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Der Hund des Todes

Der Hund des Todes

Titel: Der Hund des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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beeindruckte mich so sehr, dass ich beim Frühstück nicht umhin konnte, sie zu erwähnen.
    »Wissen Sie eigentlich«, sagte ich zu Lady Carmichael, »dass Sie eine sehr ungewöhnliche Katze besitzen?«
    Ich hörte das Klirren einer Tasse auf einer Untertasse und bemerkte, dass Miss Patterson mich – den Mund leicht geöffnet und schnell atmend – erwartungsvoll anstarrte.
    Es folgte eine minutenlange Stille, und dann sagte Lady Carmichael in einer deutlich missbilligenden Weise: »Ich glaube, Sie haben sich geirrt. In diesem Hause gibt es keine Katze. Noch nie habe ich eine Katze besessen.«
    Es war klar, dass es mir gelungen war, mitten in ein Fettnäpfchen zu treten, und so wechselte ich schnell das Thema.
    Aber die Angelegenheit irritierte mich. Warum hatte Lady Carmichael erklärt, in ihrem Hause gäbe es keine Katze? Gehörte sie vielleicht Miss Patterson, und wurde ihre Anwesenheit der Hausherrin gegenüber verheimlicht? Vielleicht hatte Lady Carmichael eine dieser seltsamen Antipathien gegen Katzen, die man heutzutage so oft antrifft.
    Diese Erklärung war zwar nicht gerade plausibel, aber es blieb mir im Augenblick nichts anderes übrig, als mich mit ihr zufriedenzugeben.
    Unser Patient befand sich noch im gleichen Zustand. Dieses Mal untersuchte ich ihn gründlich und konnte ihn genauer beobachten als am Abend zuvor. Auf meinen Vorschlag hin wurde das Notwendige veranlasst, dass er möglichst oft mit der Familie zusammen sein konnte. Ich hoffte nicht nur, so eine bessere Gelegenheit zu bekommen, ihn zu beobachten, da er weniger auf der Hut sein würde, sondern auch, dass der übliche Tagesablauf irgendeinen Funken von Intelligenz erwecken würde. Sein Verhalten blieb jedoch unverändert. Er war ruhig und fügsam, wirkte beinahe gedankenlos, war jedoch in Wirklichkeit von gespannter und fast unheimlicher Wachsamkeit. Zumindest eines bedeutete allerdings eine Überraschung für mich: seine innige Zuneigung zur Stiefmutter. Miss Patterson übersah er völlig; aber immer gelang es ihm, so dicht wie möglich neben Lady Carmichael zu sitzen, und einmal sah ich, wie er – ein einfältiger Ausdruck der Liebe – seinen Kopf an ihrer Schulter rieb.
    Der Fall machte mir Sorgen. Immer wieder hatte ich jedoch das Gefühl, dass es irgendeinen Hinweis auf die ganze Angelegenheit geben müsste, der mir bisher entgangen war.
    »Ein äußerst seltsamer Fall«, sagte ich zu Settle.
    »Ja«, sagte er, »und sehr – sehr suggestiv.«
    Er blickte mich an, meiner Ansicht nach ziemlich unsicher.
    »Sag mal – erinnert Arthur dich vielleicht an irgendetwas?«
    Seine Worte waren mir unangenehm, da sie mich an meinen Eindruck vom Vortag erinnerten.
    »An was soll er mich erinnern?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Vielleicht ist es auch nur Einbildung«, murmelte er, »nichts als Einbildung.«
    Und mehr wollte er zu der Angelegenheit nicht sagen.
    Alles in allem steckte in dem Fall irgendein Geheimnis. Ich war immer noch ganz besessen von dem verwirrenden Gefühl, jenen Hinweis übersehen zu haben, der den Schlüssel zu allem bildete. Und in einem weniger wichtigen Punkte steckte ebenfalls ein Geheimnis. Ich meine die belanglose Sache mit der grauen Katze. Aus irgendeinem Grund ging die Geschichte mir auf die Nerven. Ich träumte von Katzen, und ständig bildete ich mir ein, ihr Miauen zu hören. Hin und wieder sah ich das bildschöne Tier flüchtig von Weitem. Und die Tatsache, dass mit ihm irgendein Geheimnis verbunden war, ärgerte mich maßlos. Einem plötzlichen Impuls folgend, wandte ich mich eines Nachmittags an den Diener, um von ihm etwas zu erfahren.
    »Können Sie«, sagte ich, »mir vielleicht etwas über die Katze verraten, die ich hier gesehen habe?«
    »Über die Katze, Sir?« Er machte einen höflich erstaunten Eindruck.
    »Gab es hier – gibt es hier – keine Katze?«
    »Ihre Ladyship besaßen einmal eine Katze, Sir. Ein sehr hübsches Tier. Sie musste jedoch beseitigt werden. Ein Jammer, denn das Tier war wirklich bildschön.«
    »War es eine graue Katze?«, fragte ich langsam.
    »Ja, Sir. Eine Perserkatze.«
    »Und sie wurde getötet?«
    »Ja, Sir.«
    »Sind Sie ganz sicher, dass sie getötet wurde?«
    »Vollkommen sicher, Sir. Ihre Ladyship wollten den Tierarzt nicht kommenlassen – sondern taten es selbst. Vor knapp einer Woche. Das Tier wurde dann unter der Rotbuche begraben, Sir.«
    Nach diesen Worten verließ er das Zimmer und überließ mich meinen Gedanken.
    Warum hatte Lady Carmichael so

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