Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hund kommt - Roman

Der Hund kommt - Roman

Titel: Der Hund kommt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Noestlinger
Vom Netzwerk:
worden ist und im Krankenhaus liegt.« Der Hund gab dem Taxifahrer einen Geldschein.
    »Lassen Sie das lieber bleiben, werter Herr Hund«, rief der Taxifahrer. Er gab dem Hund ein paar Münzen zurück. Der Hund steckte die Münzen ein. Sonst gab der Hund beim Taxifahren immer ein reichliches Trinkgeld, doch mit dem Geld vom Gärtner wollte er sparsam umgehen.
    »Ich kann es leider nicht bleiben lassen«, sagte der Hund zum Taxifahrer. »Ich habe es versprochen.«
    Der Taxifahrer deutete zum Haustor hin. Dort klebte ein Schild:
    EINSTURZGEFAHR!
    BETRETEN STRENGSTENS
    VERBOTEN!
    stand auf dem Schild.
    »Der Kater ist schließlich auch raus und rein«, sagte der Hund.
    »Aber ein Kater, auch ein fetter«, sagte der Taxifahrer, »ist ein Fliegengewicht gegen Sie, werter Herr Hund.«
    Der Hund seufzte und murmelte: »Versprochen ist versprochen.« Er nahm die Tragetasche mit den Katzendosen unter den Arm, kletterte aus dem Taxi und ging tapfer dem Haustor zu.
    »Das schau ich mir an!«, rief der Taxifahrer. Er stellte den Motor ab, stieg aus dem Taxi und ging hinter dem Hund her.
    Der Hund öffnete das Haustor. Das Haustor knarrte laut und allerhand Mauerwerk rieselte auf den Hund herab.
    »Lassen Sie es bleiben«, warnte der Taxifahrer. Der Hund schüttelte den Schädel und marschierte den Hausflur entlang. Der Taxifahrer marschierte hinter ihm her. Sie kamen zu einer Wendeltreppe. Vorsichtig stieg der Hund auf die erste Stufe. Die Stufe knarrte. Noch vorsichtiger stieg der Hund auf die zweite Stufe. Die Stufe krachte. Der Hund hob ein Hinterbein und stellte es auf die dritte Stufe. Die Stufe brach unter seiner Pfote ein.
    »So geht es nicht«, sagte der Hund und trat den Rückzug an.
    »Hab ich ja gleich gesagt«, rief der Taxifahrer.
    »Es muss aber irgendwie gehen«, sagte der Hund. Kurz dachte er nach, dann rief er: »Ich hab’s schon! Ich versuche es über das Dach vom Nachbarhaus!«
    »Das schau ich mir an«, sagte der Taxifahrer und folgte dem Hund – aus dem Haus hinaus und ins Nachbarhaus hinein.
    Das Nachbarhaus war nicht baufällig. Der Hund stieg die Treppe hinauf, der Taxifahrer folgte ihm. Als sie bei der Dachbodentür oben waren, ging im Stockwerk darunter eine Wohnungstür auf und eine fette, weiße Hündin kam die Treppe hoch. In der einen Vorderpfote schwang sie einen Fleischklopfer und in der anderen Vorderpfote hatte sie eine gusseiserne Bratpfanne. »Hab ich euch Gesindel endlich erwischt«, kreischte sie. »Na, wartet nur, jetzt hat euer letztes Stündchen geschlagen.«
    Der Hund flitzte in den Dachboden, der Taxifahrer flitzte hinter ihm her.
    Auf dem Dachboden war es dämmrig. Der Hund verkroch sich hinter altem Gerümpel. Der Taxifahrer versteckte sich hinter einer Wäscheleine mit Leintüchern.
    Die fette, weiße Hündin blieb bei der Dachbodentür stehen. »Seit vier Wochen lauere ich auf euch«, keifte sie.
    »Gute Frau, das muss ein Irrtum sein«, rief der Hund hinter dem Gerümpel hervor. »Ich beschwöre es! Wir sind wirklich zum ersten Mal hier!«
    »Einen Schmarrn«, keifte die Hündin. »Jede Nacht kommt ihr und stehlt mir was. Vorgestern war’s meine Pendeluhr! Vorvorgestern war’s mein Nachttopf. Und die Nacht davor waren’s drei Sofakissen. Bloß gestern wart ihr nicht da!«
    »Das waren nicht wir, Ehrenwort«, rief der Hund. Er konnte sich gut ausrechnen, wer sich da altes Dachgerümpel besorgt hatte. Garantiert war der Kater über das Dach herübergekommen und hatte sich ein paar Sachen für seinen Hausstand besorgt.
    »Das Ehrenwort von Dieben ist keinen Pfifferling wert«, keifte die Hündin.
    »Und übrigens, gute Frau«, rief der Hund, »warum greinen Sie so? Wenn Sie die Sachen auf dem Dachboden abgestellt haben, dann brauchen Sie den Kram doch sowieso nicht!«
    »Eigentum bleibt Eigentum«, keifte die Hündin. Und dann rief sie: »Ach, was streite ich mich mit euch Gesindel denn überhaupt herum.« Sie schlug die Dachbodentür zu und drehte den Schlüssel im Schloss. »Mit Gaunern wie euch wird die Polizei besser fertig«, brüllte sie und lief die Treppe hinunter.
    Der Taxifahrer kam hinter der Wäscheleine hervor und lachte. »So was von einer alten Keifmadam«, kicherte er.
    »Sie finden das lustig?«, fragte der Hund. Seine Stimme war ziemlich zittrig.
    »Aber natürlich«, kicherte der Taxifahrer. »Die Polizei soll ruhig kommen. Ich bin ein unbescholtener Taxifahrer und habe nichts Unrechtes getan.«
    »Aber ich bin ein bescholtener Hund und habe in letzter Zeit

Weitere Kostenlose Bücher