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Der Hund im Kuehlschrank

Der Hund im Kuehlschrank

Titel: Der Hund im Kuehlschrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordula Carla Gerndt
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Alltagsgeschichten anwenden. Nehmen wir beispielsweise eine Reiseerzählung. Am Beginn sollte auch hier eine kurze Einleitung stehen, um die Zuhörer ins Geschehen einzuführen. »Wie ihr wisst, sind Hans und ich letzte Woche nach Island geflogen. . .« Dann – ganz wichtig! – der Motor der Geschichte, der die Zuhörer neugierig macht und etwas Besonderes, Spannendes, Erzählenswertes verspricht. »Gleich am zweiten Urlaubstag ist uns etwas passiert, das glaubt ihr nicht. Niemals hätten wir so etwas erwartet. Ihr habt ja von dem aktiven Vulkan
auf Island gehört, der, der dauernd in den Nachrichten kam, der mit dem komplizierten Namen . . .« Beim Weitererzählen steigert sich die Spannung, und die Geschichte steuert langsam auf den Höhepunkt zu. »Ja, wir sind dann mit einer geführten Wandertour mehrere Stunden aufgestiegen. Total anstrengend und furchtbar heiß war das. Als wir fast am Gipfel waren, floss plötzlich ein Schwall heiße Lava direkt neben unserem Wanderweg ins Tal . . .« Anschließend gilt es, den Rückweg zu schildern. »Panisch, dass der Vulkan wieder ausbrechen könnte, und von Kopf bis Fuß mit Staub bedeckt, rannten wir den Berg runter und zurück zum Bus . . .« Und schließlich beenden Sie die Geschichte mit einem klaren Schlusspunkt. »Ich habe zu Hans gesagt, dass ich nie wieder auf einen aktiven Vulkan steige!«
     
    Die Grundorientierung an einer bewährten Erzählstruktur verhindert, dass man sich in endlosen Schilderungen verliert oder unruhig von einem Detail zum nächsten springt. Die Struktur hilft, sich zu fokussieren und vor dem Erzählen zu überlegen: Was genau will ich von diesem Urlaub erzählen? Was könnte mein Gegenüber interessieren? Was möchte ich unbedingt mitteilen? Auf welches Kernerlebnis konzentriere ich mich? Wie baue ich die Erzählung auf? Weniger ist dabei oft mehr!
    Geschichtenbauplan
    Joseph Campbell, der große Erzähl- und Mythenforscher, hat mit seinem »Monomythos« ein noch genaueres Strukturmodell entwickelt, das sich auf fast alle großen Erzählstoffe anwenden lässt. Campbell zeigt, dass »der Held« in unserer Kulturgeschichte tausend Gestalten annehmen kann. Immer wieder und wieder erzählen sich die Menschen Heldenreisen nach demselben
Muster. Etwa die Geschichte von Prometheus, der zum Wohle der Menschen den Göttern das Feuer stahl. Oder die Abenteuer von Jason, der dem Drachen trotzte, um das goldene Vlies zu erlangen. Oder die berühmten Ritter der Tafelrunde, die auf der Suche nach dem heiligen Gral verschiedene Abenteuer erleben. Auch Pinocchio, der hölzerne Kerl, in seinem Streben, ein echter Junge aus Fleisch und Blut zu werden, beschreibt eine klassische Heldenreise. Nicht zu vergessen der sagenumwobene Odysseus, der zehn Jahre über das Meer irrt, bevor er schließlich heimkehren darf. Auch die Geschichte des jungen Zauberers Harry Potter, der den gefährlichen Lord Voldemort bekämpft und damit die Welt vom Bösen befreit, ist nach der Struktur des klassischen Heldenmythos aufgebaut. Joseph Campbell war überzeugt: Wenn die Grundstruktur einer Geschichte einem Menschen gegenwärtig ist, dann erkennt er auch ihre Relevanz für etwas, was ihm im eigenen Leben passiert. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die alten Heldengeschichten nicht in Vergessenheit geraten.
     
    Vereinfacht könnte man die Stationen der Heldenreise folgendermaßen zusammenfassen:
Ausgangssituation des Helden
Sehnsucht/Wunsch/Problem/Motivation des Helden
Aufbruch in die Welt
Hindernisse und Helfer am Wegesrand
Herausforderungen/Kampf
Erfolgreich gelöste Aufgabe(n)/Erlösung
Rückweg mit Hindernissen und Prüfungen
Glückliche Heimkehr

    Die Handlungsstruktur – beispielsweise eine Heldenreise – bildet das Skelett einer Geschichte. Für den logischen Aufbau der Handlung leistet unsere linke Gehirnhälfte wichtige Dienste. Alles Wesentliche, was zum Kern einer Geschichte gehört, muss in der Struktur seinen Platz finden. Erst wenn das Gerüst steht, kommt die rechte Gehirnhälfte im wahrsten Sinne des Wortes ins Spiel und sucht nach anschaulichen und lebendigen Bildern.
Die inneren Bilder geben dem Knochengerüst Fleisch. Durch lebendiges, bildhaftes Erzählen wird das Skelett beatmet und mit neuen Kleidern ausgestattet. Je genauer der innere Bilderfilm, desto mehr geht einem Redner das, was er erzählt, in Fleisch und Blut über. Beide Gehirnhälften arbeiten zusammen. Der ganze Kopf und das ganze Wesen und Wissen eines Erzählers sind dann im

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