Der Hund des Todes
nicht sagen. Es ist seltsam, dass viele der besten Medien voller Skepsis sind. Nicht die Leute, die an okkulten Phänomenen interessiert sind, haben übernatürliche Kräfte. Manche Menschen sehen und hören Dinge, die andere nicht hören. Wir wissen nicht, warum. Und von zehn wollen es neun nicht hören oder sehen und sind überzeugt, dass sie an Wahnvorstellungen leiden, genau wie Sie.
Es ist wie mit der Elektrizität. Manche Substanzen sind gute Leiter, andere nicht, und lange wussten wir nicht, weshalb, und mussten uns damit zufriedengeben, diese Tatsache zu akzeptieren. Heute wissen wir, weshalb. Eines Tages werden wir auch wissen, warum Sie den Schrei hörten und das Mädchen und ich nicht.
Jedes Ding untersteht einem natürlichen Gesetz. Es gibt in Wirklichkeit nichts Übernatürliches. Diese Gesetze zu finden, die die so genannten psychischen Phänomene beherrschen, wird eine schwere Aufgabe sein. Jeder kleinste Hinweis hilft.«
»Aber was soll ich machen?«, fragte Jack.
Lavington schmunzelte.
»Praktisch, wie ich merke. Nun, mein junger Freund, Sie werden gehen und kräftig frühstücken. Dann werden Sie in die Stadt fahren und sich nicht weiter den Kopf über Dinge zerbrechen, die Sie doch nicht verstehen. Ich andererseits werde ein wenig herumschnüffeln und sehen, was ich über dieses Landhaus dahinten herausfinden kann. Dort liegt das Zentrum des Geheimnisses, darauf möchte ich schwören.«
Jack erhob sich.
»Gut, Sir«, sagte er, »ich gehe. Aber ich meine…«
»Ja?«
Jack wurde verlegen.
»Ich bin sicher, dass das Mädchen in Ordnung ist«, murmelte er.
Lavington schien sich zu amüsieren.
»Sie haben mir nicht gesagt, dass es sich um ein hübsches Mädchen handelt. Na, halten Sie die Ohren steif. Ich bin überzeugt, dass das Geheimnis schon bestand, bevor sie herkam.«
Voller Neugierde kam Jack an diesem Abend nachhause. Er war jetzt soweit, Lavington blind zu vertrauen. Der Arzt hatte die Geschichte so natürlich aufgenommen und so realistisch behandelt, dass Jack tief beeindruckt war.
Sein neuer Freund wartete in der Halle schon auf ihn, als er zum Abendessen herunterkam.
»Etwas Neues, Sir?« fragte Jack begierig.
»Ich habe mich ein wenig über die verschiedenen Besitzer des Heather-Landhauses erkundigt. Zuerst war es von einem alten Gärtner und seiner Frau bewohnt. Als der Mann starb, ging die Frau zu ihrer Tochter. Dann erwarb es ein Baumeister, modernisierte es und verkaufte es an einen Herrn aus der Stadt, der es als Wochenendhaus benutzte. Ungefähr vor einem Jahr verkaufte der es an Mr und Mrs Turner. Das muss ein ziemlich eigenartiges Paar gewesen sein, soweit ich feststellen konnte. Er war Engländer, und seine Frau soll eine Halbrussin gewesen sein, sehr schön und sehr exotisch, wie man mir sagte. Sie lebten sehr zurückgezogen, besuchten niemanden und gingen kaum einmal in den Garten hinaus. Das Gerücht geht um, dass sie vor irgendetwas Angst hatten. Aber ich glaube, darauf sollten wir uns nicht verlassen.
Und eines Tages zogen sie ganz plötzlich aus. Sie kamen niemals wieder. Mr Turner beauftragte lediglich einen Agenten aus London, das Haus und die Möbel so schnell wie möglich zu verkaufen.
Der nächste Besitzer hieß Mr Mauleverer. Er wohnte tatsächlich nur vierzehn Tage darin, dann inserierte er, dass das Haus möbliert zu haben sei. Die Leute, denen es jetzt gehört, sind ein schwindsüchtiger französischer Professor und seine Tochter. Sie sind erst zehn Tage dort.«
Jack hatte schweigend zugehört.
»Ich sehe nicht, wie uns das weiterbringen kann. Oder Sie?«, fragte er endlich.
»Ich möchte noch mehr über die Turners wissen«, antwortete Lavington ruhig. »Sie verschwanden so sang- und klanglos, ganz frühmorgens. Soviel ich feststellen konnte, hat niemand ihr Weggehen bemerkt. Mr Turner ist seitdem schon gesehen worden, aber ich kann niemanden finden, der Mrs Turner je wiedergesehen hätte.«
Jack wurde kreidebleich.
»Das kann nicht sein! Sie meinen doch nicht…«, stammelte er.
»Regen Sie sich nicht auf, junger Freund. Der Einfluss eines jeden kurz vor dem Tod, und speziell vor einem gewaltsamen Tod, auf seine Umgebung ist sehr stark. Diese Umgebung mag den Einfluss absorbiert haben, um ihn auf einen passend eingestellten Empfänger wieder auszustrahlen. In diesem Fall auf Sie.«
»Aber warum ich?«, rief Jack rebellierend. »Weshalb nicht jemand anders, der etwas damit anfangen kann?«
»Sie betrachten diese Kraft als intelligent und
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