Der Hund im Kuehlschrank
Vormittag auf ganz spezielle und kunstvolle Weise gefaltet – als Schwan, als Frosch, als Giraffe, als Elefant usw. Gestalten Sie einen guten inneren Kurzfilm aus Ihren Erlebnissen, und das Interesse Ihrer Zuhörer ist Ihnen gewiss!
Vom Anfang zum Ende
Es ist hilfreich für die Strukturierung eigener Erlebnisse, Grundstrukturen von Geschichten zu kennen. Die Erzähltradition liefert uns hierfür Beispiele. Solche Grundmuster der Erzählkunst sind als Leitfaden für jede Redesituation nützlich.
Die einfachste Struktur einer Geschichte gliedert sich ganz schlicht in Anfang, Mitte und Schluss. Dieses Grundmuster genügt bereits, um eine kleine Handlungseinheit wiederzugeben. Ein Mann hatte eines Nachts einen seltsamen Traum. Er träumte, er werde in seinem Leben einmal einen großen Schatz finden. Auf verrückte Weise stieß er irgendwann tatsächlich auf einen Sack mit Gold. Da war sein Traum wahr geworden. Anfang – Mittelteil – Schluss, und schon ist eine kleine Geschichte geboren. Ein bisschen genauer und damit natürlich auch für die Zuhörer interessanter wird die Angelegenheit, wenn man die
Gestaltung der Mitte weiter unterteilt, sodass man insgesamt fünf Teilabschnitte erhält:
Anfang
Motorisches Moment
Höhepunkt
Retardierendes Moment
Schluss
Mit diesen fünf Teilen lässt sich bei den meisten Geschichten die Kernhandlung ausreichend erfassen, um sie nacherzählen zu können. Für das Memorieren ist es nun entscheidend, zu jedem dieser fünf Abschnitte ein inneres – oder zusätzlich auch ein äußeres – Bild zu »malen«. Je genauer, desto besser.
In meinen Kursen gebe ich den Leuten die Aufgabe, die Szene einer Geschichte mit Farbstiften zu Papier zu bringen. Manchmal regt sich da Widerstand. »Das ist doch kein Zeichenkurs!« – »Ich kann nicht malen!« – »Wozu soll das gut sein? Kann ich die Szene nicht einfach in Stichworten notieren?« Doch alle merken schnell – und Sie werden es auch spüren, wenn Sie es ausprobieren – , dass eine gezeichnete Gedächtnisstütze eine vollkommen andere Wirkung hat als eine Wortnotiz. Beim Zeichnen, Malen und Herumkritzeln formt sich neben dem äußeren ein inneres Bild, und Sie merken oft erst dann, worauf es in dieser Szene der Geschichte eigentlich wirklich ankommt. Gleichzeitig legen Sie sich noch nicht auf bestimmte Formulierungen und Sätze fest, sondern konzentrieren sich auf das Bild mit seinen wesentlichen Elementen. So ein Storyboard erinnert ein bisschen an die einfachen Höhlenzeichnungen früherer Menschen. Es ist eine ursprüngliche Form, eine Geschichte zu notieren.
Der Schatz unter der Brücke Eine Geschichte über den Weg zum Wesentlichen
In einem kleinen Dorf in der Nähe von Breslau lebte einmal ein Mann in einem kleinen Häuschen mit roten Fensterläden und einer grünen Tür. Der Mann träumte eines Tages einen seltsamen Traum. Im Traum sprach eine Stimme zu ihm, die sagte: »Gehe nach Prag. Bei der Brücke dort liegt ein Schatz für dich versteckt.« Der Mann tat den Traum als Unsinn ab. Aber er träumte die nächste Nacht genau dasselbe noch einmal. Und in der dritten Nacht wieder. Und diesmal sagte die Stimme ganz laut und deutlich: »Gehe nach Prag. Bei der Brücke ist ein Schatz für dich versteckt.« »Na gut«, dachte sich der Mann. »Ich habe das jetzt dreimal geträumt. Ich werde also nach Prag reisen und nachsehen.«
Nach langer Fahrt erreichte er einige Tage später Prag. Er ging sofort zur großen Brücke und begann zu suchen. Er suchte auf der Brücke und neben der Brücke und mithilfe eines Bootes unter der Brücke. Das alles beobachtete ein Wachmann. Nach drei Tagen sprach der den Mann schließlich an: »Was machen Sie da? Ich beobachte Sie schon seit Tagen. Warum laufen Sie dauernd rund um diese Brücke?« Da erzählte der Mann ihm von seinem Traum.
»Was?«, lachte da der Wachmann. »Wegen eines Traumes sind Sie extra nach Prag gereist? Und suchen seit drei Tagen einen Schatz unter der Brücke? Was für ein Blödsinn, solchen Träumen zu glauben! Dann hätte ich ja auch schon längst verreisen müssen, denn mir träumte neulich mehrmals, dass ich in die Nähe von Breslau reisen sollte, zu einem kleinen Häuschen mit roten
Fensterläden und einer grünen Tür. Dort sei hinter dem Ofen ein Schatz versteckt.«
Als der Mann das hörte, ahnte er, wohin sein Weg führte. Er kehrte so schnell wie möglich nach Hause zurück. Dort sah er sogleich hinter dem Ofen nach. Und tatsächlich . . . da stand
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