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Der Hund des Todes

Der Hund des Todes

Titel: Der Hund des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Außergewöhnliches.
    Es war elf Uhr, als er mit Lavington im Heather-Landhaus ankam. Felise hatte schon auf sie gewartet und öffnete leise die Tür, noch bevor sie anklopften.
    »Kommen Sie herein«, flüsterte sie. »Mein Vater schläft oben. Wir dürfen ihn nicht aufwecken. Ich habe hier drinnen für Sie Kaffee vorbereitet.«
    Sie führte die beiden in ein kleines, gemütlich eingerichtetes Wohnzimmer.
    Als Jack den chinesischen Krug aus dem Papier wickelte, keuchte sie:
    »Aber ja, das ist er! Ich würde ihn überall wieder erkennen!«
    Inzwischen traf Lavington seine Vorbereitungen. Er entfernte alles von einem kleinen Tisch und stellte diesen in die Mitte des Zimmers. Rundherum verteilte er drei Stühle. Auf dem Tisch stand nur noch der blaue Krug.
    »Jetzt«, sagte er, »sind wir fertig.«
    Sie tranken noch ihren Kaffee, dann befahl der Arzt:
    »Schalten Sie das Licht aus, und setzen Sie sich an den Tisch.«
    Die anderen gehorchten. Wieder kam Lavingtons Stimme aus der Dunkelheit.
    »Denken Sie an nichts – oder an alles. Zwingen Sie Ihre Gedanken nicht. Es ist möglich, dass einer von uns mediale Kräfte besitzt. Wenn das so ist, wird er in Trance fallen. Denken Sie immer daran, es gibt nichts zu befürchten. Bannen Sie die Furcht aus Ihren Herzen, und lassen Sie sich treiben… treiben…«
    Seine Stimme erstarb. Von einer Minute zur anderen schien die Stille unerträglich zu werden. Es war alles gut und schön, wenn Lavington sagte, sie sollten die Angst verscheuchen. Es war nicht Angst, was Jack fühlte – es war Panik. Und er war fest überzeugt, dass Felise genauso empfand. Plötzlich hörte er ihre Stimme, leise und entsetzt.
    »Irgendetwas Schreckliches wird geschehen, ich fühle es.«
    »Verscheuchen Sie die Angst«, sagte Lavington. »Wehren Sie sich nicht gegen die Kräfte, die auf Sie zukommen.«
    Die Dunkelheit schien greifbar zu werden, und die Stille hatte etwas Beklemmendes. Näher und näher kam dieses undefinierbare Gefühl der Bedrohung. Jack fühlte, wie es ihm den Atem nahm, dieses unheilvolle Etwas war sehr nahe…
    Dann war alles vorbei. Jack trieb einen Strom hinunter. Seine Lider schlossen sich, Friede… Dunkelheit. Als er langsam wieder zu sich kam, war sein Kopf schwer wie Blei. Wo war er?
    Sonnenschein… Vogelgezwitscher. Er lag da und starrte in den Himmel.
    Dann fiel ihm plötzlich alles wieder ein. Die Sitzung, das kleine Zimmer, Felise und der Doktor. Was war geschehen?
    Er setzte sich auf und sah sich um. Er befand sich in einem kleinen Gehölz, nicht weit von dem Landhaus. Niemand war in der Nähe. Er zog seine Uhr. Zu seinem Erstaunen zeigte sie halb ein Uhr an. Er sprang auf und rannte zu dem Landhaus hinüber. Sie mussten Angst bekommen haben. Vielleicht war er aus der Trance nicht aufgewacht, und sie hatten ihn an die frische Luft gebracht?
    Er klopfte laut an die Tür des kleinen Hauses: Aber niemand antwortete, alles blieb still.
    Sie müssen weggegangen sein, um Hilfe zu holen, dachte er. Oder sonst? Jack fühlte, wie eine unergründliche Furcht sich seiner bemächtigte. Was war letzte Nacht geschehen?
    So schnell wie möglich eilte er zum Hotel zurück. Er wollte gerade ins Büro, als er einen kolossalen Stoß in die Rippen bekam, der ihn fast zu Boden warf. Verärgert drehte er sich um und sah sich einem weißhaarigen älteren Herrn gegenüber, der ihn fröhlich anschnaubte:
    »Hast mich nicht erwartet, mein Junge. Hast mich nicht erwartet, was?«
    »Aber Onkel George! Ich dachte du wärst meilenweit weg, irgendwo in Italien!«
    »Nein, da war ich nicht. Landete gestern Abend in Dover. Ich wollte mit dem Wagen in die Stadt, und auf dem Weg wollte ich dich besuchen. Und was muss ich finden? Die ganze Nacht aus gewesen, hm? Nette Sachen…«
    »Onkel George«, sagte Jack, »ich muss dir die ungewöhnlichste Geschichte der Welt erzählen. Ich wage zu behaupten, dass du sie nicht glauben wirst.«
    »Ich werde mich bemühen«, lachte der alte Herr. »Schieß los, mein Junge!«
    »Aber ich muss etwas essen. Ich verhungere bereits.«
    Zusammen gingen sie zum Speiseraum, und während einer appetitlichen Mahlzeit erzählte er die ganze Geschichte.
    »Und Gott weiß, was aus ihnen geworden ist«, beendete er sie.
    Sein Onkel schien am Rande eines Schlaganfalls zu sein.
    »Der Krug!«, brachte er schließlich hervor. »Der blaue Krug!« Er brüllte:
    »Was ist aus dem Krug geworden?«
    Jack starrte ihn entgeistert an. Während des Redestroms seines Onkels, der nun folgte,

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