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Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand

Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand

Titel: Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Jonasson
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herauszuprügeln, was mit Bolzen und seinem Koffer passiert war.
    Aronsson griff zum Hörer und rief den Leiter der Ermittlungen in Eskilstuna an. Staatsanwalt Conny Ranelid hatte sich anfangs nicht so sehr für den Fall interessiert, doch sein Interesse stieg mit jeder neuen Komplikation, die Aronsson zu vermelden hatte.
    »Verlieren Sie jetzt bloß Gerdin und seinen Handlanger nicht aus den Augen«, mahnte Staatsanwalt Ranelid.
    * * * *
    Die Schöne Frau stellte zwei ICA-Tüten mit Lebensmitteln in den Kofferraum ihres Passat und trat die Heimfahrt nach Sjötorp an.
    Humpen folgte ihr in sicherem Abstand. Als sie auf die Landstraße fuhren, rief er sofort den Chef an (auf dem Prepaid-Handy natürlich, denn Humpen besaß doch einen gewissen Selbsterhaltungstrieb), um Automarke und Kennzeichen der Rothaarigen durchzugeben. Außerdem versprach er, sich später wieder zu melden.
    Die Fahrt führte aus Rottne hinaus, aber kurz hinter der Ortschaft bog die Rothaarige auf einen Waldweg ab. Humpen erkannte die Stelle gleich wieder: Hier war er das letzte Mal bei einer Orientierungsfahrt gelandet, bei der seine damalige Freundin die Kartenleserin machte – nach der Hälfte der Strecke war sie darauf gekommen, dass sie die Karte verkehrt herum hielt.
    Der Weg war trocken, und das Auto der Rothaarigen wirbelte Staubwolken auf. Humpen konnte ihr daher unbemerkt folgen und musste dabei nicht mal ihr Auto im Auge behalten. Dummerweise verschwand die Staubwolke nach ein paar Kilometern. Verdammt! Humpen trat aufs Gas, aber weit und breit keine Wolke mehr in Sicht.
    Erst befiel ihn die Panik, aber dann beruhigte er sich. Die Alte musste irgendwo auf dieser Strecke abgebogen sein. Er musste also nur umdrehen und suchen.
    Nach einem knappen Kilometer glaubte Humpen des Rätsels Lösung gefunden zu haben. An einer Stelle stand nämlich ein Briefkasten, und dort zweigte auch ein Weg nach rechts ab – hier musste sie reingefahren sein!
    Angesichts der Entwicklung, die die Dinge gleich nehmen sollten, war Humpen vielleicht ein bisschen übereifrig. Er riss nämlich hastig das Steuer herum und donnerte mit seinem Auto den kleinen Weg hinunter, wo immer er hinführen mochte. Den Gedanken an Vorsicht und Diskretion hatte er irgendwo da oben beim Briefkasten abgegeben.
    Dann ging also alles sehr schnell, und bevor Humpen wusste, wie ihm geschah, war der Weg zu Ende, und er stand auf einem Hof. Wäre er nur einen Hauch schneller gefahren, hätte er nicht mehr bremsen können, sondern wäre direkt gegen den Alten gefahren, der dort stand und einen … einen … Elefanten fütterte?
    * * * *
    Allan hatte in Sonja schon bald eine neue Freundin gefunden. Sie hatten ja auch so einiges gemeinsam. Ersterer war eines Tages aus dem Fenster geklettert und hatte seinem Leben so eine neue Richtung gegeben, während Letztere mit demselben Ergebnis in einen See gewatet war. Außerdem hatten sich beide vorher gründlich die Welt angesehen. Und Sonja hatte so ein zerfurchtes Gesicht, fand Allan, sie sah aus wie eine kluge Hundertjährige.
    Ihre Zirkuskunststückchen führte Sonja sicher nicht jedem Dahergelaufenen vor, aber dieser Alte war ihr sympathisch. Er fütterte sie mit Obst, kratzte ihr den Rüssel und plauderte immer so freundlich mit ihr. Sie verstand zwar nicht allzu viel von dem, was er da erzählte, aber das machte ja nichts. Es gefiel ihr trotzdem. Wenn der Alte Sonja also bat, sich hinzusetzen, setzte sie sich hin, und wenn er sie bat, sich im Kreis zu drehen, tat sie auch das gern. Sie zeigte ihm sogar, dass sie auf den Hinterbeinen stehen konnte, obwohl der Alte das Kommando gar nicht kannte. Dass sie für ihre Mühe hinterher ein, zwei Äpfel bekam und noch eine Extra-Krauleinheit für den Rüssel raussprang, war nur ein Bonus. Sonja war nicht wirklich käuflich.
    Die Schöne Frau saß unterdessen gern mit Benny und Buster auf der Verandatreppe, mit jeweils einer Tasse Kaffee für die Zweibeiner und Leckerli für den Hund. Dann sahen sie zu, wie Allan und Sonja auf dem Hof ihre Beziehung vertieften, während Julius stundenlang am See stand und Barsche angelte.
    Die Frühlingswärme hielt weiter an. Nach einer ganzen Woche Sonnenschein war in den Wettervorhersagen immer noch von einem Hoch die Rede.
    Benny, der neben allem anderen auch noch beinahe Architekt war, hatte blitzschnell skizziert, wie der Bus, den die Schöne Frau gerade gekauft hatte, eingerichtet werden müsste, um Sonja zu gefallen. Als die Schöne Frau überdies begriff,

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