Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hund des Todes

Der Hund des Todes

Titel: Der Hund des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
entschieden behauptet, sie hätte nie eine Katze besessen?
    Intuitiv hatte ich das Gefühl, diese an sich belanglose Angelegenheit mit der Katze sei in gewisser Weise bedeutungsvoll. Ich fand Settle und nahm ihn beiseite.
    »Settle«, sagte ich, »ich möchte dich etwas fragen. Hast du in diesem Haus bisher eine Katze sowohl gesehen als gehört – oder nicht?«
    Meine Frage schien ihn keineswegs zu überraschen; er schien sie direkt erwartet zu haben.
    »Gehört habe ich sie«, sagte er, »aber gesehen noch nicht.«
    »Aber damals bei meiner Ankunft!«, rief ich. »Auf dem Rasen, zusammen mit Miss Patterson!«
    Er sah mich fest an.
    »Ich sah Miss Patterson über den Rasen gehen. Sonst nichts.«
    Ich begann zu begreifen. »Dann«, sagte ich, »ist die Katze…«
    Er nickte.
    »Ich wollte feststellen, ob du – unvoreingenommen – hören würdest, was wir alle hören…«
    »Ihr anderen hört es also auch?«
    Wieder nickte er.
    »Es ist seltsam«, murmelte ich nachdenklich. »Bisher habe ich keinen Fall gekannt, in dem eine Katze in einem Haus spukt.«
    Ich erzählte ihm, was ich von dem Diener erfahren hatte, und er sagte überrascht: »Das ist mir völlig neu! Das habe ich bisher nicht gewusst.«
    »Aber was hat es zu bedeuten?«, fragte ich einigermaßen hilflos.
    Er schüttelte den Kopf. »Das weiß der Himmel! Aber eines will ich dir sagen, Carstairs – ich habe Angst. Die – die Stimme hat einen drohenden Klang.«
    »Drohend?«, wiederholte ich scharf. »Für wen?«
    Er breitete ratlos die Hände aus. »Das kann ich nicht sagen.«
    Erst abends, nach dem Essen, erkannte ich die Bedeutung seiner Worte. Wir saßen im grünen Wohnzimmer, wie schon am Abend meiner Ankunft, als es erklang – das laute beharrliche Miauen einer Katze vor der Tür. Aber diesmal klang es unmissverständlich verärgert – ein wütendes Katzenheulen, lang gezogen und drohend. Und dann, als es verstummte, klapperte draußen der messingne Ring, als spielte eine Katze mit ihm.
    Settle fuhr zusammen.
    »Ich schwöre, dass es keine Einbildung ist«, rief er.
    Er lief zur Tür und riss sie auf.
    Draußen war nichts zu sehen.
    Als er zurückkam, wischte er sich die Stirn ab. Phyllis war blass und zitterte, Lady Carmichael hingegen war totenblass. Nur Arthur, der – zufrieden wie ein Kind – auf dem Fußboden hockte und seinen Kopf gegen die Knie seiner Stiefmutter gelehnt hatte, war ruhig und unbeeindruckt.
    Miss Patterson legte ihre Hand auf meinen Arm, und wir gingen nach oben.
    »Oh, Dr. Carstairs«, sagte sie verzweifelt. »Was soll das? Was hat es zu bedeuten?«
    »Das wissen wir auch noch nicht, meine liebe junge Dame«, sagte ich. »Aber ich bin fest entschlossen, es herauszufinden. Sie dürfen jedoch keine Angst haben. Ich bin überzeugt, dass Sie persönlich vollkommen ungefährdet sind.«
    Zweifelnd blickte sie mich an. »Das glauben Sie?«
    »Ich bin davon überzeugt«, erwiderte ich fest. Ich erinnerte mich der liebevollen Art, wie die Katze um ihre Füße gestrichen war, und hegte nicht die geringsten Befürchtungen. Die Drohung galt nicht ihr.
    Eine Zeit lang döste ich vor mich hin, aber schließlich fiel ich in einen unruhigen Schlaf, aus dem ich mit einem Gefühl des Entsetzens aufschrak. Ich hörte ein kratzendes, lärmendes Geräusch, als würde Stoff gewaltsam zerrissen oder zerfetzt. Ich sprang aus dem Bett und lief auf den Korridor; im gleichen Augenblick stürzte Settle aus seinem gegenüberliegenden Zimmer. Das Geräusch kam von links.
    »Hast du es auch gehört, Carstairs?«, rief er. »Hast du es auch gehört?«
    Mit wenigen Schritten waren wir an Lady Carmichaels Tür. Nichts war uns entgegengekommen; das Geräusch war jedoch verstummt. Unsere Kerzen spiegelten sich in der glänzenden Tür von Lady Carmichaels Zimmer. Wir sahen uns an.
    »Weißt du, was das war?«, flüsterte er beinahe.
    Ich nickte. »Eine Katze hat mit ihren Krallen irgendetwas zerfetzt.«
    Ein Schauder überlief mich. Plötzlich schrie ich leise auf und hielt die Kerze, die ich in der Hand hatte, tiefer.
    »Sieh dir das an, Settle!«
    »Das«, war ein Sessel, der an der Wand stand – und sein Sitz war in lange Streifen gerissen und zerfetzt…
    Wir betrachteten ihn aufmerksam. Settle sah mich an, und ich nickte.
    »Katzenkrallen«, sagte er und holte tief Luft. »Unmissverständlich.« Sein Blick wanderte vom Sessel zur verschlossenen Tür. »Die Drohung gilt ihr – Lady Carmichael!«
    In dieser Nacht konnte ich nicht mehr schlafen. Die

Weitere Kostenlose Bücher