Der Hund, die Krähe, das Om... und ich!
in meiner persönlichen Yoga-Bibel Das große Yoga-Buch so schön: „Der Kopfstand ist der Vater aller Hatha-Yoga-Übungshaltungen.“
Hallo, Papa!
TAG 82
Angsthase
Der Kopfstand (Shirshasana) gehört mit dem Lotossitz sicher zu den Übungen, die man immer sofort mit Yoga in Verbindung bringt. Insofern war er von Anfang an eine Übung, auf die ich ein Auge geworfen habe. Aber nur sehr heimlich. Ich hatte Angst vor dem Kopfstand. Angst um meinen Nacken. Angst überzukippen und irgendwie unsanft aufzuschlagen. Auf den Rücken zu knallen. Ungebremst mit meinem Gewicht. Mit dem Alter wird man ein bisschen zum Schisser. Ich jedenfalls. Handstand, Radschlag, Spagat, alles Übungen, die ich früher locker probiert habe. Als Kind habe ich mich all diese Dinge getraut. Manche konnte ich sogar. Kaum mehr vorstellbar. Heute kosten sie mich jede Menge Überwindung. Aber wenn man die Angst dann meistert, ist das Gefühl besonders gut. Geradezu heroisch. Werde ab heute täglich Kopfstand üben … Verjüngung ist ein so verheißungsvolles Wort …
Mache schnell noch mal einen Kopfstand!
ICH WERDE, WENN ES SO WEITERGEHT UND DAS MIT DER VERJÜNGUNG KLAPPT, BEIM KAUF EINER FLASCHE WEIN WOHL DEMNÄCHST MEINEN AUSWEIS ZÜCKEN MÜSSEN!
TAG 83
Wo ist meine Tochter?
Mein Papa kommt mich besuchen. Als er unser Haus betritt und mich sieht, sagt er zur Begrüßung: „Ich wollte eigentlich zu meiner Tochter, ist die nicht da?“ Ich brauche einen Moment, um zu begreifen, dass er nicht etwa langsam dement wird (zum Glück), sondern dass er mir ein Kompliment gemacht hat. Er findet, ich sehe völlig verändert aus.
Mir selbst fällt das gar nicht so auf. Ich sehe mich ja nun mal täglich. Wenn man an Gewicht verliert, ist das für Menschen, die einen nicht andauernd sehen, offensichtlicher. Man selbst merkt natürlich auch, dass man leichter wird, aber es ist ein wenig wie mit den eigenen Kindern. Klar weiß man, dass sie wachsen. Aber da man sie ständig um sich hat, fällt es einem nicht so arg auf. Die Besucher merken es eher: „Ach Gott, sind die groß geworden!“
TAG 84
Berauscht
Bin so fasziniert von meinem neuen Können, dem Kopfstand, dass ich mich an eine Übung rantraue, die noch vor einigen Wochen hoffnungslos war. Das Rad, Chakrasana. In der Schule hieß die Übung Brücke und die meisten von uns haben sie ohne jegliche Probleme absolviert. Auf den Rücken legen, Beine angewinkelt an den Körper ran, Hände neben den Kopf, Arme anspannen und hoch mit dem Körper. Ein kleines Wunder passiert: Mein Körper hebt sich vom Boden. Liegt es daran, dass er nicht mehr ganz so schwer ist oder dass ich mehr Muskeln in den für das Rad entscheidenden Körperteilen habe?
Ich weiß nicht genau, wieso es auf einmal geht, aber es geht. Sicherlich nicht die perfekteste Variante, ich schummle ein wenig, was die Arm- und Beinstellung angeht, aber man könnte unter mir durchkrabbeln.
Wenn man sich sehr beeilt! Lange kann ich die Stellung nicht halten.
TROTZDEM: JUCHHU!
EIN KLEINES WUNDER!
TAG 85
Kein Allheilmittel
Verändert Yoga alles? Ist es eine Art Heiligenschein to go? Bei aller Euphorie, Yoga wird wohl bei niemandem dazu führen, dass der Chef ihn nicht mehr anschnauzt. Aber es könnte gut sein, dass man es total locker nimmt. Nur weil man Yoga macht, wird man nicht automatisch den Mann fürs Leben finden, aber eventuell merkt man, dass es auch ohne ein gutes Leben gibt. Yoga macht dünne Haare nicht dicker, kleine Brüste nicht größer, aber einen prallen Hintern definitiv flacher. Mit anderen Worten: Yoga kann das Wasser nicht teilen und nur weil man Yoga macht, wird sich nicht alles im Leben zum Guten wenden.
TAG 86
Endlich mal kein Schal
Die Ferien nahen und ich will mir noch was Schönes kaufen. Wage mich mutig in einen Laden, in dem ich seit Jahren nur Schuhe und Schals kaufen kann.
Kaufe, als würde es ab morgen nichts mehr geben. Rauschartig. Ich, die sonst gern ganz in Schwarz geht, stürze mich auf die in diesem Sommer so angesagten Knallfarben. Pink, Grün, Knallblau. Ich probiere Hosen und Oberteile und – oh Wunder – es gibt tatsächlich Sachen, die mir passen. In einem Anfall von Wahn erstehe ich sogar zwei kurze Hosen. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich – außer beim Golf – das letzte Mal kurze Hosen getragen habe. Ich habe immer noch keine Gazellenbeine, aber sie sind trainierter und irgendwie besser geformt. Diese langen wunderbaren Modelbeine, staksig wie bei
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