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Der Hund kommt - Roman

Der Hund kommt - Roman

Titel: Der Hund kommt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Noestlinger
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nicht schließen. Sein Hals war zu dick. Und den Bauch musste er gewaltig einziehen, um den Hosenzipp hochzubekommen. Aber ansonsten passten die Sachen vom Krankenhausgärtner dem Hund tadellos.
    Der Hund verließ die Holzhütte. Er ging aber nicht zum Krankenhauseingang zurück, denn er sagte sich: Vielleicht hat der Portier die Siamkatze verständigt. Vielleicht steht die Siamkatze schon beim Krankenhaustor und hält Ausschau nach mir!
    Der Hund lief, quer über den Rasen, zur Hinterseite vom Krankenhausgarten und sprang dort über den Zaun. Hinter dem Zaun war ein schmaler Weg, den galoppierte er entlang und kam zu einem breiten Weg. Den galoppierte er auch entlang und kam zu einer großen Straße.
    Der Hund lehnte sich an die eiserne Stange einer Autobus-Haltestellentafel und verschnaufte. Er schaute zum Krankenhaus zurück. Er sah das Dach vom Krankenhaus hinter den Baumkronen der großen Krankenhausgartenbäume.
    »Die Zeit im Krankenhaus«, sprach der Hund zu sich, »war alles in allem gar keine so schlechte Zeit. Aber nun beginnt ein neuer Lebensabschnitt.« Dann seufzte der Hund und murmelte ganz leise: »Leider!«
    Er hatte einen ziemlichen Bammel davor, Pflegevater von dreißig Katzenkindern zu werden.

5. Kapitel
Der Hund wird Pflegevater
    Der Hund stand ziemlich ratlos an der Straßenecke bei der Haltestellentafel. Nicht nur dass er sich vor seinem Job als Katzenkinder-Pflegevater fürchtete, er hatte auch überhaupt keine Ahnung, welche Richtung er nun einschlagen sollte. Er kannte sich ja in der Stadt nicht aus. Sollte er die Straße hinaufgehen? Oder sollte er die Straße hinuntergehen? So redete der Hund eine Henne an, die mit einer Einkaufstasche über die Straße auf ihn zukam.
    »Werte Frau«, sprach der Hund, »kennen Sie die Bognergasse?«
    »Natürlich kenne ich die«, sagte die Henne. »Die ist in der Stadt drinnen. Mitten in der Stadt.«
    »Und wo ist mitten in der Stadt?«, fragte der Hund. »Dort oder dort?« Der Hund zeigte mit einer Pfote die Straße hinauf und die Straße hinunter.
    »Dort«, sagte die Henne und zeigte zum Krankenhausdach hin. »Dort hinter dem Krankenhaus, ein gutes Stück noch.«
    »Ich bin nämlich fremd hier«, sagte der Hund.
    »Es ist trotzdem einfach«, sagte die Henne. »Sie bleiben hier stehen und warten, bis der Autobus kommt. Und in den steigen Sie ein und fahren eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs Stationen. Und dann steigen Sie aus und gehen noch eins-, zwei-, drei-, viermal um die Ecke und sind in der Bognergasse.« Die Henne nickte dem Hund zu und ging weiter.
    Zum Autobusfahren, dachte sich der Hund, brauche ich aber etwas Geld. So schaute der Hund in den Taschen vom Krankenhausgärtneranzug nach, ob da vielleicht ein bisschen Kleingeld zu finden sei. Er fand mehr als ein bisschen Kleingeld. Er fand einen Personalausweis auf den Namen Otto Ottermann, einen Bund Schlüssel, ein Feuerzeug, eine Stromrechnung und eine Brieftasche mit ziemlich vielen Geldscheinen. »Ihr seid ein echter Glücksfall«, sagte der Hund zu den Geldscheinen. »Euch borge ich mir. Da kann ich gleich Futter für meine Pflegekinder kaufen.«
    Der Hund lief die Straße hinauf, bis er zu einem Supermarkt kam. In dem kaufte er fünfzehn Dosen Katzenfutter und einen Dosenöffner.
    Als der Hund aus dem Supermarkt kam und zur Autobushaltestelle zurückgehen wollte, sah er zweierlei: Erstens sah er an der einen Straßenecke zwei Polizisten stehen und zweitens sah er an der anderen Straßenecke ein Taxi stehen.
    Der Hund flitzte zur Straßenecke, wo das Taxi stand, sprang ins Taxi und rief dem Fahrer zu: »Bognergasse 7, mitten in der Stadt!«
    Der Taxifahrer nickte und fuhr los. Weit ist es mit mir gekommen, dachte der Hund. Unerlaubtes Nächtigen in einer Schule, Amtsanmaßung als falscher Lehrer, gelogenes Kopfknurren und jetzt auch noch Diebstahl von Gärtnerkleidern und Gärtnergeld!
    Der Hund seufzte tief. Er war mit seinem Lebenswandel überhaupt nicht einverstanden.
    Die Bognergasse war eine enge Gasse, mitten in der Altstadt. Das Haus Nummer 7 war unbewohnt. Der Hund merkte es an den Fensterscheiben. Etliche Fensterscheiben waren kaputt. Und die, die heil waren, waren total verdreckt.
    »Wollen Sie am Ende die alte Bude kaufen?«, fragte der Taxifahrer den Hund.
    »Da sei der weise Urhund davor«, wehrte der Hund ab. »Bloß nicht! Ich soll hier nur die Kinder von einem Kater versorgen. Die sind auf dem Dachboden oben und haben keine Ahnung, dass ihr Papa an der Galle operiert

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