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Der Hund des Todes

Der Hund des Todes

Titel: Der Hund des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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begann er zu begreifen.
    »Schmelz, einzig – Edelstein meiner Sammlung – Wert mindestens zehntausend Pfund – Offerte von Hoggenheimer, dem amerikanischen Millionär – nur ein einziges Exemplar in der ganzen Welt – verdammt! Was hast du mit meinem blauen Krug gemacht?«
    Jack stürzte aus dem Speisesaal. Er musste Lavington finden. Die junge Dame im Büro blickte ihn kühl an.
    »Dr. Lavington ist gestern Nacht abgereist. Er hat eine Nachricht für Sie hinterlassen.«
    Jack riss das Kuvert auf.
     
    »Mein lieber junger Freund!
    Ist der Tag des Übernatürlichen vorbei? Nicht ganz, aber Sie sind auch in einer neuen wissenschaftlichen Sprache verkohlt wo r den. Die besten Grüße von Felise, dem kranken Vater und mir. Wir haben zwölf Stunden Vo rsprung. Das sollte ausreichen.
    Immer Ihr Ambrose Lavington, Doktor der Seele.«

Der seltsame Fall des Sir Arthur
Carmichael

Nach den Aufzeichnungen des hervorragenden Psychologen Dr. Edward Carstairs, M. D.
     
    I ch bin mir vollkommen klar, dass man die seltsamen und tragischen Ereignisse, die ich hier niederschreibe, auf zwei völlig verschiedene Weisen betrachten kann. Meine eigene Ansicht darüber stand allerdings immer fest. Man hat mich überredet, die Geschichte ausführlich aufzuzeichnen, und ich glaube wirklich, dass man der Wissenschaft zuliebe verpflichtet ist, derartige seltsame und unerklärliche Tatsachen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
    Was mich zuerst mit dieser Angelegenheit in Kontakt brachte, war ein Telegramm meines Freundes Dr. Settle. Bis auf die Nennung des Namens Carmichael war das Telegramm keineswegs deutlich, aber seiner Aufforderung entsprechend, nahm ich den Zug, der um 12.20 von Paddington nach Wolden in der Grafschaft Herfordshire abging.
    Der Name Carmichael war mir nicht unbekannt. Obgleich ich den verstorbenen Sir William Carmichael of Wolden in den letzten elf Jahren nicht mehr gesehen hatte, waren wir doch flüchtig miteinander bekannt gewesen. Er hatte, wie ich wusste, einen Sohn, den gegenwärtigen Baronet, der inzwischen ein junger Mann von dreiundzwanzig Jahren sein musste. Dunkel erinnerte ich mich ferner der Gerüchte über Sir Williams zweite Ehe; bis auf einen undeutlichen Eindruck, der für die zweite Lady Carmichael nachteilig war, fielen mir jedoch keine Einzelheiten ein.
    Settle erwartete mich am Bahnhof.
    »Nett von dir, dass du gekommen bist«, sagte er, als er meine Hand drückte.
    »Das ist doch selbstverständlich. Soviel ich begriffen habe, scheint es sich um einen Fall zu handeln, der in mein Gebiet fällt?«
    »Haargenau!«
    »Also ein Fall von Geisteskrankheit?«, fragte ich. »Hat er irgendwelche besonderen Kennzeichen?«
    Wir hatten inzwischen mein Gepäck abgeholt, saßen in einem Dogcart und fuhren vom Bahnhof in Richtung Wolden, das etwa drei Meilen entfernt war. Settle beantwortete meine Frage zuerst nicht. Dann brach es plötzlich aus ihm heraus.
    »Die ganze Geschichte ist vollkommen unbegreiflich! Da ist ein junger Mann, dreiundzwanzig Jahre alt und in jeder Hinsicht durchaus normal. Ein netter, liebenswerter Junge mit nicht mehr als der ihm zustehenden Portion Blasiertheit, vielleicht kein brillanter Intellektueller, aber ein typisches Exemplar des jungen Engländers aus der normalen Oberschicht. Geht eines Abends, gesund und munter wie üblich, zu Bett, und am nächsten Morgen wird er im Dorf aufgegriffen, wo er in halb idiotischem Zustand umherwandert und nicht einmal seine nächsten und liebsten Mitmenschen erkennt.«
    »Aha!«, sagte ich interessiert. Dieser Fall versprach tatsächlich, äußerst interessant zu werden. »Vollständiger Verlust des Gedächtnisses? Und das passierte…?«
    »Gestern Vormittag. Am neunten August.«
    »Und vorausgegangen ist nichts – kein Schock, soweit dir bekannt ist –, keine Erklärung für diesen Zustand?«
    »Nichts.«
    Plötzlich wurde ich misstrauisch.
    »Verschweigst du mir irgendetwas?«
    »N-nein.«
    Sein Zögern bestärkte mein Misstrauen.
    »Ich muss alles wissen.«
    »Mit Arthur hat es nichts zu tun. Es hängt mit – mit dem Haus zusammen.«
    »Mit dem Haus«, wiederholte ich erstaunt.
    »Du hast dich doch häufig mit derartigen Dingen zu beschäftigen, nicht wahr, Carstairs? Du hast doch selbst so genannte ›Spukhäuser‹ untersucht. Was hältst du von solchen Erscheinungen?«
    »In neun von zehn Fällen sind sie reiner Schwindel«, erwiderte ich. »Der zehnte allerdings – nun ja, ich bin dabei auf Phänomene gestoßen, die vom

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