Der Hund kommt - Roman
Hund. »Es geht darum, dass wir von hier wegmüssen. Dass ich aber nicht über die Treppe kann, weil ich zu schwer bin. Wir brauchen einen anderen Weg nach unten!«
Die kleine weiße Katze nickte. Sie kniff die Augen zusammen und dachte nach.
Eine kleine schwarze Katze kroch aus dem Katzenhaufen, tapste auch ein paar Schritte auf den Hund zu und mauzte: »Sie ist gar nicht so klug. Sie tut nur immer so! Weil sie Papas Liebling ist! In Wirklichkeit bin ich klüger. Und ich kenne auch einen zweiten Weg nach unten.« Die kleine schwarze Katze sprang zu einem Kamin hin und legte die Pfote auf die Kamintür. »Von hier aus geht es auch nach unten. Aber leider ohne Treppen.«
»Du bist wirklich ein kluges Kind«, rief der Hund. Er stand vom Sofa auf und ging zum Kamin. Die Kamintür war sehr klein. Nicht einmal den Schädel konnte der Hund in den Kamin stecken.
»Da hilft nur rohe Gewalt«, murmelte der Hund, riss die Kamintür aus den Angeln und trat mit einer Hinterpfote so lange gegen die Kaminmauer rund um das Türloch, bis die Ziegelsteine nachgaben und so viele von ihnen in den Kamin purzelten, dass ein Loch entstand, das auch für den Hund groß genug zum Hineinschlüpfen war.
Dann nahm der Hund ein altes Wäscheseil, das neben dem Kamin lag. Das eine Ende vom Wäscheseil legte er, wie einen Gürtel, um den Kamin und knotete es fest. Das andere Seilende ließ der Hund in den Kamin gleiten. Mindestens sechs Meter Wäscheseil baumelten in den rußschwarzen Schacht hinunter.
»So, liebe Kinder«, sprach der Hund, als er das geschafft hatte. »Ich klettere jetzt hinunter, und wenn ich unten bin, dann rufe ich nach euch, und dann kommt ihr mir nach. Klettern könnt ihr doch, oder?«
»Kann ich«, sagte die weiße Katze.
»Kann ich«, sagte die schwarze Katze.
»Können wir auch«, mauzte der Katzenhaufen, der jetzt gar nicht mehr zitterte.
Der Hund stieg in den Kamin. Kohlrabenschwarz war es um ihn herum. Ziemlich eng war der Kamin auch. Der Hund kletterte, am Wäscheseil entlang, abwärts. Viel Ruß kam ihm ins Maul und in die Nase. Er musste husten und niesen. Endlich bekam er Boden unter die Füße. Mit den Vorderpfoten tastete er die Kaminwände ab und spürte zwischen rauem Mauerwerk ein Stück glattes Blech.
Das muss die untere Kamintür sein, dachte der Hund. Er hob eine Hinterpfote und trat gegen das Blech. Zehnmal und mit aller Kraft trat er, dann gab das Blech nach. Die Kamintür schwang auf und ein bisschen Licht drang zum Hund herein.
Der Hund trat wieder, so wie er es auf dem Dachboden gemacht hatte, gegen das Mauerwerk rund um das Türloch, doch diesmal war die Mauer viel dicker und viel fester. Sie gab nicht nach. So drehte sich der Hund um, stützte sich mit den Hinterpfoten an der gegenüberliegenden Mauer ab und presste sein Hinterteil gegen das Kamintürloch. Er presste so stark, dass ihm der Schweiß am ganzen Leibe ausbrach und die Tränen in die Augen traten. Und er hatte Erfolg. Ziegel fielen aus der Mauer, hell wurde es um ihn herum, er machte einen Purzelbaum rückwärts und saß mitten in einem großen Zimmer auf dem Fußboden.
Gern wäre er ein wenig sitzen geblieben und hätte verschnauft, doch er rappelte sich hoch, wankte zum Kamin und brüllte hoch: »Ihr könnt kommen, Kinder, aber schön brav, eins nach dem andern. Nur nicht drängeln!«
Kaum eine Minute später waren dreißig kohlrabenschwarze Katzenkinder um den Hund herum. Alle waren sie kohlrabenschwarz. Die weißen, die gefleckten, die geringelten und die getigerten auch. Der Ruß hatte sie eingefärbt. Und der Hund war genauso kohlrabenschwarz.
Das Zimmer hatte ein Fenster zum Hof hin. »Mir nach«, rief der Hund und sprang aus dem Fenster.
Die dreißig Katzenkinder wieselten hinter dem Hund her, aus dem Fenster, quer durch den Hof, über die Abfalltonnen und eine Mauer in einen anderen Hof, durch einen Hausflur über eine Gasse und durch ein offenes Kellerfenster in einen Kohlenkeller hinein. Total erschöpft sanken der Hund und die Katzen dort auf einen großen Kohlenhaufen.
»Alles abzählen«, sagte der Hund. »Oder könnt ihr nicht bis dreißig zählen?«
»Nur bis zehn«, sagte die Katze, die den guten Einfall mit dem Kamin gehabt hatte.
»Dann dreimal bis zehn abzählen«, sagte der Hund.
Die Katzen zählten dreimal bis zehn ab. Keine war verloren gegangen.
»Und jetzt schlafen wir ein wenig«, sagte der Hund. »Weil wir alle nämlich sehr erschöpft sind.«
»Wir sind zu hungrig«, mauzte die Katze, die
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