschten.
    Als Sir Wilfrid mit Carter hinausging, um mit den Herren zu reden, fragte Vole ängstlich:
    »Ist es nun so weit?«
    Mr Mayhew klopfte ihm beruhigend auf die Schulter und riet ihm, keine weiteren Aussagen zu machen.
    »Wie wussten sie denn nur, dass ich hier bin?«
    »Man hat Sie wahrscheinlich beschatten lassen.«
    »Dann«, meinte Vole ganz ungläubig, »haben sie mich also wirklich in Verdacht?«
    Ehe Mr Mayhew antworten konnte, kam Sir Wilfrid mit einem Inspektor von Scotland Yard und noch einem Detektivbeamten wieder ins Zimmer. Der Inspektor entschuldigte sich wegen der Störung und ging sofort auf Vole zu.
    »Heißen Sie Leonard Vole?«
    »Ja.«
    »Ich bin Polizeiinspektor Hearne und habe einen Haftbefehl gegen Sie wegen des am 14. Oktober an Emily French verübten Mordes. Ich muss Sie warnen, dass alles, was Sie sagen, aufgeschrieben wird und gegen Sie verwandt werden kann.«
    Vole warf einen nervösen Blick auf Sir Wilfrid und verließ mit den Polizeibeamten das Zimmer.
    Sobald Sir Wilfrid die Tür hinter ihnen zugemacht hatte, erklärte er:
    »Ich muss schon sagen, John, der junge Mann befindet sich in einer viel schlimmeren Lage, als er selbst anzunehmen scheint.«
    »Das stimmt«, pflichtete ihm Mr Mayhew bei. »Was für einen Eindruck hat er auf dich gemacht?«
    »Er scheint außerordentlich naiv zu sein. Und doch in gewisser Hinsicht ganz gerieben. Intelligent, möchte ich wohl sagen. Aber er ist sich ganz bestimmt nicht der Gefahr bewusst, in der er schwebt.«
    »Glaubst du, dass er es getan hat?«
    »Keine Ahnung. Im Großen und Ganzen möchte ich wohl sagen, nein.« In schärferem Ton fügte er hinzu: »Bist du auch der Ansicht?«
    »Ja«, antwortete Mr Mayhew, »das ist auch meine Meinung.«
    Sir Wilfrid bot Mr Mayhew die Tabaksdose an. Der nahm sie mit zum Schreibtisch und stopfte sich eine Pfeife.
    »Na ja«, meinte Sir Wilfrid, »er hat anscheinend einen guten Eindruck bei uns beiden hinterlassen. Warum, weiß ich nicht. Eine so fadenscheinige Geschichte ist mir noch nicht vorgekommen. Weiß der Himmel, was wir damit anfangen sollen! Die einzige Aussage zu seinen Gunsten könnte von seiner Frau kommen – und wer wird schon einer Ehefrau

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